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Klare Sache. Der Tegeler See zählt mit etwa vier Meter Sichttiefe zu den saubersten der Stadt. Seit 1985 wird sein Wasser durch eine Aufbereitungsanlage gereinigt.
© dpa

Wasserqualität in Berlin: Badefreunde am Halensee müssen weiter warten

Die meisten Gewässer bieten ungetrübten Badespaß. Ein heftiger Regen kann das jedoch schnell ändern. An vielen Stellen gilt Badeverbot, etwa im Halensee – obwohl der längst wieder rein ist.

Nach einer kleinen Delle soll das Wetter am Wochenende wieder hochsommerlich werden, so dass viele Berliner vor der Frage stehen, wo es sich am besten baden lässt. Wer in der City West wohnt, hat mit dem Halensee eine Verlockung vor der Tür. Seit elf Jahren ist das Baden dort verboten, obwohl das Wasser schon 2011 wieder so sauber war, dass die damalige Umweltstadträtin erklärte: „Wir wollen den Halensee gerne wieder als Badesee zulassen.“ Aber daraus wird wohl erst 2016 etwas. So lange ist im Strandbad nur Sonnenbaden erlaubt. Und an der FKK-Wiese neben der Stadtautobahn baden die Nackten weiter auf eigene Gefahr im längst wieder klaren Wasser.

„Die Wasserqualität ist nicht schlechter als an anderen Berliner Badestellen“, bestätigt Gesundheitsstadtrat Carsten Engelmann (CDU). Aber laut der EU-Richtlinie für Badegewässer kann das Verbot erst aufgehoben werden, wenn das Land ein aufwendiges „Badegewässerprofil“ erstellt hat, in dem über vier Jahre gute Wasserwerte und die Ursache für kurzzeitige Ausreißer dokumentiert sein müssen. Daran arbeitet das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) zurzeit. Die Chance, dass der Halensee sich dauerhaft erholt, ist groß: Der 2007 in Betrieb gegangene Bodenfilter, der Regenwasser von der Stadtautobahn – woher der Halensee den Großteil seines Wassernachschubs bekommt – reinigt, funktioniert nach Auskunft der verantwortlichen Wasserbetriebe (BWB) noch besser als erwartet. „Bei vielen Werten sind wir unter der Nachweisgrenze“, sagt BWB-Ingenieur Henrik Marczinski. Allerdings hat der See noch zwei weitere, filterlose Regenwasser-Einläufe, die ihn nach heftigem Regen verschmutzen können.

Massive Gewittergüsse sind stadtweit die größte Gefahr für ungetrübten Badespaß: An 168 Stellen münden Abflussrohre, aus denen sich bei Starkregen der verdünnte Dreck der Kanalisation ergießt und die Gewässer verkeimt. Zwar hat die Zahl dieser „Mischwasserüberläufe“ dank neuer Rückhaltesysteme stark abgenommen, aber Lageso-Sprecherin Silvia Kostner rät dennoch: „Kleinkinder und Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder Neurodermitis sollten nach Starkregen drei bis vier Tage lang nicht in die Gewässer gehen, die vom Stadtzentrum aus gesehen flussabwärts liegen“.

Das Problem betrifft also vor allem Unterhavel und Wannsee. Von den 38 offiziellen Badestellen sind die Kleine Badewiese in Spandau und die am Grunewaldturm wegen Verkeimung des Wassers mit gelber Ampel markiert, die vom Baden abrät. Dabei muss es laut Kostner auch für den Rest der Saison bleiben, weil die EU-Richtlinie diese Warnung bei stark schwankender Wasserqualität verlange. Die gute Nachricht: An den anderen 36 Badestellen zwischen Tegeler und Seddinsee ist das Wasser durchweg unbedenklich. Unter www.berlin.de/badegewaesser ist neben den 14-tägig aktualisierten Messwerten auch die Sichttiefe angegeben. Die ist durchweg passabel bis hervorragend, dürfte aber bald sinken, wenn Hitze und viele Badegäste mit ihrer Sonnencreme genug „Dünger“ für potenziell giftige Blaualgen geliefert haben.

Während das Gros der offiziellen Stellen bewacht ist, wird sonst auf eigenes Risiko gebadet. Ausdrücklich verboten ist es in Kanälen, an Brücken, Schiffs- und Fähranlegern sowie in Schleusen. Für die Havel gilt ein Verbot zwischen Eiswerder und Schildhorn, für die Spree in gesamter Länge zwischen Salvador-Allende-Brücke und Mündung. Die Wasserschutzpolizei hat nach Auskunft einer Sprecherin bisher acht Anzeigen wegen Verstößen aufgenommen. Die Strafe ist mit 25 Euro gering, die Lebensgefahr dafür umso größer.

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