Pannenairport BER: Auch Flughafen-Chef Mühlenfeld deutet nun BER-Eröffnung erst für 2018 an
Flughafenchef Karsten Mühlenfeld spricht im Tagesspiegel-Interview über die Eröffnung des BER, die Zukunft von Tegel, drohende Abfertigungsengpässe und Staus auf der Stadtautobahn nach Schönefeld.
Am künftigen Berliner Flughafen läuft es auf einen Start im Jahr 2018 hinaus. Das ist nun auch Aussagen von Flughafenchef Karsten Mühlenfeld zu entnehmen. In einem ausführlichen Tagesspiegel-Interview spricht der Flughafenchef über den BER, die aktuellen Berliner Tegel-Debatte und die Folgen des rasanten Passagierwachstums in der Hauptstadt. Zugleich betonte der BER-Chef, dass die Verschiebung des Eröffnungstermins – es wäre die fünfte – bislang keineswegs beschlossene Sache ist. „Ganz klar: Es gibt weder eine Entscheidung noch einen geheimen Terminplan für eine Verschiebung.“
Eigentlich sollte der BER-Airport in Schönefeld nach dann elfjähriger Bauzeit und mehrfach verschobenen Startterminen im November 2017 in Betrieb gehen. „Die Chance ist nur noch sehr gering“, sagte Mühlenfeld. „Ich will auch hier nicht verhehlen, dass die Risiken inzwischen überwiegen.“ Wenn es nicht Oktober/November 2017 werde, „dann wird es frühestens zum Flugplanwechsel etwas, also Ende März. Die Winterzeit wäre zu gefährlich. Einen Umzug wird man nicht bei Schnee und Eis machen“.
In diesem Jahr hat die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) mit dem Chefmanager Mühlenfeld und Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD) als Aufsichtsratschef alle selbstgesteckten Termine verfehlt. Und zwar auf der Baustelle selbst, aber auch bei den noch nötigen Genehmigungen, was laut Mühlenfeld vielfältige Gründe habe. Aktuell kommen Probleme bei den Tests der Systeme und den Abnahmen hinzu, wie Mühlenfeld eingestand. „Man guckt am BER inzwischen ganz genau hin.“ So verzögere sich die Abnahme des Südpiers, die schon vor Monaten erledigt sein sollte. „Eine Rolle spielt aber auch, dass alle jetzt extrem akkurat sind. Man hat Angst, Fehler zu machen.“
Neue Finanzierungsprobleme
Im Interview gibt der Flughafenchef deutlich zu verstehen, dass er vor allem aus taktischen Gründen das 2014 beschlossene Ziel eines BER-Starts 2017 nicht aufgibt. „Es gibt die sachliche Position, und es gibt die Position, die man einnehmen muss, damit die Baustelle weiterhin Druck auf dem Kessel hat.“ Auch aus dem Aufsichtsrat heißt es inzwischen: „Alle wissen doch, dass es 2017 nichts wird“, wie ein BER-Kontrolleur am Mittwoch dem Tagesspiegel sagte.
Verbunden damit sind neue Finanzierungsprobleme um den Flughafen, der einst 2,5 Milliarden Euro kosten sollte. Inzwischen sind mit jüngsten Beschlüssen der Eigentümer Berlin, Brandenburg und Bund für den BER und erste Erweiterungen bereits 6,5 Milliarden Euro bewilligt worden. Mühlenfeld bestätigte, dass ein mit den Banken ausgehandelter, von der öffentlichen Hand komplett verbürgter Kredit über 2,5 Milliarden Euro platzen könnte, wenn die letzte BER-Baugenehmigung nicht bis Mitte Januar erteilt wird. „Da besteht ein gewisses Risiko“, sagte er. „Wir sind aber zuversichtlich, eine Lösung zu finden.“
Zugleich erwartet Berlin 2016 nach Worten des Flughafenchefs mit rund 33 Millionen Passagieren in Tegel und Schönefeld einen neuen Rekord. Obwohl in Schönefeld nach der BER-Eröffnung Abfertigungsengpässe absehbar sind, spricht sich Mühlenfeld eindeutig gegen eine Weiternutzung des Flughafens Tegel aus. „Ich werde das Tegel-Volksbegehren auch nicht unterschreiben“, sagte er. „Denn ich bin nach wie vor der Meinung, dass der zivile Luftverkehr an einem Standort zusammengezogen werden sollte. Für unsere Passagierzahlen lohnen sich zwei Flughäfen nicht.“
Das vollständige Interview lesen Sie in der Donnerstagsausgabe des Tagesspiegels sowie im ePaper.