Berlin-Charlottenburg: Baukollegium durchkreuzt Pläne für Hochhaustürme am Ku'damm
Der Karstadt-Eigentümer Signa wollte am Ku'damm drei Hochhaustürme errichten. Doch das Berliner Baukollegium lehnt die Pläne ab.
Die Pläne des Karstadt-Eigentümers Signa für drei bis zu 150 Meter große Hochhäuser auf dem Gelände des Warenhauses am Kurfürstendamm scheinen gescheitert. Am Montag sprach sich das Baukollegium Berlin unter der Leitung von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher dagegen aus. Der berühmte Boulevard sei „nicht die richtige Stelle“ für ein „Hochhaus-Cluster“, sagte Lüscher. Außerdem wirke der auf bis zu 50.000 Quadratmetern geplante Einzelhandel „wahnsinnig aufgeblasen“.
Dies bedeutet wohl das Aus für das Projekt, auch wenn das Expertengremium die Stadtentwicklungsverwaltung nur berät. Doch als Senatsbaudirektorin gehört Lüscher zu deren Führung. Außerdem nahm der Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) an der Beratung teil und war gleicher Meinung, wie er dem Tagesspiegel sagte.
Das Centerprojekt kehrt wohl nicht zurück
Wie es weitergeht, blieb offen. „Wir geben uns nicht geschlagen“, sagten Signa-Vertreter. Bei einem Pressegespräch am Montagvormittag hatte sich Geschäftsführer Timo Herzberg von der Tochterfirma Signa Real Estate noch zuversichtlich gezeigt. Grundsätzlich habe man das Konzept einer Mischnutzung in den vorigen zwei Jahren mit Senats- und Bezirkspolitikern abgestimmt. Ob dabei schon von Hochhäusern die Rede war, ist allerdings fraglich.
Nach den jüngsten Planungen sollten Lokale, Veranstaltungen und kulturelle Nutzungen in Sockelgeschossen, in einem Atrium im Hof und auf begrünten Flächen möglich sein. Als besondere Attraktionen nannte Herzberg eine „Skybar“ oben im Hotelturm und eine Dachterrasse auf einem 45 Meter großen Nebengebäude.
Theoretisch hätte das Unternehmen eine Alternative. Es gibt einen positiven Bauvorbescheid des Bezirks für das Einkaufszentrum „Mall of Ku’damm“. Dieses hatte man mit dem Center-Spezialisten Harald Huth geplant und später verworfen. Eine Rückbesinnung darauf ist jedoch unwahrscheinlich. Denn Signa betonte, man habe das Center letztlich als unpassend für den Ku’damm empfunden und die Verkaufsfläche im Vergleich dazu halbiert.
Fünf Varianten standen zur Wahl
Für die Hochhäuser wurden fünf städtebauliche Modelle vorgestellt. Die vom Investor bevorzugte Variante sah drei Türme vor, die 150, 120 und 100 Meter messen. Einer war für ein Hotel gedacht, die anderen für Büros und Läden. Man könne auch etwas niedriger bauen und auf eines der Gebäude verzichten, hieß es. Insgesamt wollte Signa etwa 900 Millionen Euro investieren.
Bei Karstadt bleibt erst einmal alles beim Alten
Karstadt sollte abgerissen und als kleinerer Neubau integriert werden. Dagegen hatte Signa dem Tagesspiegel zuvor mitgeteilt, das Warenhaus bleibe „erhalten“. Nun hieß es, damit sei die spätere Wiedereröffnung gemeint gewesen. Der Standort ist einer der umsatzstärksten des Konzerns. Für die knapp 200 Mitarbeiter dürfte der Widerstand im Baukollegium eine Erleichterung sein. Sie hätten ihre Jobs während der Umbauten verloren und sich nur für andere Filialen bewerben können.
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