Bedrohte Atelierhäuser in Berlin: Atelier ade
Berlin sei der wichtigste Ort in der Welt, an dem neue Kunst entsteht, heißt es. Doch der Platz dafür wird immer knapper. Atelierhäuser und Werkstatt-Etagen werden verdrängt, um Wohnraum Platz zu machen. Dabei gibt es Ideen, beides miteinander zu verbinden.
Wo Künstler arbeiten, wird für gewöhnlich nicht aufgeräumt. Ateliers sind Werkstätten, dazu da, Werke entstehen zu lassen, die sich sehen lassen können. Alles andere ist egal. Aber nicht an diesem Nachmittag im Atelierhaus Prenzlauer Promenade. Hier werden noch unfertige Kunstwerke an die Seite geschoben, Stühle angeschleppt, auch solche mit bunten Farbklecksen. Ein Künstler raunt seinem Kollegen zu, dass er sich doch bitte selbst darauf setzen möge und nicht einer der Gäste. Die Kleckse sind zwar eingetrocknet, aber wenn es doch nicht sein muss! Jemand hat Butterkekse und Kuchen auf den Tisch gestellt.
Kaum einer von den 20 Männern und Frauen, die Besuch erwarten, rührt das Gebäck an. Eine Delegation Abgeordneter und Senatsverwaltungsmitarbeiter hat sich angekündigt, in ihrer Mitte Kulturstaatssekretär Tim Renner.
Sie müssen reden. Denn wenn es schlecht läuft, wird es hier bald keine Ateliers mehr geben. Die Zukunft des Künstlerquartiers steht infrage. Schon Renners Vorgänger André Schmitz hat sich für die Künstler in Pankow eingesetzt, die in dem Plattenbau der früheren DDR-Akademie der Wissenschaft untergekommen sind. Aber der Liegenschaftsfonds, dem das sanierungsbedürftige Gebäude gehört, hat das landeseigene Unternehmen Berlinovo damit beauftragt, den Standort zu entwickeln. Geplant sind Studentenwohnungen – auch die braucht Berlin dringend.
Für die Künstler ist das eine schwierige Ausgangslage. Sie werden gegen eine Gruppe ausgespielt, die ebenfalls Unterstützung braucht. Ob man nicht nach Lösungen suchen könne, von denen alle Seiten etwas haben, fragen die Künstler in die Runde. Sie haben da ein paar Ideen.
Bisher nutzen sie nur einen Teil des Gebäudes, sagen sie, gern würden sie das Areal zu einem großen modellhaften Kulturstandort entwickeln, mit noch weiteren Ateliers und mit Wohnungen für die Studenten der nicht weit entfernten Kunsthochschule Weißensee. Sie schlagen eine schrittweise Sanierung vor, damit sie während der Baumaßnahmen nicht ausziehen müssen, die Kosten im Rahmen bleiben und ihre Mieten nicht zu sehr steigen. Und sie würden, sagen sie, in ihren Ateliers Ausbesserungsmaßnahmen selbst übernehmen.
"Hier, zwölf neue Hilferufe"
Darauf müsste Tim Renner was sagen. Wie Magnetnadeln richten sich die Künstler auf den Kulturstaatssekretär aus. Doch der macht erst einmal keine Zusagen, sondern erklärt: „Die Angelegenheit ist sehr komplex.“ Es würden etliche Interessengruppen an der Prenzlauer Promenade mitmischen: die Finanzverwaltung, die für den Liegenschaftsfonds zuständig ist, und das Ziel hat, mit landeseigenen Immobilien den Haushalt zu konsolidieren; der Bezirk, der gerne die Studentenappartements hätte und vielleicht auch noch eine Kita; und dann seien da natürlich noch er und die Kulturverwaltung, stellvertretend für die Künstler. Doch in diesem Kräftespiel sieht er auch eine Chance. „Im Idealfall ist das hier ein Referenzprojekt.“ Und Renner nickt aufmunternd. Sein Referenzprojekt.
