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Besucher konnten sich im Roten Rathaus zu Ehren Weizsäckers ins Kondolenzbuch eintragen.
© Hannah Hauer

Kondolenzbuch für Altbundespräsident: Berlin trauert im Roten Rathaus um Weizsäcker

Richard von Weizsäcker war nicht nur einer der beliebtesten Bundespräsidenten Deutschlands, sondern auch Regierender Bürgermeister der Hauptstadt. Am heutigen Dienstagmorgen konnten die Berliner an seinem ehemaligen Arbeitsplatz ihre Anerkennung kundtun.

Deutschland hat einen wertvollen Menschen verloren: Am vergangenen Samstag ist Richard von Weizsäcker im Alter von 94 Jahren verstorben. Am Dienstag ab 11.30 Uhr konnte man sich im Roten Rathaus vom dem ehemaligen Bundespräsidenten und Regierenden Bürgermeister noch einmal verabschieden und einige Worte ins Kondolenzbuch schreiben.

DDR-Ministerpräsident Modrow und Weizsäcker pflegten Kontakt

Im prunkvollen Säulensaal erwiesen ihm alte Bekannte, langjährige Bewunderer und zufällig eingetroffene Bewohner der ganzen Republik die letzte Ehre. Unter ihnen auch der ehemalige Ministerpräsident der DDR Hans Modrow, dessen Amtszeit, genau wie Weizsäckers, in die Wiedervereinigung fiel. Kennen gelernt haben sie die beiden Politiker in den 80er Jahren während eines Besuches des ehemaligen Bundespräsidenten in Dresden. Kurz nach dem Mauerfall im Dezember 1989 saßen sie gemeinsam mit dem Staatsratvorsitzenden Manfred Gerlach und der neue Ost-CDU-Vorsitzender Lothar de Maizière beim Adventsingen in der Nikolaikirche in Potsdam. Seitdem pflegten die zwei ständigen Kontakt, beruflich sowie auch privat. Als Modrow die Nachricht des Todes erreichte, war er sehr ergriffen. Ins Kondolenzbuch hat er nur zwei Worte geschrieben: „Danke“ und „Respekt“. „Danke, weil wir gemeinsam an der Wiedervereinigung gearbeitet haben. Großen Respekt habe ich vor seiner einzigartigen Persönlichkeit“, erklärt Modrow. Manchmal reichen eben schon wenige Worte, um alles zu sagen.

Auch Ex-Ministerpräsident der DDR Modrow kondoliert: „Danke und Respekt".
Auch Ex-Ministerpräsident der DDR Modrow kondoliert: „Danke und Respekt".
© Hannah Hauer

Die Besucher schätzen Beitrag zur Wiedervereinigung

„Betroffenheit“ fasst womöglich am besten die andächtige Stimmung am Dienstagmorgen im Roten Rathaus zusammen. Einige Besucher hatten sogar Tränen in den Augen. „Weizsäcker hatte Sicherheit und Geborgenheit ausgestrahlt“, berichtet die 80-jährige Berlinerin Karin Schulz. Viele der Anwesenden, so auch Mechthild Asamski und Ulrich Meine aus Aerzen bei Hameln, erzählen, wie sie ihn als großen Staatsmann bewundert hätten, fasziniert von seiner Art zu sprechen und aufzutreten. Sabine Paatz, die sich selbst als Mauerkind bezeichnet, schätze Weizsäcker für seinen Einsatz zur Wiedervereinigung. Unter den ersten Kondolierenden befanden sich auch Renata und Christoph Weidlich, die seit über 55 Jahren zu den langjährigen Bekannten des ehemaligen Bundespräsidenten zählten. Herr Weidlich war damals im Wahlkampfteam zur Bürgermeisterwahl und Frau Weidlich war 20 Jahre Mitarbeiterin im Hotel am Steinplatz, in dem Weizsäcker gewohnt hatte. „Er war sehr menschennah. Einmal hat er sich sogar bei einer offiziellen Veranstaltung aus dem Pulk gelöst, nur um mich zu begrüßen“, erinnert sich Renata Weidlich.

Ob man nun Richard von Weizsäcker beruflich, privat oder nur aus den Medien kannte, in einem waren sich alle einig, nämlich dass es gut wäre, mehrere solcher Persönlichkeiten in der Politik zu haben.

Hannah Hauer

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