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Luke Skywalker oder Berlinale? 1978 wollte der Zoo-Palast lieber "Krieg der Sterne" zeigen als das Film-Festival.
© IMAGO

Film-Premiere in Berlin vor 40 Jahren: Berlinale geht nicht, hier läuft Star Wars

Star Wars feiert heute Premiere im Zoo-Palast - aber Moment, da war doch was: Beim Start 1978 hätte „Krieg der Sterne“ fast die Berlinale aus dem Kino vertrieben.

Am 10. Januar 1978 schockierte der Tagesspiegel mit einer Schlagzeile die Cineastenwelt: „Berlinale diesmal ohne Zoo-Palast“. Seit 1957, dem Jahr seiner Eröffnung, hatte der Kinotempel den Filmfestspielen treue Dienste geleistet. Unzählige Stars waren durch seine Eingangstüren geschritten, und diese schöne Tradition sollte jetzt schnöde beendet werden? Und dies durch einen Film, der nie und nimmer auf dem Festival gezeigt worden wäre? „Krieg der Sterne“.

Aber genaugenommen war Wolf Donner, seit dem Vorjahr Chef der Berlinale, selbst schuld. Warum musste er auch das Festival in den Winter verlegen, erstmals eben 1978. Andererseits: Der Film von George Lucas sollte in Westdeutschland und West-Berlin an sich schon im Vorjahr, kurz nach der US-Premiere, starten. Der unerwartete Riesenerfolg führte dann allerdings dazu, dass dem US-Verleih 20th Century Fox die Kopien knapp wurden und er den deutschen Start auf den 10. Februar 1978 verschob.

Der Tagesspiegel-Bericht vom 10. Januar 1978

Zudem waren mit den Kinobetreibern angesichts des zu erwartenden Publikumsansturms neue Verträge zu schließen. Der Februar-Termin war nun aber verdammt dicht dran an der Berlinale-Eröffnung am 22. Februar, sodass Max Knapp, Betreiber des Zoo-Palasts, gegenüber der Festivalleitung nur bedauernd die Schultern zucken konnte: „Geht diesmal nicht.“ Schließlich hatte er für den Lucas-Film, der nur in seinem Haus laufen sollte, eine ununterbrochene Laufzeit von zehn Wochen garantiert. Vertrag stand da gegen Tradition, die Gewinnerwartungen von Verleih und Kino gegen die Sehgewohnheiten des Publikums und der Festivalgäste, denen man nach den glamourösen Jahren im Zoo-Palast kaum wieder die vergleichsweise bescheidenen, zumal viel kleineren Kinos der Umgebung zumuten konnte.

Aber genau das wurde nun erwogen, zumal alle Vermittlungsversuche, „zum Teil auf höchster Ebene unternommen“, wie der Tagesspiegel schrieb, ergebnislos geblieben waren.

Eine Alternative musste her, die naheliegendste war der Gloria-Palast, nur mit 800 Plätzen statt der über 1200 Plätzen im Zoo-Palast. Immerhin verfügte auch er über Festival-Erfahrung, war Mitte der fünfziger Jahre auch schon mal Hauptkino der Berlinale gewesen. Aber der Gloria-Palast war nur eine von diversen Varianten, die in diesen durch den „Krieg der Sterne“ so dramatischen Tagen durchgespielt wurden.

Verhandlungen in Los Angeles, Frankfurt am Main und Berlin

Wolf Donner selbst reiste damals gerade durch Süd- und Nordamerika, um sich potentielle Festivalfilme anzusehen, machte dabei einen Abstecher nach Los Angeles, was sich beim Entwirren des Durcheinanders als hilfreich erwies. So konnte er mit den Fox-Bossen direkt verhandeln. Parallel gab es in Frankfurt am Main intensive Gespräche zwischen Fox-Vertretern und Max Knapp sowie in Berlin wiederum zwischen Knapp und dem Regierenden Bürgermeister Dietrich Stobbe.

Fallrückzieher

Und so konnte zu guter Letzt der Tagesspiegel am 25. Januar erleichtert melden : „Filmfestspiele doch im Zoo-Palast“. Ein Kompromiss war gefunden worden: Der Verleih vereinbarte mit Knapp einen Rücktritt vom Vertrag, während dieser, wie er sagte, eine „faire Vereinbarung mit dem Senat“ erzielte, was immer das heißen sollte. Als neues Kino wurde das „Royal“ im Europacenter gefunden. Jeder Film durfte nur in einem Kino pro Stadt gezeigt werden, lief dann allerdings endlos – damals war das so üblich. Die Berlinale aber startete pünktlich im Zoo-Palast und endete auch dort – mit Steven Spielbergs „Unheimliche Begegnung der dritten Art“.

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