Berlin-Mitte: Band des Bundes bleibt zerschnitten
Die noch namenlose Straße über dem Bürgerforum im Berliner Spreebogen wird breiter ausgebaut. Zudem wird sie nach Jahrzehnten legalisiert.
Das Band des Bundes im Spreebogen wird auch in Zukunft von einer Straße zerschnitten. Seit Montag liegen, wie berichtet, in der Stadtentwicklungsverwaltung des Senats an der Württembergischen Straße 6 in Wilmersdorf die Pläne für die notwendige Änderung des Bebauungsplans aus. Das Band reicht vom Kanzlerpark im Westen über das Kanzleramt, das Bürgerforum, das Paul–Löbe-Haus bis zum Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, das derzeit nach Osten erweitert wird. Nur am vorgesehenen Bürgerforum mit Cafés, Galerien und Geschäften klafft eine Lücke im rund 900 Meter langen Band.
Und dabei bleibt es. Die als Provisorium angelegte Straße durch das Gelände des Forums zwischen Kanzleramt und Paul-Löbe-Haus wird auf Dauer ausgebaut; nur der Bogen um die Botschaft der Schweiz verschwindet. Dort wird dann der Spreebogenpark erweitert. Damit fällt die Moltkebrücke als Verbindung nach Moabit weg, denn die am Kanzleramt vorbeiführende Willy-Brandt-Straße bleibt aus Sicherheitsgründen gesperrt. Nur Fußgänger und Radfahrer dürfen passieren. Richtung Moabit geht es in Zukunft über die „Forumsquerung“, die Kronprinzenbrücke und das Kapelle-Ufer am Hauptbahnhof vorbei. Der Plan, den Nord-Süd-Verkehr über die – überdachte – Konrad-Adenauer-Straße, die direkt vor dem Eingang des Paul-Löbe-Hauses liegt, zu führen, war am Widerstand des Bundes gescheitert.
Die jetzt nur 12,40 Meter bis 15,40 Meter breite Straße soll durchgehend auf 17,50 Meter verbreitert werden. Sie erhält zwei Meter breite Radfahrstreifen und je 3,50 Meter breite Gehwege. Fahrzeugkolonnen bei Staatsbesuchen können auf dem östlichen Radstreifen parken, damit sie den fließenden Verkehr nicht behindern. Die Planer rechnen mit täglich mehr als 10 000 Autos.
Die Schöpfer des Bandes des Bundes, die Architekten Axel Schultes und Charlotte Frank, waren am Montag nicht zu erreichen. Bislang hatte Schultes stets bedauert, dass das Bürgerforum nicht gebaut worden ist. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der sich jahrelang für den ersatzlosen Abriss der Straße eingesetzt hatte, schluckt jetzt die Dauerlösung. Ein Park ohne Straße wäre schöner gewesen, sagte Verkehrsreferent Martin Schlegel, doch es gebe andere Projekte, bei denen es für den BUND wichtiger sei, sie zu verhindern.
Die neue Straße soll mit den notwendigen Umbauten rund 2,5 Millionen Euro kosten. Finanziert wird der Bau aus dem Hauptstadtfonds. Der Ausbau mit der Einbindung in die bestehende Platzgestaltung wirke sich positiv auf das Stadtbild aus und bediene damit sowohl repräsentative Belange des Bundes als auch diejenigen von Besuchern, heißt es in den Unterlagen. Klaus Kurpjuweit