zum Hauptinhalt
Elke Breitenbach, Dagmar Pohle, Claudia Langeheine und Katrin Lompscher (von links) vor der ersten Berliner MUF.
© dpa

Neue Heimat in Marzahn: Berlin eröffnet erste Modulare Flüchtlingsunterkunft

In Marzahn-Hellersdorf ziehen kommende Woche 300 Flüchtlinge in eine sogenannte MUF. Bald sollen alle Turnhallen geräumt sein.

Eine Mauer, bemalt mit bunten Bildern und Schriftzügen wie "Willkommen", dahinter drei graue Plattenbauten. Noch wirkt Berlins erste Modulare Unterkunft für Flüchtlinge (MUF) in der Wittenberger Straße in Marzahn-Hellersdorf nicht besonders einladend. Bis auf die Außenmauer vielleicht sogar ein bisschen trist. Doch dort, wo zwischen den Häusern jetzt noch Erdhaufen und Absperrbänder sind, sollen bald Blumenbeete, ein Dorf- oder ein Spielplatz entstehen.

In der kommenden Woche werden 300 Flüchtlinge aus fünf Turnhallen in Steglitz-Zehlendorf die Unterkunft beziehen. Es wird das erste Mal sein, dass Flüchtlinge in Berlin in einem eigens für sie errichteten Neubau wohnen. Ein freudiges Ereignis für die Stadt, findet Elke Breitenbach, Senatorin für Arbeit, Integration und Soziales. „Ich bin froh, dass mit dem Umzug endlich die elende Lebenssituation in den Turnhallen beendet werden kann“, sagt die Linke. Die Senatorin besuchte die Unterkunft am Freitag gemeinsam mit Dagmar Pohle (Die Linke), Bezirksbürgermeisterin von Marzahn-Hellersdorf, Claudia Langeheine, Präsidentin des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten, und Katrin Lompscher (Die Linke), Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen. „Die Fertigstellung ist eine gute Nachricht für Menschen, die bei uns Zuflucht und ein Zuhause finden“, sagt Lompscher. Zehn Monate habe die Bauzeit betragen.

Den Bewohnern soll eine neue Perspektive geboten werden

Die MUF in Marzahn-Hellersdorf besteht aus drei Gebäuden. Darin Wohnungen für vierköpfige Familien und WG-Einheiten mit Gemeinschaftsräumen, in denen bis zu 15 Personen leben können. Geplant ist, dass immer zwei Menschen ein Zimmer teilen. Rund 40 Prozent Familien und 60 Prozent junge Männer werden hier leben. Insgesamt bietet der Komplex Platz für 450 Menschen. Noch ist die Einrichtung sehr kahl: Einbauküchen, Badausstattung, Betten und ein paar Regale. Das restliche Mobiliar soll in den kommenden Tagen folgen.

Träger der Unterkunft ist die Volkssolidarität Berlin. „Unser Ziel ist es, dass die Bewohner hier eigenständig leben. Die Hauptaufgabe wird sein, ihnen eine Perspektive zu bieten“, sagt André Lossin, Geschäftsführer der Volkssolidarität Berlin. Dafür habe man 14,5 Stellen geschaffen. Heimleitung, Sozialarbeiter, Erzieher und eine Koordinatorin für Ehrenamtliche werden sich um die Flüchtlinge kümmern.

Mit dem Umzug in die neue Unterkunft reduziert sich die Zahl der mit Flüchtlingen belegten Turnhallen von 16 auf 12. Bis Ende März sollen alle freigezogen werden. Derzeit plant und baut die Senatsverwaltung neun MUFs mit insgesamt 3850 Plätzen. Für eine zehnte wird ein weiterer Standort gesucht. Die Bauten kosten zwischen 17 und 21 Millionen Euro, insgesamt stehen 200 Millionen Euro zur Verfügung. Von den neun Unterkünften sind zwei in Pankow und jeweils eine in Lichtenberg, Steglitz-Zehlendorf und Neukölln geplant. Allein vier sollen in Marzahn-Hellersdorf stehen.

Gemischte Gefühle unter den Anwohnern

Nach dem Bau der MUFs sowie eines weiteren Tempohomes soll sich Zahl der Flüchtlinge in ihrem Bezirk auf 4400 verdoppeln, sagt Dagmar Pohle, Bezirksbürgermeisterin in Marzahn-Hellersdorf. Keine einfache Aufgabe für einen Bezirk, in dem die AfD hoch im Kurs steht und es immer wieder zu Protesten kommt. Trotzdem ist sich Pohle sicher, dass man sie meistern werde. „Wir werden schauen, dass sich die Menschen schnell zurecht finden“, sagt sie. Immerhin habe es das engagierte Netzwerk im Bezirk geschafft, in den vergangen zwei Jahren auch eine hohe Willkommenskultur zu entwickeln.

Um Fragen und Probleme offen anzusprechen, hatte die Bürgermeisterin am Freitagabend zu einem Bürgerdialog geladen. Auch Daniel Tietze, Staatssekretär für Integration, nahm daran teil. Rund 100 Anwohner kamen, ihre Gefühle waren gemischt. Viele ärgert, dass die Grünfläche bebaut wurde. Sorgen machen sich einige um ihre Sicherheit. „Woher wissen wir, dass nichts passiert?“, fragten sie. „Sicher ist man doch nirgends“, erwiderte ein anderer. „Ich möchte keine Mauer bauen, sondern Verständnis schaffen“, sagte Tietze kurz vor Versammlungsende. Dafür gab es Applaus vom Großteil der Anwesenden. Am Montag gibt es einen Tag der offenen Tür. 1500 Einladungen wurden dafür verteilt. „Wir hoffen, dass viele kommen und sich ein Bild machen“, sagt Pohle.

Zur Startseite