Als Tim Renner vor wenigen Monaten ins Amt gelangte, hatte er angekündigt, sich in die Liegenschaftsvergaben der Stadt zugunsten der Künstler einzumischen. Hier könnte ihm gelingen, die Prenzlauer Promenade zum Exempel seines Einflusses zu machen. Renner versucht zu trösten: „Ihr seid damit nicht allein.“
Tatsächlich gehen zurzeit so viele traditionelle Atelierstandorte verloren wie nie zuvor. „Hier, zwölf neue Mails“, sagt Florian Schmidt, nachdem er einen Ordner in seinem Mailprogramm geöffnet hat, eigens eingerichtet für die Hilferufe der Künstler. Schmidt ist nur unwesentlich länger im Amt als Renner, seit Anfang März soll der 39-Jährige als neuer Atelierbeauftragter einer Entwicklung entgegenarbeiten, die viele Akteure in Berlin für unaufhaltsam halten: die Verdrängung der Atelierhäuser (Hier erklärt Florian Schmidt im Interview, was er gegen den Notstand tun will). Momentan wird ihm der Job nicht gerade leicht gemacht, der tägliche Strom von Alarmmeldungen reißt nicht ab. An Schmidt schreiben Mitglieder der Kunstquartiere oder Atelieretagen, die sich über die Stadt verteilen. Meist an Orten, die vor Jahren einfach übrig geblieben waren aus der industriellen Vergangenheit Berlins. Viele Fabrikgelände, Gewerbebauten in Hinterhöfen, Brauereien oder Betriebshöfe wären verfallen, wenn Künstler sie nicht genutzt und so über die Zeit gerettet hätten.
Vom Vorzeigeprojekt zur Katastrophe
Im Westteil der Stadt ging man in den 80er Jahren dazu über, Künstler in solche Räume einziehen zu lassen, im Ostteil in den 90ern. Beide Seiten profitierten: Die Eigentümer hatten Mieter, die die Betriebskosten deckten und sich mit unsanierten Räumen zufrieden gaben. Die Kreativen fanden den Platz, den sie zur Verwirklichung ihrer Ideen benötigten. Doch nun sind sie bedroht von Schließungen oder alarmiert und wollen Hilfe und Rat, wie sie für ihre Studios kämpfen können. Ganze Atelierhäuser brechen weg, Quartiere, in denen bis zu 90 Künstler arbeiten.
Eine Verdrängung von Künstlerarbeitsstätten hat es immer gegeben, sie entspricht der Dynamik einer sich verdichtenden Metropole. Aber in diesem Jahr kommt es geballt. Die alten Fabriken sind zu begehrten Immobilien geworden, mit riesigen Fenstern und hübschen Kacheln in gefliesten Treppenaufgängen.
Dabei ist die Lage sowieso schon angespannt. Die Ateliervermittlung des Berufsverbandes Bildender Künstler (bbk), für den Florian Schmidt tätig ist, bietet etwa 600 Studios zu einer vergünstigten Miete an, finanziell unterstützt vom Senat mit 1,4 Millionen Euro. Aber das deckt beileibe nicht den Bedarf. „7000 bis 10.000 Künstler leben in Berlin“, sagt Schmidt. Der Durchschnitt hält sich mit einem Einkommen auf Hartz-IV-Niveau über Wasser, die Mehrzahl finanziert ihren Beruf mit Nebenjobs. Bis zu 90 Bewerber schleusen sich bei Besichtigungen durch die Räume, die der bbk zu vergeben hat. Die, die kein gefördertes Atelier ergattern, müssen sich etwas auf dem freien Immobilienmarkt suchen.
Was das für sie heißt? Stadtsoziologe Schmidt lässt seinen Blick über die vielen Unterlagen auf dem Schreibtisch in seinem Büro wandern. Da fällt ihm ein Beispiel ein. „Die Mengerzeile“, sagt er, „die war das Vorzeigeprojekt im privaten Eigentum. Jetzt wird sie zur Katastrophe.“
Die Stifterin stirbt, ihre Erben kündigen den Künstlern
Noch ist diese Katastrophe nicht zu sehen. An einem Sommernachmittag hocken Künstler auf dem Boden im Hof, tragen schwarze Farbe auf Schablonen auf und drucken sie auf Pappen. Wieder andere machen in der Sonne zusammen einfach nur Mittagspause. Im Sandkasten spielen Kinder. An den gelben Klinkerwänden und am Schornstein rankt Efeu empor.
