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Es wird voll in der Stadt. Nicht nur für die Fanmeile kommen viele Menschen an diesem Wochenende nach Berlin.
© dpa

Volle Stadt zum WM-Finale: Balla Berlin

Die Hotels sind ausgebucht, tausende Besucher zieht es zum WM-Finale nach Berlin. Ulrich Zawatka-Gerlach hat sich ein paar Gedanken um die volle Stadt gemacht. Ein Kommentar.

Berlin, Berlin, sie fahren nach Berlin. Seitdem wir Deutschen in Belo Horizonte 7:1 gewonnen haben, ist Rio angesagt. Weil aber die Copacabana so weit weg ist, kommen alle, die das WM-Finale nicht auf dem Marktplatz von Gelsenkirchen oder Bad Köstriz sehen wollen, an die Ufer der Spree. Wie immer, wenn was los ist. Marathon, Silvester, Fashion Week. Jetzt Fußball. Ganz großer Sport! Spontanbesucher aus ganz Deutschland wollten beim Endspiel auf der hauptstädtischen Fanmeile schnell noch mit dabei sein, teilte die Wirtschaftsverwaltung des Senats so erfreut wie erstaunt mit. Es gebe ganz plötzlich viele Anfragen nach Hotelzimmern, bestätigte die Übernachtungsbranche. Dass der deutsch-polnische Handel mit Feuerwerkskörpern ebenfalls dramatisch zulegte, ließ sich nicht verifizieren.

Am Sonntag auf der Fanmeile werden sich wahrscheinlich mehr als eine halbe Million Deutsche in den Armen liegen, wenn Müller und Schweini die armen Argentinier hilflos schießen – und dann lachend, auch Özil, den güldenen Pokal über den zerfetzten Rasen des Estadio do Maracana tragen, es wird gewiss Mitternacht werden. Braucht da jemand noch ein Bett? Ab auf den K’udamm, anschließend ist die Nacht vorbei.

Doch wer klug ist, bucht gleich bis Dienstag und schleppt seinen Kadaver, würde unser WM-Schützenkönig Klose sagen, noch einmal auf die Straße des 17. Juni, um unsere Jungs wieder frenetisch zu bejubeln. So richtig live und in drei Farben. Vielleicht werfen sie, wie nach dem dritten Platz 2006, wieder Bälle in die kreischende Menge der „Wir fahren nach“-Berliner, während die Eingeborenen beide Male lieber zu Hause den Grill anwerfen oder den Lieblingsitaliener ansteuern. Jedenfalls mehrheitlich.

Dafür hat die Hauptstadt ja ihre Republik – um die Straßen und Plätze gelegentlich aufzufüllen. Das spart den echten Berlinern Kraft und Nerven. Und wenn die Show vorbei ist, genießen wir erst einmal die wunderbare Sommerferienruhe zwischen Pankow und Steglitz. Die 711 Argentinier, die in Berlin leben, kriegen dann sicher auch bald wieder gute Laune.

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