Baustelle der U 5: Bahnhof Rotes Rathaus wird als erstes fertig
Bausenator Michael Müller (SPD) schaut sich an, wie der künftige Regierende Bürgermeister seinen Dienstort erreicht. Der U-Bahnhof vorm Rathaus wird schon 2016 fertig, danach folgen die Stationen Unter den Linden und Museumsinsel.
Baustellen sind selbst für einen Bausenator oft böhmische Dörfer. Als er zuletzt mit den Senatskollegen auf dem Balkon des Roten Rathauses stand, fragte sich Michael Müller, warum für den neuen U-Bahnhof jetzt Betonwände in die Höhe gezogen werden statt in die Tiefe. Grund genug, mal eine Besichtigung zu machen.
In senatseigener Baustellenjacke, Helm und gelben Gummistiefeln machte sich Müller zusammen mit seiner Senatsbaudirektorin auf den Weg in den Abgrund. 17 Meter tief und mehr als 100 Meter lang ist die Grube vor dem Roten Rathaus. Dicke Sperrwände aus Beton halten das Grundwasser ab. Entstanden ist eine mächtige Halle, in die später der Rohbau für den neuen Bahnhof eingezogen wird. Bisher ist allein die Betondecke fertig gegossen, mitsamt der oberen Abschlüsse der späteren Stützen. Bislang hängt die Decke an einer oberirdischen Tragekonstruktion - damit war die Balkon-Frage beantwortet.
Der künftige Bahnhof Rotes Rathaus soll spätestens Ende 2016 fertig sein, als erster der drei neuen Bahnhöfe auf der rund zwei Kilometer langen Teilstrecke Alexanderplatz und Brandenburger Tor. Der Betrieb der neuen U 5 werde aber erst 2019 aufgenommen, wenn alle Bahnhöfe fertig sind, sagte Jörg Seegers von der Projektgesellschaft, die für die BVG den Bau managt. Dann rechnet der Senat mit täglich 100.000 bis 155.000 Fahrtgästen auf der gesamten U 5, die zwischen Hönow und Hauptbahnhof 22 Kilometer misst. Der Bahnhof kann auf zwei Etagen von Zügen angefahren werden, die untere ist als Abstellgleis vorgesehen, könnte aber auch, wie ursprünglich mal geplant, eine zweite U-Bahnlinie aufnehmen, etwa die U3.
400 Millionen Gesamtkosten werden nicht reichen
Die veranschlagten Kosten von 400 Millionen Euro werden wahrscheinlich nicht reichen. Das Unternehmen Bilfinger, das den U-Bahntunnel baut, habe bereits Mehrkosten angemeldet, auch wegen eines Wassereinbruchs am Brandenburger Tor, dessen Ursache noch geklärt werden muss. Dazu laufe derzeit ein Gutachterverfahren, sagte Müller.
Die drei neuen Bahnhöfe werden jeweils einem Thema zugeordnet, sagte Senatsbaudirektorin Regula Lüscher. Der U-Bahnhof Rotes Rathaus verweist mit dem geplanten "Archäologischen Fenster" auf die Stadtgeschichte, der Bahnhof Museumsinsel soll das "Kulturelle Zentrum" der Stadt abbilden, der Bahnhof Unter den Linden an der Friedrichstraße werde dem Thema Wissenschaften gewidmet.
Der Bahnhof Rotes Rathaus, gestaltet vom Berliner Architekturbüro Collignon, fällt durch seine pilzförmigen Pfeiler auf, die an die Gewölbe des Alten Rathauses erinnern, deren Reste im archäologischen Fenster zu sehen sein werden. Einen Zugang zum alten Gewölbekeller wird es nur vom Untergeschoss des Roten Rathauses geben. Eine direkte Verbindung vom U-Bahnhof ins Rote Rathaus ist nicht geplant.
Die neuen Bahnhöfe wirken kühl und vornehm
Der Bahnhof Museumsinsel, vom Büro Max Dudler entworfen, erhält als markantes Element einen tiefblauen Sternenhimmel über den Bahngleisen, in Anlehnung an ein berühmtes Bühnenbild von Schinkel für Mozarts Zauberflöte. Der Bahnhof Unter den Linden vom Büro Hentschel/Oestreich zeigt wechselnde Ausstellungen in Kooperation mit der Humboldt-Uni. Auf der oberen Ebene wird die U 6 verkehren, zwei Ebenen tiefer die U5.
Die neuen Bahnhöfe erscheinen optisch sehr nüchtern und modern. Statt bunter Fliesen und Asphalt gibt es Terrazzoböden und Natursteinplatten. Kühl und vornehm sollen die Bahnhöfe wirken, passend zu den Museen, Hotels und Ministerien, die von ihnen aus erreicht werden.