Idyllisch ist es hier auf dem Gelände der ehemaligen Piano-Fabrik von 1908 in Alt-Treptow. Im vergangenen Jahr hat die Mengerzeile, benannt nach der angrenzenden Straße, noch ihr 20-jähriges Bestehen gefeiert. Zum Jubiläum erschien ein Katalog mit der Geschichte des Hauses und Porträts der 40 Maler, Bildhauer, Schmuckmacher und Videokünstler, die die Mengerzeile selbst verwalten. Ganz hinten war ein Brief abgedruckt, mit Schreibmaschine geschrieben, von der Hausbesitzerin, datiert aus dem Jahr 2000.
„Da ich für mich persönlich kein zusätzliches Geld mehr brauche – ich komme mit meiner Rente (Pension) aus – hatte ich mich dafür entschieden: Das Atelierhaus später dem Verein zu vermachen. Wahrscheinlich als Stiftung.“
Im November 2013 ist die Dame verstorben. Kurz darauf kündigten die Erben den Künstlern. Das Haus wurde verkauft. Die Stiftungsidee der Eigentümerin hatte sich in Luft aufgelöst.
Die Gemeinschaft ist aufeinander eingeschworen wie in vielen Atelierhäusern. Genau deshalb hat man sich ja einen geräumigen Ort wie die frühere Piano-Werkstatt gesucht, weil man sich gegenseitig hilft, austauscht, kritisiert, weiterbringt. Als Künstler ist man schon Einzelkämpfer genug. Die Mengerzeilen-Leute haben nun eine Petition gestartet, zum Erhalt des Kulturstandortes. Es ist auch ein Symbol, dass sie nicht sang- und klanglos gehen wollen. Gemeinsam suchen sie nach einem geeigneten Objekt, in das sie umziehen können. Aber die Suche ist schwer.
Interessierte laufen durch die Höfe, Kopf im Nacken
„Schauen Sie sich um“, sagt Herman Baeten. „Das sind hier alles hohe Räume und lange Fluchten, hier entsteht doch kein sozialer Wohnungsbau.“ Der belgische Philosoph und Installationskünstler von Hof 3 Aufgang 3 sitzt mit einigen anderen Mietern der Gerichtshöfe in Wedding zusammen. Die Kollegin von Aufgang 8, Birgit Bayer Weiland, hat ihr Atelier für das Treffen zur Verfügung gestellt. An den Wänden hängen ihre verträumt-poetischen Bilder. Auf eine lange Tafel stellt sie riesige Schüsseln mit Nudeln.
Eigentlich wollen sie an diesem Abend den letzten ihrer Tage der Offenen Tür ausklingen lassen, aber dann werden ihre Gespräche doch wieder von der unsicheren Zukunft überschattet. Die Künstler vermuten, dass sie bald ausziehen müssen aus dem denkmalgeschützten Komplex von 1912, mit seinen sechs Höfen. „Das ist schon komisch, dass hier inzwischen so viel Leerstand ist“, sagt Baeten. „Schlechtes Zeichen.“ Auslaufende Mietverträge werden zwar verlängert, aber befristet. Je kürzer die neue Laufzeit, desto günstiger sind die Mieten. Wer länger bleiben möchte, zahlt mehr.
