Berlin-Kreuzberg: Bäckerei Filou: Warum der Eigentümer nicht kündigt
„Das ist nicht richtig, was wir machen“, sagt der Investor. Auch Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele freut sich über die Einigung.
Am Ende gab es ein Happy End im Gentrifizierungskampf in Kreuzberg. Wie berichtet wird der Mietvertrag der Bäckerei „Filou“ in der Reichenberger Straße nach wochenlangen Protesten verlängert. Doch wie kam es zum Sinneswandel des Eigentümers Charles Skinner? Der in London lebende Investor berichtet jetzt dem Tagesspiegel vom Runden Tisch mit Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele und allen Beteiligten: „Ich war mir eigentlich sicher, nicht von meiner Position abzuweichen. Aber der Betreiber hat seine Tochter mitgebracht.
Nach dem Meeting hat sie mich angeschaut, ein Blick, der sagte ‚Bitte hilf meinem Dad‘.“ Daraufhin habe Skinner die Entscheidung überdacht: „Mein Partner und ich haben ein Bier getrunken und uns gedacht: Das ist nicht richtig, was wir hier machen. Das ist ein Fehler. Wir hatten die komplette Macht und ich glaube, dass das falsch ist.“ Skinner erhofft sich auch einen Imagewandel: „Es sind nicht alle Investoren gleich, jeder denkt und handelt eigenständig. Und wir haben das Schlechte jetzt zum Guten gedreht.“
Auch Ströbele freut sich über die Einigung. Er glaubt, dass auch die „engagierten Proteste“ und die „insgesamt große Aufmerksamkeit“ zum Erfolg für die Bäckerei beigetragen haben. Gemeinsam mit Skinner will Ströbele, der auch Anwalt ist, nun einen neuen Mietvertrag ausarbeiten. Der soll sich zunächst um drei Jahre, dann immer automatisch um jeweils fünf Jahre verlängern – ohne Mieterhöhung. „Das war das Anliegen des Hauseigentümers selbst“, sagt Ströbele und hofft, dass das Prinzip wegweisend wirkt. Dann ergänzt er: „Warum ist Kreuzberg so beliebt? Nicht, weil die Wohnungen hier so toll sind, sondern die Strukturen. Wenn wir das kaputt machen, wertet das die Kieze nur ab.“