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Bei der „Escada Pink Party“ 2009 wurden die Gäste ins Eingangsfoyer des Bodemuseums gelockt.
© picture alliance / Eventpress

Fashion Week in der Hauptstadt: Berlin macht sich wieder schick

Sehen und gesehen werden: Bei der in dieser Woche beginnenden Fashion Week steht keineswegs nur der Cat Walk im Zentrum. Mindestens ebenso wichtig sind die zahllosen Partys.

Michael Michalsky hat die Einladung zu seiner legendären Stylenite in massivem Gold gehalten. Er will die Mode mal wieder mit einer großen Party feiern. Rund 1500 Leute erwartet er im Tempodrom. Die ganzen Schwanengesänge auf die in dieser Woche steigende Fashion Week sind ihm auf die Nerven gegangen. „Ich tu’ das für meine Stadt“, sagt er. Sein Wunsch an die Gäste: Zur Musik des britischen Songwriters Charlie Winston mögen sie schon anfangen, von der nächsten Saison zu träumen.

Wie es aussieht, wird die Modewoche, in Teilen neuerdings kurz MBFW genannt, auch als gesellschaftliches Ereignis überleben. Jedenfalls werden schon ab diesen Montag zahlreiche Feten im Namen der Mode steigen. Ist ja auch egal, unter welchem Stern man den Sommer feiert. Die Zeitschrift „Vogue“ mit Christiane Arp an der Spitze will diesmal auch wieder eine eigene Party feiern mit dem höheren Ziel, junge Einsteiger mit arrivierten Modemachern zusammenzubringen. Dazu haben sie als krönenden Abschluss des Berliner Salons rund 350 Gäste auf ein Privatgelände nach Weißensee eingeladen. Zugesagt haben unter anderem die Schauspielerinnen Hannah Herzsprung und Anna Maria Mühe, Model Toni Garrn und Influencerin Caro Daur.

Immer mehr Influencer

Das Label Marc Cain hat seine Präsenz in Berlin immer mehr verdichtet und sich bei großen After-Show-Partys auch in den letzten Jahren, als der Untergang der Fashion Week noch nahe schien, konsequent mit prominenten Namen umgeben. Die Liste der sehr bedeutsamen Influencer ist dabei immer länger geworden. Neben Veronica Ferres, Marie Bäumer, Frauke Ludowig, Alec Völkl von Boss Hoss und Joy Denalane werden zur Schau im Westhafen aus der Social-Media-Society unter anderem Caro Daur, Stefanie Giesinger und Elena Carrière erwartet.

Auch zur Laurèl-Show mit dem zukunftsfrohen Titel „The Future is Colourful“ werden am Dienstag VIPs erwartet, darunter Heino Ferch, Hardy Krüger jr., Natalia Wörner und Anja Kling. Neue Namen werden die Gäste der Bunte New Faces Night kennenlernen, die als „Fashion Week Warm-Up“ bereits am Montag im Hotel Zoo gefeiert wird. Dafür haben sich zum Beispiel Annabelle Mandeng und Marie Nasemann einen Knoten ins Taschentuch gemacht. Zum Eröffnungs-Brunch der Instyle-Lounge wollen zum Beispiel Schauspielerin Lisa-Marie Koroll, Bloggerin Caroline Einhoff und die Gewinnerinnen von Germany’s Next Top Model, Kim Hnizdo und Anuthida Ploypetch, kommen.

Der Verlag Gruner & Jahr lässt es diesmal ebenfalls wieder glitzern und ist sogar breiter aufgestellt als in früheren Jahren, in denen das Rollköfferchen wichtiges Accessoire beim allgemeinen Abschiednehmen des Gala-Fashion Brunches am Abschlussfreitag im Hotel Ellington war. Der Ort bleibt, beteiligt sind aber inzwischen auch Blätter wie „Brigitte“ und „Barbara“, die für eine eher tragbare, patente Mode stehen. Den Netzwerken kann das nur förderlich sein.