Die Gerichtshöfe gehören der Gesobau, einem kommunalen Wohnungsunternehmen. 1983 hat sie die ersten Künstler zu günstigen Konditionen in die leer stehenden, denkmalgeschützten Fabrikgebäude zwischen Wiesen- und Gerichtstraße ziehen lassen. Damals lagen die Höfe im West-Berliner Niemandsland. Zwar ist die Gerichtstraße heute immer noch weit davon entfernt, eine gediegene Adresse zu sein, in unmittelbarer Nachbarschaft liegen Dönerbuden und Spielhöllen, aber der Wedding zieht an. Die Mieten steigen. Die Gesobau hat schon im vergangenen Jahr in einer Pressemitteilung verlautbaren lassen, dass bis 2017 erst einmal keine Sanierung geplant sei. Aber: „Als städtisches Wohnungsunternehmen mit dem Auftrag, breite Schichten der Bevölkerung mit Wohnraum zu versorgen, und gerade vor dem Hintergrund aktueller Wohnungsknappheit-Diskussionen in Berlin, müssen wir uns derzeit die Flexibilität bewahren, im Zuge einer Sanierung der Gerichtshöfe grundsätzlich auch Wohnraum schaffen zu können.“
Sie haben die Kieze attraktiv gemacht, jetzt sollen sie verschwinden
Schon vor zwei Jahren, erzählt Malerin Birgit Bayer Weiland, seien kleine Gruppen offenkundig Interessierter durch die Höfe gelaufen, Kopf im Nacken. Kein gutes Zeichen. Kopf-im-Nacken-Menschen sind die, die alles vermessen, sich eine andere Zukunft ausmalen, sagen die Künstler.
Was wäre so schlimm daran, wenn das neue Atelier nicht mehr innerhalb des S-Bahnrings läge, sondern weiter draußen, in Oberschöneweide etwa, wo sich gerade ein neuer Kulturstandort entwickelt? Die meisten, die man in diesen Wochen spricht, sagen: Das wäre nicht schön. Sie wollen in der Stadt sichtbar bleiben, einerseits weil sie nicht von Galerien vertreten werden, andererseits um abends noch schnell auf Vernissagen gehen, im Baumarkt und im Künstlerbedarf fehlende Materialien nachkaufen zu können. Nicht zuletzt haben sie die Kieze attraktiv gemacht, aus denen sie nun verschwinden sollen.
In einer Studie des Instituts für Strategieentwicklung und des Neuen Berliner Kunstvereins wird die Stadt als einer „der weltweit wichtigsten Produktionsstandorte für Gegenwartskunst“ bezeichnet. Die Atelierhäuser sind dafür eine elementare Voraussetzung, da sie einer großen Zahl von Künstlern eine Infrastruktur geben. Da hilft dann der, der Betonguss kann, dem, der es nicht kann. Indem sie viele unterschiedliche Kunstrichtungen unter einem Dach vereinen, sind die Häuser keine reinen Produktionsorte, wo hinter verschlossenen Türen gearbeitet wird. Künstlergemeinschaften nutzen den Zusammenhalt, öffnen ihre Werkstätten dem Publikum und veranstalten Gruppenausstellungen. Die Mengerzeile unterhält sogar eine eigene Kunsthalle, die Kosten dafür legen sie auf ihre Mieten um.
In der Peripherie würde dieser Effekt verpuffen. Wenn Künstler das Leben widerspiegeln sollen, dann müssen sie, so gut es geht, auch in der Mitte der Gesellschaft leben dürfen. Zumal sie es sind, die Berlin zu seinem Image als lässige Stadt der Freiräume verholfen haben, indem sie das Unvermögen Berlins, sich um seine Belange zu kümmern, positiv besetzten. Aus Vernachlässigung wurde kreativer Spielraum.
Die Künstler sollen die "Brache" beleben
So wie in den BLO-Ateliers im ehemaligen Betriebswerk Lichtenberg Ost. Deren Nutzer, die gerade mit der Deutschen Bahn Gespräche über eine Mietvertragsverlängerung führen, wollen nicht über den aktuellen Stand der Verhandlungen reden. Um den Vertrag nicht zu gefährden. Seit zehn Jahren arbeitet die Künstlergemeinschaft aus Bildhauern, Grafikern, Malern, Bogen- und Bumerangbauern, Fotografen und Fahrraddesignern auf dem 12 000 Quadratmeter großen Areal. Sie hat sich Studios in den einstigen Verwaltungsgebäuden, der Kantine und Werkstätten eingerichtet, nachdem 1999 die letzten Bahn-Mitarbeiter das Gelände verlassen hatten. Die Künstler kamen und gestalteten darauf eine grüne Oase. Die Natur hat die alten Gleisanlagen überwuchert, zwischen den Häusern wurden Blumenbeete angelegt, eine Imkerin hat Bienenkästen aufgestellt. Jetzt geht es darum, zu welchen Konditionen die Nutzer bleiben können. Die Bezirkspolitiker von Lichtenberg unterstützen den Dialog mit der Bahn, ihnen ist daran gelegen, dass die Künstler ihre „Brache“ weiter beleben.
