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Auch nach dem Volksentscheid zum Tempelhofer Feld gilt: Berlin braucht Wohnungen.
© dpa

Nach der Tempelhof-Entscheidung: „Baut die Weltkulturerbe-Siedlung 2100!“

Wie geht’s weiter nach Tempelhof? Unsere Debatten-Serie nach dem Volksentscheid: Maren Kern vom Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen fordert eine aktive Liegenschaftspolitik und den Neubau wegweisender Quartiere.

Keine Frage – das Fahrwasser für den Neubau in Berlin ist durch den Volksentscheid zum Tempelhofer Feld nicht eben einfacher geworden. So bedauerlich das Votum aus stadtentwicklungspolitischer Sicht aber auch ist: Berlin kann es sich nicht leisten, zu lamentieren. Die Stadt braucht jetzt Wohnungen: Um mit dem Bevölkerungswachstum Schritt zu halten, müssten eigentlich jedes Jahr 12.000 neue Wohnungen bezugsfertig werden.

Wird für jede dieser Wohnungen eine familienfreundliche Größe von 70 Quadratmetern angenommen, entspricht das einer Fläche von etwa hundert Fußballfeldern. Lange vor Tempelhof stellte sich angesichts dieses Platzbedarfs die Frage: Wo und wie kann so gebaut werden, dass diese Wohnungen bezahlbar und städtebaulich verträglich sind?

Zur ersten Frage: wo gebaut werden kann. Die bei unseren Mitgliedsunternehmen derzeit erfreulich deutlich steigenden Neubauzahlen zeigen, dass die Firmen dazu teilweise noch auf eigene Flächen zurückgreifen können: Sei es durch die Bebauung früher erworbener Grundstücke, sei es durch die ergänzende Bebauung innerhalb bestehender Siedlungen. Hier kommen sie relativ zügig ins Bauen – vor allem auch deshalb, weil ihre Mieterinnen und Mieter dank umfangreicher Kommunikation durch die Wohnungsunternehmen den Neubauprojekten in vielen Fällen positiv gegenüberstehen.

Eine aktive Liegenschaftspolitik für Berlin

Maren Kern ist Vorstandsmitglied im Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmer.
Maren Kern ist Vorstandsmitglied im Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmer.
© Kai-Uwe Heinrich

Diese Flächenreserve ist allerdings begrenzt, nicht zuletzt wegen der vielen Unwägbarkeiten im Bauplanungsverfahren. Umso wichtiger wäre deshalb jetzt eine aktive Liegenschaftspolitik für Berlin. Das Land muss Flächen ankaufen, entwickeln und dann nach fiskalischen, aber auch stadtentwicklungspolitischen Gesichtspunkten weitergeben. Nachhaltige Politik muss darauf abzielen, Geld zukunftsorientiert anzulegen. Und gibt es eine bessere Möglichkeit für die wachsende Stadt, als ihr Geld sozial verträglich in den Erwerb von Bauland zu investieren?

Zur zweiten Frage: wie gebaut werden kann. Mit Blick auf den großen Flächenbedarf steht außer Frage, dass es hier sehr effizient zugehen muss. Berlin ist die Stadt der Experimente und der Kreativität – wieso also nicht zum Beispiel heute schon eine Siedlung schaffen, die zum Weltkulturerbe 2100 gehören wird? Architektonisch ansprechende, urbane und nachhaltige Siedlungen mit funktionalen, bedürfnisorientierten Grundrissen sind gefragt: Um sie auf den Weg zu bringen, könnte der vom Wahlvolk verordnete Denkzettel sehr sinnvoll genutzt werden. In Betracht kommen dafür nicht nur das Tempelhofer Feld, sondern auch andere Bauflächen in der Stadt: an der Heidestraße nördlich vom Hauptbahnhof, am Südkreuz, in der historischen Mitte und irgendwann auch auf dem still- gelegten Airport Tegel. Freilich muss am Ende immer alles bezahlbar bleiben.

Aktive Liegenschaftspolitik und der weit vorausschauende Blick auf das nächste Jahrhundert brauchen ein starkes Fundament, das teilweise allerdings erst noch gegossen werden muss: die Begeisterung der Berlinerinnen und Berliner für das Wachstum dieser großartigen Stadt.

Maren Kern

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