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Flughafen-Chef Engelbert Lütke Daldrup und Heike Fölster, FBB-Finanzgeschäftsführerin.
© Monika Skolimowska/dpa
Update

Managerin schmeißt hin: BER-Finanzchefin bittet um Auflösung ihres Vertrags

Heike Fölster hat um vorzeitige Auflösung ihres Vertrags gebeten. Nach Tagesspiegel-Informationen hat sie ein Jobangebot bei einer Bahn-Tochterfirma erhalten.

Ein Jahr vor der geplanten Eröffnung des neuen Hauptstadt-Airports macht BER-Finanzgeschäftsführerin Heike Fölster überraschend den Abflug, und zwar vorzeitig. „Wir müssen jetzt schnellstmöglich auf die Suche nach einem kompetenten Nachfolger oder einer Nachfolgerin gehen“, sagte Rainer Bretschneider, Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB), am Montag dem Tagesspiegel. Man werde sich dazu diesen Freitag in der Sitzung des Kontrollgremiums abstimmen. Fölster gebühre Dank und Anerkennung für das, „was sie in den letzten sechs Jahren geleistet hat.“ 

Wann sie genau ausscheidet, ist offen. Dem Vernehmen hat Fölster einen neuen Job. Sie wechselt als Finanzschefin zur Bahn-Tochter „Station and Services“. Fölster, die 2013 vom damaligen Flughafenchef Hartmut Mehdorn an den BER geholt worden war, ist am Berliner Flughafen inzwischen die dienstälteste Managerin. Wie die Flughafengesellschaft mitteilte, hat sie „um vorzeitige Auflösung ihres Vertrages gebeten.“ Der war erst 2018 um weitere fünf Jahre verlängert worden. Aufsichtsrat und Gesellschafter waren bisher mit ihr zufrieden. Am 8.August hatte die Gesellschafterversammlung der Finanzchefin (Gesamt-Jahresgehalt rund 357.000 Euro) für 2018 eine Tantieme von rund 51.500 Euro bewilligt, womit sie 97 Prozent der maximal möglichen Bonuszahlung erreichte.

Die Finanzen des Milliardenprojektes, die Fölster in den vergangenen Jahren verantwortet hatte, waren mit den mehrfach verschobenen Eröffnungen aus dem Ruder gelaufen. Der neue Flughafen war einst mit 2,5 Milliarden Euro kalkuliert worden. Inzwischen sind 6,7 Milliarden Euro bewilligt worden. Die Flughafengesellschaft, die 2018 einen Umsatz von 414 Millionen Euro machte, schreibt wegen des BER tiefrote Zahlen. Der Konzern-Verlust betrug im vorigen Jahr 71,5 Millionen Euro, 2014 waren es allerdings noch 171 Millionen Euro.

Keine offenen Konflikte

Und die reinen FBB-Erlöse waren mit den steigenden Passagierzahlen seit 2014 von 56 Millionen Euro auf 118,7 Millionen Euro gestiegen. Bekannt ist, dass sich Fölster mit dem früheren Flughafenchef Karsten Mühlenfeld intern einen Machtkampf geliefert hatte. Sein Versuch, Fölsters Kompetenzen einzuschränken, war aber gescheitert. Das Verhältnis zwischen der Hanseatin Fölster und dem jetzigen Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup gilt als eher kühl, aber ohne offene Konflikte.

Fölster hatte maßgeblich das letzte Finanzierungspaket für den BER in Höhe von 2,2 Milliarden Euro geschnürt, davon besteht die Hälfte aus Eigner-Darlehen Berlins, Brandenburgs und des Bundes. Die anderen 1,1 Milliarden sind Kredite eines Konsortiums von vorwiegend öffentlichen Banken. „Wir haben immer gesagt: Das reicht alles bis zur Inbetriebnahme“, hatte Fölster erst Anfang August in der Sitzung des BER-Sonderausschusses gesagt. Nach den Kalkulationen klafft eine Finanzierungslücke von einer halben Milliarde Euro, wovon der Flughafen 400 Millionen auf dem freien Kapitalmarkt aufnehmen will – mit den nach BER–Start günstigeren Konditionen. Die restlichen 100 Millionen Euro sollen die drei Gesellschafter zahlen. „Wir versuchen, den gesamten Betrag am Bankenmarkt zu realisieren“, sagte Fölster.

„Der Einfluss der Politik war von Anfang an stark"

Am Montag wurde eine Parlamentsantwort der Brandenburger Regierung publik, wonach für den Schallschutz der BER–Anrainer – dafür stehen 730 Millionen Euro bereit – inzwischen 420 Millionen Euro bewilligt wurden, wovon 311 Millionen Euro geflossen sind. Davon sind allein 258,9 Millionen Euro an 6324 Haushalte ausgezahlt worden, also rund 40.000 Euro pro Fall – als direkte Entschädigungen, also ohne Zweckbindung.

Im Berliner BER-Untersuchungsausschuss hatte Fölster erst im März ausgesagt, dass bei ihrem Amtsantritt 2013 das FBB-Finanzwesen im Vergleich zu ihren früheren Firmen „zehn Jahre zurück“ gelegen habe. Es habe damals keine vernünftige Buchhaltung, kein Risikowarnsystem gegeben. Und Fölster sagte in ihrer hanseatischen Art auch auch: „Der Einfluss der Politik war von Anfang an stark. Da gab es nur minimale Schwankungen.“

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