Spektakuläre Kreuzung: Berlin plant luftigen Kreisverkehr für Radfahrer
Die Tangentialverbindung Ost soll als Schnellstraße Köpenick und Marzahn verbinden. Dem Senat schwebt eine Kreuzung vor, die Rad- und Autoverkehr strikt trennt.
Berlin bekommt seinen ersten Kreisverkehr nur für Radfahrer, und zwar in luftiger Höhe. Der Senat hat am Dienstag erste Details der Planung für die Tangentialverbindung Ost, kurz TVO, vorgestellt. Geradezu spektakulär wirkt die Kreuzung der TVO mit der B1/B5 am Knotenpunkt Märkische Allee.
Während die Autos auf zwei Ebenen in die jeweils gewünschten Richtungen gelenkt werden, können Radfahrer und Fußgänger die Kreuzung auf einer ringförmigen Brücke passieren, unbehelligt vom sonstigen Verkehr.
Der Senat spricht von einer "eigenen Verteilerebene als neues Brückenbauwerk über der Bundesstraße". Das wäre eine verkehrstechnische Premiere in Berlin.
Die Tangentialverbindung Ost (TVO) soll den Verkehr zwischen den Bezirken Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick bündeln und mit der Autobahn 113 und dem neuen Flughafen BER verbinden. Angrenzende Ortsteile wie Friedrichsfelde, Karlshorst, Biesdorf oder Köpenick sollen entlastet werden. Dafür sind zwei Auto-Spuren je Richtung geplant, flankiert von einem vier Meter breiten Zwei-Richtungs-Radweg und einem 2,40 Meter breiten Gehweg.
Die rund sieben Kilometer lange Neubaustrecke verläuft zwischen der Bundesstraße B1/B5 im Norden und der Straße An der Wuhlheide im Süden kurz vor der Wilhelm-Spindler-Brücke über die Spree. Auch eine Busverbindung über die TVO ist geplant.
Weil die Planer an der Kreuzung im Norden mit einer erheblichen Verkehrsbelastung rechnen, haben sich die Experten von der üblichen Großraumkreuzung verabschiedet. Damit sich die Straßen in Tunnel- bzw. Troglage treffen, müssen auch die existierenden Trassen der Märkischen Allee und B1/B5 umgebaut werden.
Baubeginn für die TVO ist frühestens 2024
Bis zur vorliegenden Planung seien zehn verschiedene Trassenkorridore untersucht worden. Seit August 2019 werde "mit hoher Priorität an der Vorzugsvariante" gearbeitet, erklärt der Senat. Diese Trasse verläuft im Norden auf der Westseite des Berliner Eisenbahn-Außenringes, kreuzt die Gleisanlagen dann in Biesdorf und verläuft dann weiter auf der Ostseite der Gleise. Dadurch würden Eingriffe in die Natur und private Grundstücke auf ein Minimum reduziert.
Der jetzige Verlauf erhalte insbesondere den Bestand alter Eichen im Waldgebiet Wuhlheide und umfahre das Waldgebiet im Biesdorfer Busch. Die Gutachten für Lärm- und Luftschadstoffe, Baugrunduntersuchungen und die Einbeziehung der Versorgungsunternehmen seien in der Bearbeitung.
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Die Bezirksbürgermeisterin von Marzahn-Hellersdorf, Dagmar Pohle, begrüßte den neuen Bericht des Senats zur TVO. "Das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf wird die weiteren Prozesse konstruktiv begleiten und sich weiterhin dafür einsetzen, dass nicht nur die Straßen-TVO sondern auch die Schienen-TVO (Nahverkehrstangente) realisiert wird und die TVO einen begleitenden Radschnellweg erhält."
Der Senat rechnet mit Kosten des Bauprojekts für Berlin von 155 Millionen Euro. Die Planungen zur TVO haben sich immer weiter nach hinten verschoben, auch weil die Bahn aus dem Projekt ausgestiegen war. Trotz der konkreten Planungen rechnet der Senat erst 2022 mit der Einleitung des Planfeststellungsverfahrens. Baubeginn ist nach Einschätzung der Verkehrsverwaltung frühestens 2024.