Flughafen Berlin-Brandenburg: BER liegt acht Monate hinter dem Zeitplan
Wieder platzt Termin: Erst im Juni kommt die Baugenehmigung für die Entrauchungsanlage. Ein Mann glaubt noch an den Start 2017: Flughafenchef Mühlenfeld.
Termine am BER werden seit Monaten nicht gehalten, aber er gibt nicht auf: Flughafenchef Karsten Mühlenfeld will die längst unwahrscheinliche Eröffnung des Airports in Schönefeld im Jahr 2017 nicht absagen, obwohl es infolge der jüngsten Brandschutz- und Genehmigungsprobleme wieder neue Verzögerungen gibt. Nach Tagesspiegel-Informationen wird die Genehmigung für den Umbau der Entrauchungsanlage nicht vor „Anfang Juni“ erteilt. Um 2017 zu schaffen, sollten im Sommer 2016 die Arbeiten fertig sein.
Gleichwohl betont Mühlenfeld: „Es gibt immer noch eine Chance: Wir können 2017 erreichen.“ Er beruft sich auf das Krisenmanagement, bei dem „Ende März mit Hilfe externer Experten ein aktualisierter, optimierter Fahrplan“ erstellt wurde, „wie“ es noch klappen könnte. Am 22. April berät der Aufsichtsrat unter dem Vorsitz des Regierenden Michael Müller (SPD) über die auf der Kippe stehende BER-Eröffnung, die bereits vier Mal verschoben wurde.
Das Problem mit der Entrauchungsanlage ist immerhin gelöst
Fest steht, dass Zeitpuffer in dem Ende 2014 noch unter Vorgänger Hartmut Mehdorn beschlossenen Fahrplan für 2017 – nach Imtech-Pleite, verzögerten Bauanträgen und jüngsten Brandschutzproblemen – aufgebraucht sind. Als der Aufsichtsrat das letzte Mal am 11. März 2016 tagte, hatte Mühlenfeld selbst auf bohrende Nachfrage des Berliner Flughafenkoordinators Engelbert Lütke-Daldrup erklärt, dass ein BER-Start 2017 nur möglich bleibe, wenn die endgültige Genehmigung für den Umbau der Entrauchungsanlage (5. Nachtrag) durch die Behörde in Dahme-Spreewald „im Mai“ vorliege. Mit dieser Genehmigung kann der Flughafen nach Tagesspiegel-Informationen nun aber frühestens Anfang Juni 2016 rechnen. Und auch nur, wenn anders als im letzten halben Jahr ab jetzt alles „optimal“ läuft, der Behörde ausstehende Nachweise vorgelegt werden, mit denen es keine weiteren Probleme gibt.
Zumindest konnten sich vor wenigen Tagen am 4. April bei einem Krisentreffen Flughafen, Baubehörde Dahme-Spreewald, Eisenbahnbundesamt und Deutsche Bahn einigen, wie das aktuell größte Problem, die Entrauchung im Übergang zwischen dem Terminal und dem Tiefbahnhof darunter, gelöst werden kann. Es geht dabei um Nachweise, dass etwa bei einem Brand im Terminal ausfahrende Züge nicht den Rauch nach unten in den unterirdischen Bahnhof ziehen. Im Flughafen ist man erleichtert, dass alle Beteiligten – auch das als schwierig geltende Eisenbahnbundesamt – mitziehen.
Ende der reinen Bauarbeiten war für März 2016 geplant
Wie weit man trotzdem hinterherhinkt, zeigen allein die gerissenen Meilensteine aus jüngster Zeit: Als der Eröffnungstermin „2017“ beschlossen wurde, war im veröffentlichten Fahrplan die Genehmigung für den 5. Nachtrag noch für den 30. Oktober 2015 einkalkuliert. Der Rückstand beträgt damit inzwischen bereits acht Monate. Das Ende der reinen Bauarbeiten war damals für März 2016 geplant, im Dezember des Vorjahres notgedrungen auf den 15. Juli 2016 verschoben worden, was inzwischen ebenfalls illusorisch geworden ist. Mit den verspätet eingereichten Anträgen, seitdem aufgetauchten Brandschutz- und Genehmigungsproblemen, einer Baugenehmigung erst im Juni ist eine bauliche Fertigstellung des Terminals in diesem Jahr nach Tagesspiegel-Recherchen nicht mehr zu schaffen.
Eine Eröffnung 2017 halten beteiligte Firmen, aber auch Aufsichtsräte längst für illusorisch. Und es gibt weitere, bislang nicht bekannte Rückstände – etwa bei der Programmierung der Entrauchung für rund 4200 Räume. Noch Anfang März 2016 hatte der Senat auf Anfrage des Grünen-Abgeordneten Andreas Otto erklärt, dass die Software – verantwortlich ist Siemens – bis zur baulichen Fertigstellung am 15. Juli 2016 fertig sein soll. Siemens kann aber noch gar nicht richtig loslegen. „Wir benötigen die fertige und vor allem finale Planung vom Flughafen, beispielsweise für alle Entrauchungsanlagen des Hauptterminals“, bestätigte Konzernsprecher Oliver Santen. Man habe zwar bereits „einen Teil der Planungsunterlagen“, sei dort „auch schon mit voller Kraft tätig“, aber: „An einigen Stellen fehlt uns aber noch die Planung des Auftraggebers.“ Im Berliner BER-Untersuchungsausschuss wurde unterdessen am Freitag der letzte Zeuge vernommen, ein Beamter der Finanzverwaltung. Bis Sommer soll der Abschlussbericht zu den Ursachen des Desasters vorgelegt werden – pünktlich vor der Berlin-Wahl.