Die Pläne von Tesla in Berlin: Der große Bluff?
Tesla will in Berlin ein Entwicklungszentrum einrichten – aber angeblich nicht im Euref-Gasometer, wie bislang kolportiert wurde.
Verwirrung rund um den Gasometer in Schöneberg. Aus Kreisen des Euref-Campus und der Politik war in den vergangenen Wochen die Information verbreitet worden, dass Tesla in den ausgebauten Gasometer ziehen will. Und zwar zum 1. Juli 2023 mit 2000 Arbeitsplätzen auf 35 000 Quadratmeter neu geschaffener Bürofläche. Nachdem sich der Elektroautohersteller bislang zu dem Thema nicht äußern wollte, ist nun in Konzernkreisen zu hören, man habe kein Interesse am Gasometer und werde „definitiv“ nicht einziehen. Beim Euref heißt es wiederum dazu, über die Pläne von Tesla-Chef Elon Musk werde grundsätzlich nur ein kleiner Kreis eingeweiht. Euref-Eigentümer Reinhard Müller äußert sich nicht offiziell. Müller hatte dem Tagesspiegel gesagt, er habe zwei Interessenten aus dem Bereich „Mobilitätsdienstleistungen“ für den Gasometer, dürfe diese aber nicht nennen.
Bis Ende September soll Klarheit sein
Tesla will nach Aussage von Musk ein „Engineering & Design Center“ in Berlin einrichten. Im brandenburgischen Grünheide baut der US-Konzern derzeit sein erstes europäisches Autowerk. Mit dem Euref hat Tesla schon länger Kontakt, derzeit werden auf dem Gelände zwölf Supercharger aufgebaut, Schnellladesäulen für Tesla-Fahrzeuge, die auch Euref-Chef Müller fährt. „Wir nennen im Laufe von Vertragsverhandlungen nie den Namen von eventuellen Vertragspartnern“, lässt der Euref offiziell zu den Tesla-Spekulationen verlauten. Bis Ende September erwartet Euref-Chef Müller Klarheit in zwei Punkten: Darf er den Gasometer, wie von ihm beantragt, bis auf den obersten Ring zubauen oder setzt der Denkmalschutz das Offenhalten von zwei Ringen durch? Und wer zieht ein in das Anfang des vergangenen Jahrhunderts entstandene Industriedenkmal, für dessen Ausbau Müller nach eigenen Angaben 200 Millionen Euro veranschlagt?
Kongresszentrum in der Jauch-Kuppel
Dieses Investment, so hatte Müller dem Tagesspiegel gesagt, rechne sich nur, wenn er 35 000 Quadratmeter Bürofläche bekomme, also bis zum obersten Ring zubauen dürfe. Andernfalls wolle er das Projekt Gasometer-Ausbau fallen lassen. Gleichwohl finden derzeit schon vorbereitende Maßnahmen statt, so wird mit Bohrungen der Baugrund untersucht, unter dem Gasometer ist eine Tiefgarage vorgesehen. Im Erdgeschoss plant Müller eine Konferenzzone. Die bislang dort stehende Jauch-Kuppel – benannt nach Talkmaster Günther Jauch, der dort ein paar Jahre lang Sonntagabend über Politik diskutierte – wird nach Düsseldorf verfrachtet, wo Müller einen ähnlichen Campus baut wie in Berlin: Unternehmen und Forschungsinstitute siedeln sich in diesen „Laboren der Energiewende“ an und profitieren vom Campus-Spirit.
Damit war Müller, der das Areal in Schöneberg 2007 für schätzungsweise eine Million Euro von der Gasag gekauft hatte, nach Anlaufschwierigkeiten erfolgreich. Demnächst zieht die Gasag in einen Neubau auf dem Gelände, ebenso der Bundesverband Erneuerbare Energien und Teile der Deutschen Energieagentur. End- und Höhepunkt der Euref-Entwicklung soll der Ausbau des Gasometers sein. Und wenn ein Konzern wie Tesla als Mieter in Betracht kommt, kann kaum jemand gegen den Zubau sein.
Statt 165 000 gibt es 135 000 Quadratmeter
Der Baustadtrat von Tempelhof-Schöneberg steht an der Seite Müllers und plädiert für die Bebauung des 78 Meter hohen Gasometers bis auf das letzte Feld. Wegen der Bedenken des Denkmalschutzes und der buchstäblich herausragenden Bedeutung des Projekts möchte Stadtrat Jörn Oltmann (Grüne) aber eine Senatsentscheidung über die Höhe der Bebauung. Für den Denkmalschutz ist Kultursenator Klaus Lederer (Linke) zuständig. Lederer und die jetzige Bausenatorin Katrin Lompscher hatten vor gut vier Jahren, damals als Abgeordnete der Linken-Fraktion, 16 Fragen an den Senat zum Stand der Baumaßnahmen auf dem Euref-Campus gestellt. Das Immobilienprojekt war häufig umstritten, mal verweigerte der Bezirk eine Genehmigung, die es dann vom Senat gab, mal gab es Streit über die sogenannte Planstraße, die auf Kosten Müllers gebaut werden und die verkehrliche Erschließung des 5,5 Hektar großen Areals mit 165 000 Quadratmeter Büroflächen und mehr als 5000 Arbeitsplätzen gewährleisten sollte. „Was ist dem Senat darüber bekannt, warum der Projektentwickler seiner Pflicht aus dem städtebaulichen Vertrag seit Jahren nicht nachkommt?“, lautete eine der Lederer/Lompscher-Fragen. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher schrieb damals, „der Senat hält den Bau der Planstraße für die Vollentwicklung des Euref-Areals bis zu 165 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche für unabdingbar“. Auch Müller, habe bestätigt, „dass er an dem Bau der Planstraße bei Vollentwicklung des Quartiers festhält“.
Kürzlich präsentierte Oltmann dem Stadtentwicklungsausschuss ein neues Gutachten, wonach die Straße nicht gebraucht wird. Müller spart Geld, baut aber die Torgauer Straße zur Fahrradstraße aus und macht die Eisenbahnbrücke, die vom S-Bahnhof Schöneberg auf das Gelände führt, begehbar. Dazu verzichte er auf 30 000 Quadratmeter, es gibt also nur 135 000 Quadratmeter Bürofläche. Inklusive 35 0000 im Gasometer. Für welchen Mieter auch immer.
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