Erwartet werden Stammgäste wie Model Franziska Knuppe und Choreograf Jorge Gonzalez, der gern in besonders ausgefallenen Schuhen auftritt. Auch Model Sara Nuru und die Schauspielerinnen Jana Pallaske, Anna Maria Mühe und Eva Habermann wollen dort vorbeischauen. Einige Satelliten nutzen, wie bei anderen großen Veranstaltungen in der Stadt, die Zeit, um ihrerseits alte und neue Bekannte zu Partys zusammenzutrommeln. Die Berliner Duftmarke „Frau Tonis Parfum“ etwa lädt am Sonnabend zu einem „Berlin Fashion Week Closing Event“ ein, um den neuen Duft „Aventure“ zu präsentieren.

Fashion Week zum Mitmachen im KaDeWe

Abenteuergeist gehört dazu, wenn man neue Formate entwickelt. Jan-Hendrik Scheper-Stuke und Designerin Anna von Griesheim haben sich mit dem Immobilien-Unternehmer Nikolaus Ziegert zusammengetan, um ihre Leute in einen luxuriösen Showroom am Hochmeisterplatz zu laden, wo gerade neue Eigentumswohnungen entstehen. Das Syndrom, man will nur rasch ein Brot kaufen und kommt mit drei Kleidern zurück, soll es ja schon länger geben. Dass man sich eine Eigentumswohnung andrehen lässt nach der Jagd, die eigentlich Krawatten, Schleifen und Kleider zum Ziel hatte, könnte zu einem neuen Berliner Phänomen werden. Blubbernde Getränke lassen die Hemmschwellen bekanntlich ja sinken.

Das aus Baden-Württemberg stammende Label Luisa Cerano lädt ganz erwachsen zum 20. Geburtstag in die Galerie König ein – Motto: „Fashion meets Art“. Die erwarteten 500 Gäste, unter die sich auch Lea van Acken, Katja Flint und Lisa Tomaschwesky mischen wollen, sollen auch Gelegenheit bekommen, eine Werkschau „Subversive Praktiken“ des Fotokünstlers Andreas Mühe anzuschauen. Viel Wandel also, gewissermaßen im vorauseilenden Gehorsam zum diesjährigen Motto der gemeinsamen Konferenz von Zeitmagazin und Vogue: „Change Fashion“. In den letzten Jahren ist die Konferenz immer populärer und also auch voller geworden. Diesmal will auch Supermodel Toni Garrn am Donnerstag mit dabei sein.

Fashion Week zum Mitmachen gibt es bis zum 21. Juli wieder im KaDeWe mit der Aktion „Vote for Fashion“. Dabei können die Kunden abstimmen, welcher junge Designer dort künftig ständig vertreten sein wird. Das interaktive Modell ist bislang gut angekommen, und für die Designer hat sich das Haus mit der großen internationalen Kundschaft als echtes Sprungbrett erwiesen. Julia Jentzsch, Antonia Zander und Horror Vacui sind unter den Anwärtern. Auch das wird mit einem Empfang in der Designer-Abteilung gefeiert, zu dem am Sonnabend auch Vogue-Chefin Christiane Arp und der Mitinitiator des Berliner Salons, Marcus Kurz, erwartet werden..

Klaus Wowereit, der sich in seiner Zeit als Regierender Bürgermeister immer besonders für die Fashion Week eingesetzt hat, wundert sich nicht über die neu erwachte Lust am Feiern der Mode. „Da gab es doch immer Wellenbewegungen“, sagt er. Zwar verpasst er diesmal einige seiner Lieblingsschauen wegen Terminkollisionen, unter anderem mit TV-Aufnahmen. Aber natürlich freut es ihn, dass der Aufmerksamkeitsfaktor auch außerhalb der Expertenzirkel wieder größer geworden ist. „Die Stadt braucht das dringend.“

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