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Baustelle BER.
© Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dp

Nach dem TÜV-Bericht am BER: BER-Chef hatte systemische Fehler schon erwartet

"Systemische Mängel" am Main Pier Nord des BER? Flughafenchef Lütke Daldrup gibt sich im Bauausschuss gelassen. In zwei Wochen will er den Eröffnungstermin verkünden, der "kein Wunschtermin" sei.

Von Ronja Ringelstein

Es gibt da dieses Rettungstreppenhaus im zweiten Obergeschoss des BER. Es ist so eng, dass dort kein Platz für den nötigen Stellplatz ist. Diplom-Ingenieur Dirk Roth, der über vier Jahre als Sachverständiger an der Dauerbaustelle, die einmal ein Flughafen werden soll, gearbeitet hat, beschreibt es so: „Wenn ein Rollstuhlfahrer da reinfährt, wird der Nächste, der das Treppenhaus betritt, ihn mit der Tür abschießen wie ein Matchboxauto und er wird sechs Geschosse nach unten abgehen.“ Roth war bis Ende März 2017 an der Baustelle unter anderem im Bereich Objektüberwachung tätig. Nach seinen Kenntnissen sei das Problem nicht behoben. Und es sei nur eines von vielen.

"Erhebliche Mängel", "Termin stark gefährdet", so die Berichte

Neben Roth war Flughafen-Chef Engelbert Lütke Daldrup vom Bauausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses zur Anhörung geladen worden. Und Lütke Daldrup wollte die Sitzung am Mittwoch eigentlich dazu nutzen, die in der vergangenen Woche bekannt gewordenen Berichte des Tüv Rheinland sowie der für die Terminplanung zuständigen Ingenieure von RKS ins rechte Licht zu rücken. Der Tüv Rheinland hatte erhebliche Mängel in der Entrauchungs- und weiteren technischen Anlagen im Main Pier Nord festgestellt. RKS hatte wesentliche Probleme in der terminlichen Organisation des Baus bescheinigt. Den anvisierten Fertigstellungstermin Ende August 2018 stellen beide Berichte infrage, RKS nannte ihn „stark gefährdet“.

"Völlig normal", sagt hingegen der Flughafen-Chef

Die mediale Aufregung versteht Lütke Daldrup offenbar nicht. Das, was der Tüv-Bericht darstelle, sei eine „völlig normale Projektinformation und das war auch kein Geheimnis“, sagte er. Vergangene Woche hingegen hieß es aus Kreisen des BER-Aufsichtsrats, dass dem Kontrollgremium der Tüv-Bericht bis zur Veröffentlichung durch die Presse nicht bekannt war. Lütke Daldrup versicherte nun im Ausschuss, er habe die im Bericht benannten „systemischen Fehler“ bereits im Vorhinein erwartet. Den Tüv Rheinland habe man beauftragt, im Main Pier Nord final zu prüfen, obwohl man wusste, dass man Prüfberichte bekomme, in denen Mängel enthalten seien.

„Das war eine bewusste Entscheidung, weil wir endlich mal einen finalen Status über die Qualität der Anlagen erreichen wollten. Denn wir haben schon zu oft bei dem Projekt erlebt, dass Firmen vorgetragen haben, die Anlagen seien baulich fertig.“ Nun hat man es also Schwarz auf Weiß, dass sie es nicht sind. Mit diesen Berichten könne nun gearbeitet werden, denn das Main Pier Nord sei als Bauteil exemplarisch für einige weitere Bauteile im Fluggastterminal, bei denen die Fehler nicht wiederholt werden sollen.

Am 15. Dezember will Lütke Daldrup Eröffnungstermin nennen

Nach wie vor will der Flughafen-Chef am 15. Dezember im Aufsichtsrat einen Terminvorschlag zur Inbetriebnahme des Flughafens machen. Man werde einen Termin vorlegen, der „unternehmerisch verantwortbar ist, der kein politischer ist und kein Wunschtermin, sondern auf Tatsachen des Projekts basiert“. Der Termin der baulichen Fertigstellung bleibt bei Ende August 2018, hier seien bewusst keine Puffer vorgesehen, um den Anspannungsgrad auf der Baustelle zu erhalten, auch wenn es ambitioniert sei.

Geld ist noch da und die Türen gehen - hoffentlich bald alle

Dennoch bleibt Lütke Daldrup nach außen zumindest gelassen. Es seien auch 400 Millionen Euro aus Gesellschaftermitteln noch nicht in Anspruch genommen. Außerdem stünden noch 1,1 Milliarden Euro Kapitalmarktmittel aus Krediten zur Verfügung. Und er verkündet gute Nachrichten, wo er sie sieht: Die Türen seien jetzt nicht mehr kritisch, sondern mittlerweile zu über 80 Prozent fertiggestellt. Im Januar sind also beim BER zumindest die Türen fertig. Planungsstand: heute.

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