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Beispiel Dänemark: Im Januar 2019 montierten Arbeiter einen 70 Kilometer langen und 1,50 Meter hohen Wildschweinezaun an der Grenze zu Deutschland.
© Carsten Rehder/dpa

1,50 Meter hoher Zaun zu Polen?: Bauern kritisieren Krisenmanagement bei Schweinepest

Die Landkreise: unkoordiniert. Die Maßnahmen: überzogen. Brandenburgs Landwirte kritisieren die Maßnahmen gegen die Schweinepest. Sie wollen auf ihre Felder.

Der Winterweizen muss ausgesät werden, die Wintergerste auch. „Wir sind an Termine gebunden“, sagt Bernd Starick. Der Geschäftsführer der „Bauern AG Neißetal Grießen“ sitzt zur Pressekonferenz im Versammlungsraum des Brandenburger Landesbauernverbands in Ruhlsdorf bei Teltow. Er berichtet aus einer Krisenzone.

Denn der Betrieb, dessen Geschäftsführer er ist, liegt in der Region Brandenburgs, die von der Afrikanischen Schweinepest betroffen ist. „Wir haben 1000 Hektar Fläche, die für jegliche Bearbeitung gesperrt sind.“ Die Landwirte dürfen derzeit dort nicht einmal Pflanzenschutzmittel ausbringen, um das Wild nicht zu verschrecken.

„Wir halten diese Maßnahme für überzogen“, sagt Henrik Wendorff, der Präsident des Landesbauernverbands. „Wir müssen darüber reden, wie wir den Schaden für die Landwirte minimieren können.“ Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Landesjagdverbands, Dirk-Henner Wellershoff, kritisiert Wendorff das Krisenmanagement in der Region: Die betroffenen Landkreise würden unkoordiniert arbeiten, es gebe keinen zentralen Krisenstab und keine klaren Ansprechpartner für die Landwirte.

Derzeit sei bereits ein Gebiet betroffen, das von Frankfurt (Oder) bis zur sächsischen Grenze reiche. „Das macht die Situation für nicht einfacher.“ Die für die Bekämpfung der Schweinepest zuständige Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) und Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Grüne) werden bei der Pressekonferenz nicht namentlich erwähnt – und trotzdem sind sie scheinbar die ganze Zeit unsichtbar im Raum. „Ich erwarte, dass der Ministerpräsident mit den entsprechenden Ministern einen Verantwortlichen benennt, der die Oberhoheit hat“, sagt Wellershoff.

„Der mobile Zaun führt teilweise keinen Strom und ist durch Wild beschädigt“

Auch eine andere Forderung wiederholen Wendorff und Wellershoff am Freitag: Sie wünschen sich einen festen, 1,50 Meter hohen Zaun entlang der Grenze zu Polen sowie westlich des betroffenen Gebietes. Unter der Erde sollte er sich noch 50 Zentimeter fortsetzen, um ein Untergraben durch Wildschweine und andere Tiere zu verhindern. Bislang hatte das Land auf einen mobilen Zaun gesetzt – auch um die Symbolik eines Grenzzauns an der polnischen Grenze zu vermeiden.

Hadern mit der Regierung: Dirk-Henner Wellershoff (Jagdverband) Henrik Wendorff (Bauernverband) und Schweinehalter Bernd Starick (von links).
Hadern mit der Regierung: Dirk-Henner Wellershoff (Jagdverband) Henrik Wendorff (Bauernverband) und Schweinehalter Bernd Starick (von links).
© Andreas Klaer

„Der mobile Zaun führt teilweise keinen Strom und ist durch durchbrechendes Wild beschädigt“, sagt Wendorff. „Uns war immer klar, dass dieser mobile Zaun auf Dauer nicht die Funktion erfüllt, die er erfüllen muss: Das Wild in der Region zu halten.“

Zudem sei die Afrikanische Schweinepest in Polen völlig außer Kontrolle. Man müsse also, selbst wenn es gelänge, sie in Deutschland in den Griff zu bekommen, jederzeit mit neuen Einschleppungen rechnen. Auch ein Schließen der Wildbrücken über die Autobahnen A 13 und A 12 sei sinnvoll, sagt Wellershoff. „Mit den Autobahnen haben wir eine natürliche Barriere.“

Jäger und Bauern: Wir sind zum Kampf gegen die Pest bereit

Immer wieder betonen die Verantwortlichen von Landesjagdverband und Landesbauernverband, wie gründlich sich Jäger und Bauern auf die Situation vorbereitet haben. Man sei zum Kampf gegen die Pest bereit. „Aber uns wird Dialog auf Augenhöhe versprochen – und heraus kommt eine einseitige Kommandostruktur ohne Feedback“, sagt Wellershoff.

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Im Landtag stießen die Forderungen auf offene Ohren. So mahnte der Landwirtschaftspolitiker und ehemalige CDU-Fraktionschef Ingo Senftleben eine gemeinsame Strategie von Jägern, Landwirten und Behörden zur Reduzierung des Wildschweinbestands im Schweinepestgebiet an.

Ministerin Nonnemacher wies die Kritik zurück. Nach Bekanntwerden des Falls hätten das Land und die betroffenen Landkreise sofort und umfassend reagiert, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. „Wir haben umgehend die Restriktionszonen ausgewiesen und das Kerngebiet um den Fundort schnell mit elektrischen Weidezäunen gesichert.“ Das sei geschafft worden, weil das Land für den Ernstfall vorgesorgt habe. Das Land stehe täglich mit den Landwirten und Jägern in Kontakt, sagte die Ministerin. „Wir sorgen für einen direkten Informationsaustausch und sind offen für konstruktive Hinweise“, teilte Nonnemacher mit.

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