Kanzlerkandidat und Tesla-Chef: Armin Laschet besucht Gigafactory in Grünheide - und trifft dort Musk
Tesla-Chef Elon Musk ist in Berlin - zeitgleich mit dem Besuch des CDU-Kanzlerkandidaten in Grünheide. Jetzt bestätigte Laschet, dass sich die beiden am Freitag treffen werden.
Es ist eine Premiere in der jungen Geschichte der künftigen Tesla-Gigafactory im brandenburgischen Grünheide bei Berlin: Die streng abgeschirmte größte Baustelle der Hauptstadtregion, ja vielleicht Deutschlands, wird Wahlkampfort. CDU-Kanzlerkandidat, CDU-Bundeschef und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) lässt sich am Freitag die künftige Gigafactory für den europäischen Markt zeigen, wird mit Tesla-Führungskräften und Mitarbeitern sprechen – und wird danach direkt auf dem Tesla-Areal vor die Presse treten.
Ob Laschet auch mit Elon Musk zusammentrifft, der überraschend gerade in Berlin eingeflogen ist, war zunächst unklar. Am Donnerstagnachmittag verdichteten sich Signale, dass aber der Tesla-Chef bei dem Laschet-Termin dabei sein wird. Dann bestätigte Laschet selbst die Gerüchte: „Ich bin froh, dass Elon Musk mir eben eine SMS geschrieben hat und wir verabredet haben, dass wir uns morgen sehen“, sagte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident der Deutschen Presse-Agentur. „Das unterstreicht natürlich auch den gemeinsamen Willen, eine solche Investition auch in Zukunft vielleicht noch in anderen Feldern möglich zu machen. Dazu muss man miteinander reden.“
Er hält die Ansiedlung von US-Elektroautobauer Tesla in Grünheide bei Berlin für eine Modellinvestition. „Tesla setzt damit in Europa einen Punkt, und ich bin sicher, es werden sich viele Betriebe rund um Grünheide ansiedeln, die ihrerseits dann wieder neue Arbeitsplätze bringen“, sagte der CDU-Vorsitzende.
Tesla sei ein Beispiel für einen attraktiven Standort, der vieles zu bieten habe - grünen Strom, Fläche und die Möglichkeit, Planverfahren zu beschleunigen. „Wir erleben alle, wie mühsam das im Moment ist, wie viele Proteste es auch gibt. Aber eine solche Entscheidung, wenn die an Brandenburg vorbeigegangen wäre, wäre ein Verlust für Jahrzehnte gewesen.“
Auffällig ist, dass Tesla, sonst medienscheu, sich auf den vor Wochen eingefädelten, medienwirksamen Wahlkampftermin Laschets eingelassen hat. Termine mit Annalena Baerbock (Grüne) oder Olaf Scholz (SPD) sind nicht bekannt. Nach dem internen Drehbuch war schon vor der Musk-Visite vorgesehen, dass neben Bauleiter André Thierig etwa Teslas Europachef Joe Ward dabei sein sollte. Dann fehlte auf der Liste nur noch Elon Musk, der nun gerade in Berlin ist.
Für Tesla, das die Energiewende als Mission des Unternehmens propagiert, hängt von der künftigen Bundesregierung einiges ab: Das Unternehmen hatte erst im April in einem Brandbrief einen Vorrang für Energiewendeprojekte und weniger Genehmigungsbürokratie in Deutschland gefordert. Der Mann, der womöglich der nächste Kanzler ist, könnte dabei eine Schlüsselrolle spielen. Hält Tesla Laschet für den aussichtsreichsten Kandidaten? Wer weiß.
„Danke für den Besuch der ganzen Familie, Elon!“
Musk hatte sich nach seiner Landung am Mittwochabend am BER in Schönefeld mit Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) getroffen, der wegen der milliardenschweren Ansiedlung des US-Konzerns in Grünheide in der Mark als „Mister Tesla“ gilt. Nach dem Foto von Musk, das Steinbach via Twitter danach verbreitete, muss das Treffen im Hotel de Rome stattgefunden haben. Die Atmosphäre soll sehr gut gewesen sein.
Das ist ein Indiz, dass Musk mit dem Fortgang des im November 2019 gestarteten Projektes zufrieden ist, obwohl die finale Genehmigung für die fast fertige Gigafactory noch aussteht. „Wir haben uns vertrauensvoll über die noch anstehenden Aufgaben ausgetauscht“, twitterte Steinbach. „Danke für den Besuch der ganzen Familie, Elon!“
Tatsächlich hatte die Runde eher den Charakter eines Familientreffens. Musk hatte offenbar neben seiner Frau, der kanadischen Sängerin Grimes, den nicht einmal eineinhalbjährigen Sohn mit dem Namen „X Æ A-Xii“ sowie seine anderen fünf Kinder dabei. Aus dem Umfeld Woidkes hieß es jedenfalls, inhaltliche Gespräche seien in dieser Runde nicht möglich gewesen.
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Brandenburgs Regierungschef, der jedweden Eindruck einer Einflussnahme auf das noch laufende Genehmigungsverfahren vermeiden will, soll darüber nicht unglücklich sein. Paradox bleibt, dass Laschet mit seinem geplanten Besuch am Freitag, die Baustelle vor Woidke sieht.
Steinbach wollte sich auf Anfrage unter Verweis auf die vereinbarte Vertraulichkeit nicht zu dem Treffen äußern. Zur Visite Laschets bei der Gigafactory sagte Steinbach: „Wir sind stolz, dass dieses für Deutschland wichtige Energiewendeprojekt in Brandenburg das Interesse des CDU-Kanzlerkandidaten geweckt hat. Etwas Vergleichbares gibt es in Nordrhein-Westfalen nicht.“
Zugleich zeigte sich Steinbach erneut zuversichtlich, dass der Termin der Inbetriebnahme der Gigafactory noch 2021 gehalten werden kann. „Ich hoffe, dass Ende 2021 die ersten Autos in Grünheide vom Band rollen werden“, sagte Steinbach. Vorsorglich fügte er hinzu, dass etwas Unvorhergesehenes nicht passieren dürfe.