Auch auf dem ehemaligen Gelände der Schultheiss-Brauerei in Moabit gibt es einen Ausstellungsraum. „Früher war hier ein Werkzeugmacher drin“, erzählt die Bildhauerin Janine Eggert. „Ich kannte ihn, weil wir ab und zu mit ihm gearbeitet haben.“ Als der Betrieb auszog, blieb dieser leere Ort übrig. Bis zu sechs Meter hohe Wände, Oberlicht. Die junge Frau schlug zu. „Es gibt zu wenig Orte in Berlin, wo Skulptur gezeigt wird, und meistens sind die Projekträume dafür auch zu klein.“ Hier hat sie ideale Bedingungen, groß, hell, gleich neben dem eigenen Atelier. Bald jedoch ist das vorbei. Das Brauereigelände, das von der Straßenseite wie eine Burg mit Zinnen aussieht und in den Höfen wie eine Industriekathedrale mit seinem riesigen Sudhaus, wird demnächst ein Shoppingcenter.
Die Künstler sitzen meist am kürzeren Hebel
Mit Janine Eggert sind 30 Künstler und zahlreiche andere Gewerbetreibende betroffen. Auf zwei Papierbögen haben sie zusammengefasst, welchen Bedarf an Räumen sie hätten. Sie listen auf, in welchen Bereichen sie arbeiten: Malerei, Performance, Grafik, Skulptur, Konzeptkunst, Klangkunst. Sie haben angegeben, wer von ihnen von namhaften Galerien vertreten ist. Man merkt dieser Liste an, wie die Künstler versuchen, sich von der besten Seite zu präsentieren, vielfältig, erfolgreich. Und das stimmt ja auch alles. Aber ein bisschen traurig ist es doch zu sehen, unter welchem Vermarktungsdruck sie stehen.
Viele Künstler fühlen sich hilflos. Denn der Kampf um die Atelierhäuser berührt einen wunden Punkt in Berlins Kulturlandschaft. Er wirft eine einfache, brutale Frage auf. Die nach dem Wert der Kunst und dem Lebensmodell, das hinter ihr steht. Ist dieser Wert im sich zuspitzenden Verdrängungswettbewerb noch zu retten?
Warum sie ausgerechnet Shoppingcentern oder hochpreisigen Loft-Wohnungen weichen sollen, können die meisten Künstler nicht nachvollziehen. Aber sie wollen auch nicht so verstanden werden, dass sie nur Privilegien einfordern. Sie sind bereit, Mieterhöhungen auf die Atelierhaus-Gemeinschaft umzulegen. Die erfolgreicheren Künstler stützen dann die, die weniger zahlen können. Wieder andere schließen sich als Verein zusammen und versuchen die Immobilie selbst zu erwerben. Am kürzeren Hebel sitzen sie meist trotzdem.
In den Gerichtshöfen in Wedding sind die Nudeln aufgegessen. Es ist spät geworden vor lauter Sorgen über die Zukunft. Installationskünstler Herman Baeten steht auf, er möchte nach Hause. „Wir bauen vorsorglich unser eigenes Atelierhaus“, sagt er. Mit 18 Parteien hat er sich zu einer Baugruppe zusammengetan, auf der Weddinger Seite der Ackerstraße. Er hat die finanziellen Mittel dazu. Er muss die Unsicherheit, was mit den Gerichtshöfen passiert, nicht mehr lange aushalten. „Ich habe Glück gehabt“, sagt er. Dann ist er weg.
Dieser Text ist in unserer Samstagsbeilage Mehr Berlin erschienen.