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Noch Chef des BER: Engelbert Lütke Daldrup
© dpa/Soeren Stache
Update

Aufgaben „im Wesentlichen erfüllt“: BER-Chef Lütke Daldrup räumt Posten zum September

Sein Vertrag wäre 2022 ausgelaufen. Doch BER-Chef Lütke Daldrup hört schon früher auf. Vor vier Jahren war er als Geschäftsführer eingesetzt worden.

Der Chef des Berliner Hauptstadtflughafens, Engelbert Lütke Daldrup, wird zum September 2021 seinen Posten räumen. Das sagte er der "Berliner Morgenpost". "Meine Aufgaben sehe ich im Wesentlichen erfüllt", sagte er der Zeitung. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hatte den gelernten Stadtplaner vor vier Jahren als Geschäftsführer der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB) durchgesetzt. Zuvor hatte Lütke Daldrup als Staatssekretär im Roten Rathaus Müllers Flughafenpolitik koordiniert.

Nach Angaben der FBB habe Lütke Daldrup den Aufsichtsrat um die vorzeitige Auflösung seines Vertrages gebeten. Mit der Vollendung des 65. Lebensjahres sei es Zeit, den Weg für ein neues und qualifiziertes Führungsteam frei zu machen, habe Lütke Daldrup seinen vorzeitigen Rückzug begründet. Nun gehe es darum, dass sich die FBB der Restrukturierung weiter intensiv widme.

Der Flughafen war nach neun Jahren Verspätung im vergangenen Jahr eröffnet worden. Der Bau des BER war geprägt von Planungsfehlern, technischen Problemen und Baumängeln. Sechs Mal wurde die Eröffnung verschoben. Die Kosten für den Bau und den Schallschutz der Anwohner verdreifachten sich auf rund sechs Milliarden Euro.

Ruhiger wurde es seither kaum für Lütke Daldrup. Aufgrund der Corona-Pandemie sind die Fluggastzahlen auch am BER massiv eingebrochen. Die Flughafengesellschaft steckt in einer finanziellen Krise. In den Jahren 2020 und 2021 mussten und müssen die Eigentümer - der Bund sowie die Länder Berlin und Brandenburg - mit knapp einer Milliarde Euro aushelfen, um den Betrieb am Laufen zu halten. Auch in den kommenden Jahren bleibt die FBB eigenen Angaben zufolge auf Staatshilfen angewiesen.

Die neue Krise will Lütke Daldrup anderen überlassen. „Für mich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Bewältigung der neuen Herausforderungen eine Entsprechung in der Führungsebene der Gesellschaft haben muss“, heißt es in seinem Schreiben an den Aufsichtsrat. „Die FBB, die die Pandemie überwindet und den BER erfolgreich betreibt, braucht eine andere Führung als die FBB der letzten Jahre.“

Lütke Daldrups Vertrag wäre im März 2022 ausgelaufen. Dass er vorzeitig von Bord geht, stößt auch auf Kritik. „Das ist Drücken vor Verantwortung“, teilte der CDU-Obmann im BER-Untersuchungsausschusses des Berliner Abgeordnetenhauses, Christian Gräff, mit. „Der Zuschussbedarf der nächsten Jahre geht in die Milliarden. Transparenz und überzeugende Finanzkonzepte? Fehlanzeige. Rot-Rot-Grün und Lütke Daldrup hinterlassen den BER als Schulden-Friedhof.“

Wie es weiter geht, soll bei der für Freitag angesetzten Aufsichtsratssitzung erörtert werden. Lütke Daldrup selbst warb mit Blick auf seine Nachfolge für „personelle Kontinuität“. „Dafür geeignete Persönlichkeiten sind im Unternehmen vorhanden“, schreibt er.

„Dass der BER in Betrieb gegangen ist, war maßgeblich der Verdienst seiner Arbeit“

FBB-Aufsichtsratsvorsitzender Rainer Bretschneider dankte Lütke Daldrup für seine Tätigkeit. „Engelbert Lütke Daldrup hat in einer für die FBB sehr schwierigen Zeit große Verantwortung übernommen und die in ihn gesetzten Hoffnungen und Erwartungen erfüllt. Dass der BER in Betrieb gegangen ist, war maßgeblich der Verdienst seiner Arbeit.“

Am Freitag werde sich der Aufsichtsrat der FBB in seiner Sitzung mit dem Thema befassen und die notwendigen Konsequenzen beraten. „Die Handlungsfähigkeit der Gesellschaft muss dabei genauso im Fokus stehen wie ihre mittelfristige personelle und strategische Ausrichtung“, sagte Bretschneider.

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Wegen der Corona-Krise wird der BER wohl noch mehrere Jahre nicht ausgelastet sein. Die Flughafengesellschaft rechne erst im Jahr 2025 mit einer Erholung des Flugverkehrs auf Vorkrisenniveau, hatte Lütke Daldrup noch Ende Januar gesagt.

Bis dahin werde der Staatsbetrieb weiter Geld von seinen Eigentümern benötigen, den Ländern Berlin und Brandenburg und dem Bund.

Den Angaben der "Berliner Morgenpost" zufolge wäre der Vertrag des BER-Chefs eigentlich bis 2022 gelaufen. Zu einer möglichen Nachfolge wollte er sich demnach nicht äußern. Das müssten die Gesellschafter entscheiden. (Tsp, dpa)

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