Immer mehr schwere Corona-Erkrankungen: Berlin hat bundesweit die wenigsten freien Intensivbetten
In Berlin steigt die Zahl schwerer Corona-Fälle, das zeigt auch die Lage auf den Intensivstationen. Doch dort gibt es ohnehin vergleichsweise wenig Platz.
In Berlin stehen bundesweit die wenigsten freien Intensivbetten zur Verfügung, um kurzfristig schwer kranke Covid-19-Patienten zu versorgen. Laut dem Intensivregister der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) waren am Dienstag 190 Intensivbetten in den Berliner Krankenhäusern nicht belegt – das entspricht einer Quote von 15,4 Prozent aller betreibbaren Intensivbetten in der Stadt. Auf 1045 Intensivplätzen wurden Patienten versorgt, davon 49 mit Covid-19.
Damit hat Berlin die deutlich geringste Quote an freien Intensivbetten. In keinem anderen Bundesland stehen weniger als 23 Prozent der Intensivbetten leer. Bundesweit liegt der Anteil bei 30,9 Prozent, den höchsten Wert erreicht Schleswig-Holstein mit 46,4 Prozent.
Am Montag lag die Quote in Berlin noch bei knapp 18 Prozent. Mit dem jetzigen Stand nähern sich die Kapazitäten der Grenze von 10 Prozent, ab der Medizinexperten raten, gegenzusteuern.
Dann müsse die Politik dafür sorgen, dass mehr Kapazitäten geschaffen werden, sagte Christian Karagiannidis, wissenschaftlicher Leiter des Intensivregisters der DIVI, dem Tagesspiegel.
„Unter fünf Prozent geht der wichtige Puffer zur Neige und damit droht eine Überlastung der Intensivkapazitäten, wenn mehr Patienten schwer an Covid-19 erkranken.”
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Dass Berlin im Vergleich zu den anderen Bundesländern über weniger freie Intensivbetten verfüge, liege an einer saisonal ohnehin hohen Auslastung der Intensivstationen und den aktuell schnell wachsenden Infektionszahlen in der Stadt, sagt Steffen Weber-Carstens, leitender Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin der Charité.
„Wenn sich immer mehr Menschen anstecken, steigt auch die Zahl der Infizierten in den Risikogruppen, bei denen die Gefahr eines schweren Verlaufs höher ist.“ Und diese Patienten kämen nun zunehmend in die Krankenhäuser.
Planbare Operationen werden verschoben
„Die Kliniken in der Stadt fahren unterschiedliche Strategien, um die vorgegebenen zehn Prozent freie Intensivkapazitäten für Covid-19-Patienten bereit stellen zu können.“ Eine dieser Strategien, die wie berichtet auch die Charité verfolgt, ist es, planbare Operationen zu verschieben.
Damit sei das Universitätsklinikum binnen weniger Tage wieder über die zuletzt kurzfristig unterschrittene 10-Prozent-Marke gekommen, sagt Weber-Carstens. „Wir haben derzeit keine lokalen Überlastungssituationen in einzelnen Krankenhäusern in der Stadt.“
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Jetzt bewähre sich die zentral gesteuerte Verteilung von Covid-19-Patienten auf die einzelnen Krankenhäuser. Mit diesem Konzept, das Weber-Carstens mit anderen Intensivmedizinern für Berlin entwickelt hat, soll die Kontrolle über die intensivmedizinische Versorgung der Patienten während Pandemiesituation erhalten bleiben.
„Damit ist aktuell die geregelte Koordination der intensivpflichtigen Covid-Patienten in Berlin sichergestellt.“ Trotzdem müsse man die steigenden Infektionszahlen in der Stadt sehr ernst nehmen und gegensteuern, um zu verhindern, dass die Krankenhäuser überlastet werden.
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