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Die Antigen-Schnelltests liefern innerhalb von 30 Minuten ein Ergebnis.
© Sascha Steinbach
Update

Bildung in der Coronakrise: Berlin plant Schnelltests an allen Schulen – SPD will Abi verschieben

Lehrer, Schüler und Erzieher sollen mehr Sicherheit in der Krise bekommen. Doch vieles im Schuljahr bleibt ungewiss: Was wird aus den Abiturprüfungen?

Angesichts des unvermindert starken Infektionsgeschehens soll es nun mehr Sicherheit durch Schnelltests an Berliner Schulen geben. Dies sagte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Mittwoch dem Tagesspiegel.

„Nachdem wir bereits vor vielen Wochen Testzentren für das Dienstpersonal eingerichtet haben und nun auch mobile Testteams an Kitas und Schulen im Einsatz sind, wollen wir möglichst bald auch flächendeckende Schnelltests für das Schulpersonal und die Schülerinnen und Schüler einführen“, kündigte die Bildungssenatorin an.

Dazu sei die Senatsverwaltung für Bildung mit der Senatsverwaltung für Gesundheit im Gespräch. „Mehrere Anbieter wurden bereits in den Blick genommen, ein Konzept soll nun erstellt werden“, sagte Scheeres. Von der Testung würden alle Beschäftigtengruppen profitieren, also auch Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sowie Erzieherkräfte.

Der Ruf nach Schnelltests für Schülerinnen, Schüler und Beschäftigte war zuletzt laut geworden, als Scheeres angekündigt hatte, die Schulen schnell öffnen zu wollen. Etliche Schulen hatten Brandbriefe geschrieben, um dies zu verhindern. Seit vergangenem Montag findet der Präsenzunterricht deshalb nur auf freiwilliger Basis statt.

Elternvertreter erwartet „interessante Debatte“ über Kosten

Landeselternsprecher Norman Heise begrüßt die Option der Schnelltests, beziffert die Kosten aber auf mehrere Millionen Euro pro Woche. „Bei vielleicht sinnvollen drei Schnelltests pro Woche und für alle Schulen sind wir mit 450.000 Schülern, 37.000 Lehrkräften und 7000 sonstigen Beschäftigten bei einem Testkitpreis von sieben Euro bei 10.374.000 Euro pro Woche“, rechnete Heise vor.

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Selbst mit nur einem Test seien es knapp 3,5 Millionen Euro. Bei schon schwierigen 4,5 Millionen Euro für Luftreinigungsgeräte werde das „eine interessante Debatte“. Zu dieser Rechnung wollte sich die Bildungsverwaltung nicht äußern. Im Übrigen seien der Zeitpunkt, wann die flächendeckenden Schnelltests starten sollen, deren Häufigkeit und die Finanzierung Gegenstand der laufenden Gespräche.

Die CDU-Fraktion forderte am Mittwoch mit Hinweis auf das Corona-Management der Bildungsverwaltung die Entlassung der Senatorin, unterstützte aber die Forderung nach Schnelltests „mindestens zweimal in der Woche“. Zudem müssten alle Klassen mit Luftfiltern ausgestattet werden. Bislang sind nur ein bis zwei Filter pro Schule finanziert.

SPD: Abiturprüfungen mindestens sechs Wochen verschieben

Unterdessen geht die Diskussion um die Konsequenzen der Schulschließungen für die Abschlussprüfungen weiter. Nach der Absage der Prüfungen zum Mittleren Schulabschluss und zur Berufsbildungsreife durch die Senatorin positionierte sich der SPD-Landesvorstand zum Abitur. Er votierte man Montag dafür, die Abiturprüfungen um „mindestens“ sechs Wochen zu verschieben, um eine ausreichende Vorbereitung zu ermöglichen.

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Dieser Vorstoß kam bei Schulleitern nicht gut an. Es handele sich um eine „Schnapsidee“, sagte der Vorsitzende der Oberstudiendirektorenvereinigung, Ralf Treptow, dem Tagesspiegel. Zur Begründung wies er darauf hin, dass die Prüfungen in diesem Fall nicht mehr vor den Sommerferien zu schaffen seien.

Die Bildungsverwaltung äußerte sich nicht zu dem SPD-Vorstoß, sondern verwies auf ausstehende Gespräche auf Ebene der Kultusminister. Im Übrigen erarbeite die Bildungsverwaltung gerade „angemessene Anpassungen“, die zeitnah vorgestellt würden.

Elternvertreter Heise forderte für die Bekämpfung der Pandemie auf Schulebene eine „sinnvolle Gesamtstrategie“. Dazu gehöre, dass Live-Übertragungen des Unterrichts aus Klassenzimmern ermöglicht würden. Unterrichtsbeginn und die Pausenzeiten müssten entzerrt werden.

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