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In luftiger Höhe werden Arbeiten an einem Mobilfunkmast in Berlin Kreuzberg vorgenommen.
© picture alliance/dpa

5G-Ausbau: Berlin bekommt ein schnelleres Mobilfunknetz

In Adlershof und an der Messe Berlin, aber auch am Potsdamer Platz und in der U-Bahn sollen Firmen und Berliner schon bald superschnell surfen können.

Das Netz kommt, das Netz geht: Funklöcher und langsame Übertragungsraten verschrecken in Berlin Start-ups, verärgern Bürger und verwundern Touristen. Jetzt setzt der Berliner Senat der digitalen Misere einen Akzent entgegen, zumindest einen punktuellen. Das Land und die Deutsche Telekom haben vereinbart, in einzelnen Teilen der Hauptstadt bereits vor dem Jahr 2021 Mobilfunk nach 5G-Standard anzubieten. Berlin soll sogar zur Modellregion für den schnellen Datentransfer im Mobilfunk werden.

Eine entsprechende Vereinbarung verabschiedeten die Beteiligten in der vergangenen Woche, sie liegt dem Tagesspiegel vor. Der Modellversuch soll zuerst den Technologiepark Adlershof und den Siemens-Innovationscampus an das 5G-Netz anschließen, danach die Berliner Messe. Auch öffentliche Orte wie der Potsdamer Platz, die Stadtautobahn und die Berliner U-Bahn sollen folgen.

Christian Rickerts: Ein Meilenstein für die Zukunft

"Wir machen Tempo beim 5G-Ausbau", sagt Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne). Für urbane Mobilitätskonzepte, eine vernetzte Stadt, innovative Industrieanlagen oder eine klimafreundliche Verkehrswende sei der Mobilfunkstandard 5G notwendig. Auch Wirtschaftsstaatssekretär Christian Rickerts bezeichnet die Vereinbarung als einen wichtigen Meilenstein zur frühzeitigen Versorgung Berlins mit dem Mobilfunk der Zukunft.

5G, die fünfte Generation der Mobilfunktechnik, soll bis zu 1000-mal mehr Datenvolumen übertragen als bisher. Die Reaktionsgeschwindigkeit beträgt nicht einmal mehr eine Millisekunde. Die Technologie könnte nach Ansicht von Fürsprechern den kompletten Alltag revolutionieren: vom mitdenkenden Kühlschrank über das autonome Auto bis hin zu Robotern, die ganze Fabriken betreiben.

Allerdings setzt der Mobilfunkausbau voraus, dass die Bundesregierung die Frequenzen erfolgreich vergibt. Das war für das Frühjahr geplant, aktuell gibt es jedoch Ärger um das Verfahren. Mehrere Mobilfunkanbieter haben die Bundesnetzagentur verklagt, weil ihnen die Auflagen für die Vergabe zu hoch sind. Unter anderem geht um die Frage, zu welchen Bestimmungen Netzbetreiber die eigene Infrastruktur für fremde Anbieter bereitstellen müssen. Bisher sieht es nicht aus, als geriete der Startschuss in Gefahr, der Ausgang vor Gericht ist allerding offen.

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Berlin will in jedem Fall vorbereitet sein, wenn es losgeht. Deswegen wird die Telekom demnächst anfangen, die 5G-Sendeanlagen in der Hauptstadt sukzessive auszubauen. Dafür soll der Konzern viele kleinere Funkstationen mit einer Reichweite von etwa einem Kilometer neu aufstellen. Das sind etwa hüfthohe Kästen, die an Lichtmasten befestigt oder mit Antennen auf Bushaltestellen angebracht werden. Auch bestehende leistungsstärkere Stationen will der Konzern für 5G aufrüsten.

Das Land Berlin kündigt im Gegenzug an, Gebäude zur Verfügung zu stellen, um die Technik darauf zu platzieren. Die nötigen Genehmigungen will der Senat im Schnellverfahren ausgeben.  

Kritik: Es fehlt an einer Gesamtstrategie

"Für uns ist die Zusammenarbeit mit dem Land Berlin beim Erproben von Ausbau und Funktion des Netzes von herausragender Bedeutung", sagt Walter Goldenits, Geschäftsführer Technik bei der Telekom. "Wir können in der großstädtischen Umgebung der Bundeshauptstadt unterschiedlichste 5G-Szenarien testen – das ist für uns sehr wichtig."

Selbst die Opposition im Abgeordnetenhaus findet ein paar lobende Worte. "Die Kooperation zwischen dem Senat und der Telekom ist erst einmal erfreulich", sagt Dirk Stettner, digitalpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, zum Tagesspiegel. Die Löcher allerdings, die nach wie vor im Mobilfunknetz der vierten Generation, dem LTE, in Berlin klafften, blieben peinlich. Etwa rund um den Alexanderplatz, in der Mitte einer Metropole, bricht mir ständig die Verbindung weg", kritisiert Stettner.

Er werde häufig von Gründern angesprochen, die über die schlechte Netzabdeckung klagten. "Start-ups sagen, durch die langsame Verbindung entstünden ihnen Nachteile." Auch fehle es dem Senat an einer Gesamtstrategie für die kommenden Jahre.

Schon jetzt forscht das Fraunhofer Institut in einem Testfeld am Campus der Technischen Universität an einer 5G-Technik der zweiten Generation. Sie könnte schnelles Internet künftig etwa über Ampeln und Straßenlaternen in die Stadt leiten. "In fünf bis zehn Jahren", prophezeit Stettner, "ist der Mobilfunkstandard von heute schon wieder überholt."

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