Gewerkschaft verhindert Bauprojekt: Ungelöster Knoten im „Band des Bundes“
Haus der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi steht städtebaulichem Wurf an der Spree im Wege.
In den zum Teil brach liegenden östlichen Luisenblock zwischen S-Bahntrasse und Schiffbauerdamm am Spreeufer kommt Bewegung. Zunächst soll mit der Auslegung des Bebauungsplanentwurfs 1-69 im vierten Quartal 2017 die zweite Stufe der Bürgerbeteiligung für das innerstädtische Areal zwischen Luisenstraße, Stadtbahn und Spree eingeläutet werden. Im Frühjahr 2018 könnte dann der Straßenbau zwischen den S-Bahnbögen und dem Schiffbauerdamm beginnen, teilte die federführende Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen mit. Doch ein Hindernis zur Realisierung der seit gut zehn Jahren geplanten und dringend benötigten Erweiterungsbauten für den Deutschen Bundestag ist noch immer nicht aus dem Weg geräumt.
Ehe sich das „Band des Bundes“ weiterentwickeln kann, muss zunächst das Schicksal einer Immobilie der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi geklärt werden. Nach dem städtebaulichen Masterplan der Architekten von Kusus und Kusus müsste das Haus verschwinden. Aber auch nach jahrelangen Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) ist es bisher nicht zu einem Verkauf durch Verdi gekommen. Der schmucklose Altbau gehört Verdi; das Grundstück und Haus Schiffbauerdamm 19 hatte der Gewerkschaftsbund der Angestellten 1928 erworben. Heute hat die Vermögensverwaltung der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi dort ihren Sitz.
Die Beteiligten wollen sich auf Anfrage nicht zum konkreten Sachstand äußern. Von der Bima kommt die Auskunft: „Die Erwerbsverhandlungen sind noch nicht abgeschlossen.“ Man wolle deshalb zu Details keine Angaben machen. Daniela Milutin, Sprecherin des Bundesvorstands von Verdi, sagt: „Wir sind weiterhin in guten Gesprächen.“ Das für Bauvorhaben des Bundes zuständige Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung verwies darauf, dass derzeit erst die Voruntersuchungen für den „Luisenblock Ost“ stattfänden. Da konkrete Daten fehlen würden, könne noch nichts zum weiteren Fortgang des Projektes gesagt werden.
Entscheidung noch nicht gefallen
Die Sprecherin der Stadtentwicklungsbehörde Berlins, Katrin Dietl, ließ noch offen, ob der Abriss die einzige Alternative sei. Sie sagte: „Eine abschließende Entscheidung zum Umgang mit dem Gebäude Schiffbauerdamm 19 ist noch nicht erfolgt.“ Die Integration des Altbaus in einen Neubaukomplex wäre nach Ansicht von außenstehenden Architekten auch eine mögliche Variante.
Zurzeit türmt sich ein an die zehn Meter hoher Sandhaufen in der großen Baulücke am Schiffbauerdamm. An den S-Bahnbögen wurden schon Flächen für die geplante Straße frei geräumt. Vorn am Schiffbauerdamm soll eigentlich das fast ein Kilometer lange „Band des Bundes“ vom Kanzleramt bis zum Bahnhof Friedrichstraße abgeschlossen werden. Dem Vorhaben steht neben dem Verdi-Haus noch ein Plattenbau am Schiffbauerdamm im Wege.
Schon 2009 war in einem städtebaulichen Ideenwettbewerb „Luisenblock Ost“ die Neubebauung des Geländes festgelegt worden. Nach dem siegreichen Entwurf des Berliner Büros Kusus und Kusus soll das „Band des Bundes" mit einer Ellipse in Höhe Schiffbauerdamm 17 enden. Dort sind derzeit noch Dienststellen des Bundestages untergebracht. Mittelfristig sei eine weitere Nutzung des Plattenbaus allerdings nicht vorgesehen, so die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Weiter erklärte die Behörde: „Ein Rückbau ist nicht terminiert und könnte im Rahmen der Neubebauung erfolgen.“
Input der Bevölkerung erwünscht
Der Bebauungsplanentwurf 1-69 für den Luisenblock wird demnächst einen Monat lang öffentlich ausgelegt. Anregungen und Änderungswünsche dürfen vorgetragen werden. Die Behörde muss dann öffentliche und private Belange gegeneinander abwägen und über Berücksichtigung oder Abweisung entscheiden. Das Ergebnis wird den Bürgern schriftlich mitgeteilt. Darauf folgt ein weiterer Architektenwettbewerb, in dem auf Grundlage der Bauleitplanung nach dem Entwurf von Kusus und Kusus die konkrete Form der Gebäude bestimmt wird. Für diesen Wettbewerb ist dann das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung verantwortlich.
Zum sogenannten „Band des Bundes“ am Spreebogen zählen bisher Kanzleramt, Paul-Löbe-Haus und Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, das gerade zur Luisenstraße hin erweitert wird. Im Dreieck östlich davon befinden sich auch noch einige denkmalgeschützte Klinkerbauten mit intensiver Nutzung. Kusus und Kusus hatten in ihrem Masterplan ausdrücklich darauf hingewiesen, dass neben den Büros für den Deutschen Bundestag auch typisch innerstädtische Angebote wie Büros, Geschäfte, Lokale, Dienstleistungen und sogar Wohnungen ihren Platz in diesem zentralen Quartier finden sollten.