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Eigentlich ist es selbstverständlich. Wer in einem Supermarkt einkauft, der muss für die ausgewählte Ware bezahlen.
© Marcel Kusch / dpa

Künstlergruppe "Peng!": Berliner Aktivisten rufen zum Klauen auf

Die Berliner Künstlergruppe „Peng!“ ruft dazu auf, Lebensmittel aus Supermärkten zu stehlen und das eingesparte Geld zu spenden. Sie will damit gegen unfaire Handelsbedingungen protestieren.

Unter dem Titel „Deutschland geht klauen!“ sowie unter dem Motto „Supermärkte klauen - wir klauen zurück“ rufen die Aktivisten der Berliner Künstlergruppe "Peng!" zum Diebstahl von Nahrungsmitteln in großen Supermarktketten auf. Statt an der Kasse für Bananen, Tee, Schokolade oder Orangensaft zu bezahlen, sollten Kunden das Geld direkt an die Gewerkschaften in den produzierenden Ländern spenden, heißt es in einem seit Mittwochabend in sozialen Netzwerken verbreiteten Video der Aktivistengruppe. Mit der Aktion soll gegen Menschenrechtsverletzungen und ungerechte Arbeitsbedingungen in den Erzeugerländern protestiert werden.

Der „Peng!“-Aktivist mit dem Künstlernamen Jil Schneider räumte am Donnerstag im RBB-Hörfunksender „Radio Eins“ ein, dass mit der Aktion zu einer Straftat aufgerufen werde. Er sei sich auch bewusst, dass die Kampagne etwa in sozialen Netzwerken heftig kritisiert werde. Zugleich verwies er darauf, dass große Supermarktketten an der Ausbeutung von Arbeitskräften beteiligt seien. Um etwa ein Kilo Orangen für 99 Cent zu verkaufen, würden in den Erzeugerländern Hungerlöhne gezahlt. Selbst auf europäischen Obst- und Gemüseplantagen würden Arbeitskräfte mitunter nur „45 Cent pro Stunde“ verdienen und später „abgeschoben werden“, sagte Schneider. Als Konsument sei man an einem System beteiligt, in dem Menschenrechte unterwandert und Hungerlöhne gezahlt würden. Dass sich darüber kaum aufgeregt werde, sei „bigott“, verteidigte Schneider die Aktion.

Aktivisten sind schon häufiger mit umstrittenen Aktionen aufgefallen

In dem Aufruf der Aktivistengruppe heißt es wörtlich: „Die vier großen Discounter Lidl, Edeka, Aldi und Rewe bestehlen täglich ihre Produzent*innen, denn sie verhindern Gewerkschaften, zahlen Hungerlöhne und befördern die Verletzungen von Menschenrechten.“ Solange es keine Gesetzesänderung gebe, werde dies auch so bleiben. „Deshalb kehren wir die Ausbeutung symbolisch um. Wir klauen gezielt Produkte und geben das Geld dafür dorthin, wo es hingehört: an Gewerkschaften im globalen Süden“, betonte die Gruppe.

Die „Peng!“-Aktivistengruppe versucht regelmäßig - ähnlich wie die Berliner Künstlergruppe „Zentrum für Politische Schönheit“ - mit umstrittenen Aktionen auf politische Missstände aufmerksam machen. Erst Ende November hatte „Peng!“ mit der Aktion „Die Rückkehr der Entmieteten“ Schlagzeilen gemacht. Ein eigens programmierter Bot rief damals automatisiert eine Woche lang mehrmals am Tag und zu verschiedenen Uhrzeiten bei „besonders skrupellosen“ Immobilienfirmen und Hauseigentümern an und spielte die Schicksale der von ihnen verdrängten Mieter ab. Auf diese Art und Weise sollten laut Künstlerangaben „die Geister der Vergangenheit die ehemaligen Vermieter heimsuchen“. Angerufen wurden Büro- und Privatnummern der Vermieter bis zu 20 Mal pro Tag zu jeder Tages- und Nachtzeit. (epd)

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