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Die U7 soll für fast 1,3 Milliarden Euro ausgebaut werden
© imago/STPP
Update

Pläne für den U-Bahn-Ausbau in Berlin: Berlin stellt Weichen für Verlängerung der U7 – keine Erweiterung der U8 und U6

Der Senat einigt sich auf eine Kosten-Nutzen-Analyse für die Verlängerung der U-Bahnlinie 7 zum BER und nach Spandau. Zwei andere Projekte sind vom Tisch.

Der Berliner Senat hat beschlossen, zwei Nutzen-Kosten-Analysen (NKU) für den Ausbau der U7 auf den Weg zu bringen. Für die Verlängerung zum BER sowie nach zur Heerstraße.

Darauf einigten sich SPD, Grüne und Linke am Dienstag bei einer Sitzung des Senats. Diese beiden Projekte hätten die beste Bewertung bekommen, insgesamt waren vier Verlängerungen untersucht worden, dies war 2018 beschlossen worden.

Die anderen beiden Projekte waren der Ausbau der U8 ins Märkische Viertel und der U6 zum ehemaligen Flughafen Tegel. Auf dem Gelände sollen mit der "Urban Tech Republic" bald Unternehmen und eine Hochschule angesiedelt werden. Außerdem sollen dort Wohnungen entstehen. Beides ist nun erst Mal vom Tisch.

Die Analysen zur U7 werde zweieinhalb bis drei Jahre dauern, sagte Verkehrssenatorin Regine Günther am Dienstag in einer Pressekonferenz nach der Senatssitzung. Dann entscheidet sich auch, ob sich der Bund finanziell am Ausbau der U-Bahn beteiligen kann.

Bis zu 80 Prozent der Kosten der U7-Verlängerung könnten dann übernommen werden. Eine NKU ist Bedingung für den Ausbau von U-Bahnlinien. Abgewogen werden dabei die Kosten und die Zahl der möglichen Fahrgäste.

Trotz Bedenken hat sich auch die Linkspartei dem gemeinsamen Plan gefügt. Bislang hatte sich vor allem die SPD für die U-Bahn eingesetzt, die anderen Parteien eher für die Straßenbahn.

SPD-Landeschef Raed Saleh begrüßte die Entscheidung am Dienstag: "Der Schritt des Senats ist klug und zeigt Weitblick. U-Bahnen baut man für Generationen. Ich freue mich sehr, dass wir jetzt erste Schritte im U-Bahnausbau gehen. Weitere müssen und werden folgen." U-Bahn-Bau dauert aber lange, rechnete Günther vor: Nach den drei Jahren für die NKU folgen noch mal 12 bis 15 Jahre für Planung und Bau, "wenn niemand klagt". Schon bei der Straßenbahn müsse man mittlerweile mit acht Jahren rechnen.

Zu wenig Fahrgäste, zu hohe Baukosten

Bei den Verlängerungen der U8 und der U6 kamen bereits vor einer Nutzen-Kosten-Analyse Zweifel auf, wie Günther erklärte. Bekanntlich wird um den Anschluss des Märkische Viertel seit Jahrzehnten gestritten. Günther sagte, dass der Ausbau teuer wäre und nur wenig Nutzen hätte. Erwartet würden 25.000 Fahrgäste, auf dem letzten Stück bis zur Endstation würden nur 5000 Fahrgäste fahren, das ist zu wenig für eine U-Bahn.

Bei der U6 zur Urban Tech Republic gibt es erhebliche technische Schwierigkeiten. So müsste für den Bau das Einkaufszentrum Clou abgerissen werden, sagte Günther, zudem wäre der Kurt-Schumacher-Platz auf lange Zeit eine Baugrube.

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Der Bau würde 170 Millionen Euro pro Kilometer kosten, das ist fast doppelt soviel wie für einen Kilometer zum BER. Nur 15.000 bis 20.000 Fahrgäste werden erwartet. Fazit: "Das kommt nicht in Frage", sagte Günther bei der Senatspressekonferenz im Anschluss an die Senatssitzung.

Eine Sonderrolle nimmt die Verlängerung der Dahlemer U-Bahn U3 bis zum Mexikoplatz ein. Günther kündigte für diese relativ kurze und günstige Verknüpfung eine zusätzliche Senatsvorlage noch im März dieses Jahres an. Die U3-Verlängerung sei "sehr vielversprechend", sagte die Senatorin.

704 Millionen Euro für U7-Verlängerung zum BER

Laut einer Machbarkeitsuntersuchung der Verkehrsverwaltung würde die bevorzugte Trassenvariante der U7-Verlängerung vom Rathaus Spandau zur Heerstraße 4,26 Kilometer lang werden, fünf neue Stationen umfassen und 578 Millionen Euro kosten. Alle Details für die U-Bahn in Berlin-Spandau lesen Sie hier kompakt im Tagesspiegel-Newsletter für Spandau.

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Am anderen Ende ginge es von Rudow aus um 8,56 Kilometer neue Strecke mit sieben Stationen. Geschätzte Kosten: 704 Millionen Euro, von denen Brandenburg aber den größten Teil, nämlich 650 Millionen stemmen müsste. Günther sagte, dass bereits Gespräche mit Brandenburg laufen - wie berichtet, ist die Begeisterung dort gering, weil vor allem Berlin profitieren würde.

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Nach Günthers Worten hätte die Strecke zum BER einen dreifachen Nutzen. Zum einen würde das Rudower Frauenviertel angebunden (was seit Jahrzehnten geplant wird, die Trasse ist freigehalten), zum anderen würde das riesige Gewerbegebiet profitieren, das östlich des Flughafen-Terminals entsteht. Dritter Nutzen wäre die Anbindung des Großflughafens mit einem zusätzlichen Verkehrsmittel.

Aus der Berliner Wirtschaft kam Zuspruch für die Einigung des Senats, den Ausbau der U7 zu prüfen, aber auch Kritik an der einstweiligen Absage an den Ausbau der U8 und der U6.

Die Industrie und Handelskammer Berlin (IHK) schrieb in einer Pressemitteilung, der Netzausbau sei "sträflich Vernachlässigt" worden. Ein möglicher U7-Ausbau sei "ein Schritt in die richtige Richtung", jedoch solle man auch die U8 und die U6 in die Nutzen-Kosten-Analyse mit einbeziehen.

Die Unternehmerverbände Berlin Brandenburg (UVB) nannten die U7-Pläne "strategisch wichtig", forderten aber, dass die U8- und U6-Projekte "auf der Agenda" bleiben müssten.

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