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Beschwerden über die Leiterin des Tagore-Gymnasiums kamen zunächst aus dem Kollegium. (Symbolbild)
© DPA

Berlin-Tempelhof: Behördeninterne Ermittlungen: Schule soll falsch abgerechnet haben

Zwischenbilanz nach interner Untersuchung an der Johanna-Eck-Schule. "Schwarze Kassen" erwiesen sich als harmlos. Andere Vorwürfe bleiben bestehen.

Die Senatsverwaltung für Bildung hat ihre seit Oktober andauernden internen Ermittlungen gegen das Leitungspersonal der Johanna-Eck-Schule in Tempelhof bilanziert. Dabei wurden einige Vorwürfe fallengelassen, andere aber bestätigt, wie Bildungsstaatssekretär Mark Rackles (SPD) nach Tagesspiegel-Informationen gegenüber dem Kollegium in der vergangenen Woche bekanntgab.

Die preisgekrönte und ehemals hoch angesehene Schule war 2018 in die Schlagzeilen geraten: Einer der Vorwürfe, die von der Bildungsverwaltung erhoben wurden, hatte darin bestanden, dass die Sekundarschule angeblich fünfstellige Geldbeträge gehortet habe, obwohl eine Schule nur 750 Euro in bar aufbewahren darf. Dies spielt inzwischen keine große Rolle mehr, weil geklärt wurde, dass die Gelder – zumeist waren es Elternbeiträge für Schulbücher – nicht veruntreut wurden. Zudem soll es weniger Bargeld gewesen sein, als zunächst von der Verwaltung kolportiert.

Schaden in "sechsstelliger Höhe"

Schwerer wiegen angeblich falsche Angaben zum Lehrereinsatz: So soll ein Pädagoge weitgehend als Religionslehrer abgerechnet worden sein, obwohl es dafür nicht genug Religionsschüler gab. Stattdessen sei er mit anderen Aufgaben betraut worden. So sei im Laufe vieler Jahre ein Schaden in sechsstelliger Höhe angerichtet worden, wird Rackles zitiert. Dass der Religionslehrer den Schülern anderweitig zugute kam, spielt keine Rolle: Entscheidend ist, dass sein Einsatz durch falsche Angaben quasi erschlichen wurde. Beanstandet wird zudem, dass die Schule fünf Willkommensklassen geführt hatte – mehr als genehmigt. Die Schule argumentierte damit, dass es einen entsprechenden Beschluss der Schulkonferenz gab – was laut Rackles aber nicht reicht.

Heikel ist, dass einige der Beanstandungen in die Zeit des ehemaligen Leiters Siegfried Arnz zurückreichen, der später Abteilungsleiter in der Bildungsbehörde war, also in der Hierarchie direkt hinter dem Staatssekretär kam. Arnz und seine Nachfolgerin sind in Pension. Ob sie belangt werden, ließ sich am Wochenende nicht klären: Da sie Pensionäre sind, ist für sie disziplinarrechtlich das Landesverwaltungsamt zuständig. Anders ist das mit der noch nicht pensionierten Konrektorin. Sie könnte disziplinarrechtlich von der Bildungsverwaltung verfolgt werden.

Vorwürfe gegen Berlins erste "Schule ohne Rassismus"

Ein weiterer Vorwurf bestand darin, dass die Antidiskriminierungsbeauftragte an der Schule mit Affengeräuschen begrüßt und bespuckt worden sei. Eine Lehrerin habe zudem eine Affenmaske getragen. Da der Vater der Beauftragten aus Afrika stammt, war von „Rassismus“ die Rede. Diese Vorkommnisse werden laut Rackles separat aufgearbeitet. Disziplinarrechtlich könnte es auch hier ein Nachspiel geben, obwohl es für die ersten beiden Vorwürfe keine weiteren Zeugen gibt und obwohl sich die Maske nach Tagesspiegel-Informationen nicht auf die Antidiskriminierungsbeauftragte bezog, sondern auf das „Affentheater“, das nach Ansicht einiger Lehrer von der neuen türkischstämmigen Schulleiterin wegen angeblich diskriminierender Äußerungen „aufgeführt“ wurde. Die Schule ist Berlins älteste „Schule ohne Rassismus“.

Die neue Leiterin ist seit 2017 an der Schule und hat viel Rückhalt in der Verwaltung. Das Verhältnis zwischen ihr und den Kollegen, die noch aus Arnz’ Zeiten stammen, gilt als belastet: Ihre Befürworter loben, dass sie sich den alten Gepflogenheiten widersetzt habe, ihre Gegner bescheinigen ihr „Inkompetenz“. Tatsache ist, dass der Erfolg der alten Schulleitung und ihrem Sprachlernkonzept recht gab: Die Schulabbrecherquote lag immer weit unter den Quoten vergleichbarer Schulen.

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