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Frauen sind häufiger krank als Männer - in Berlin.
© Oliver Killig dpa/lnw

Gesundheitsreport der DAK: Berlin macht Frauen krank

Die Krankenkasse DAK stellt bei den Fehltagen in Berlin besonders große Unterschiede zwischen den Geschlechtern fest. Arbeitssenatorin Dilek Kolat weist auf die Doppelbelastung Alleinerziehender hin.

In Berlin fallen Frauen öfter im Job aus als Männer. Der Krankenstand der Berlinerinnen ist zumindest bei DAK-Versicherten um 39 Prozent höher als der der Berliner. In keinem anderen Bundesland ist der Unterschied so groß, im Bundesschnitt beträgt er 14 Prozent. Dies teilte die DAK am Dienstag mit. Der Krankenkasse zufolge ist die Lücke zwischen den Geschlechtern dort größer, wo Frauen berufstätig sind – in Metropolen eher als auf dem Land.

Von 1000 Frauen fehlten 2015 jeden Tag 52 im Büro

Für die Hauptstadt heißt das konkret: Von 1000 erwerbstätigen Frauen fehlten 2015 jeden Tag im Schnitt 52 in ihrem Büro oder Betrieb, bei Männern waren es nur 38. Frauen waren 2015 insgesamt mehr als 19 Tage, Männer weniger als 14 Tage krankgeschrieben. Für die Studie hatte das renommierte IGES-Institut die Daten von 108 000 Berliner DAK-Versicherten ausgewertet. Außerdem wurden bundesweit Beschäftigte befragt.

Frauen fehlen viel öfter wegen seelischer Leiden als Männer, bei denen wiederum spielen Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine größere Rolle.
Frauen fehlen viel öfter wegen seelischer Leiden als Männer, bei denen wiederum spielen Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine größere Rolle.
© Tsp

Die größere Techniker Krankenkasse bestätigte die Erkenntnis auf Nachfrage weitgehend. Auch Barmer und AOK sprachen von einem ähnlichen Trend. „Der viel zitierte kleine Unterschied zwischen Mann und Frau ist größer als gedacht“, sagte Cornelia Raymund von der DAK. „Zudem gibt es unterschiedliche Krankheitsprofile.“ Berliner Männer haben demnach 24 Prozent mehr Fehltage wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, was mit ihrer Ernährung, Alkohol und Rauchen zusammenhängen könnte. Frauen fehlten zu 90 Prozent öfter wegen seelischer Leiden, was womöglich mit mehr Einsicht in eigene psychische Probleme, aber auch mit stressigeren Jobs und stärkerer Belastung durch Kinder zu erklären ist.

30 Prozent Alleinerziehende in Berlin

Besonders oft sind Beschäftigte aus Verkehrsbetrieben sowie Kliniken und Heimen krank – in Letzteren arbeiten überwiegend Frauen. In der Medienbranche und dem Verbandswesen sind Arbeitnehmer gesünder als im Schnitt. In Berlin gebe es mehr Alleinerziehende, sagte die Charlottenburger Internistin Natascha Hess, die zudem oft arbeiten müssten. Hinsichtlich der Doppelbelastung vieler Mütter äußerte sich Dienstag auch Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD): „Berlin ist die Hauptstadt der Alleinerziehenden. Sie machen 30 Prozent der Familien aus und sind zu 90 Prozent Frauen.“

Generell gilt für Berlin: Anders als in den anderen Ländern nahmen Krankmeldungen 2015 nicht zu, der Krankenstand lag mit 4,4 Prozent laut DAK aber über dem Bundesschnitt von 4,1 Prozent.

Hannes Heine

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