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Pläne fürs Bundesquartier. Der Stadtplaner Bernd Albers regt eine Blockbebauung des Spreebogens an. Sein Entwurf sieht auch die Rückkehr der Siegessäule vor. Sie wurde 1938/39 im Zuge der von Hitler vorangetriebenen Umgestaltungspläne für die Reichshauptstadt vom damaligen Königplatz an ihren heutigen Standort am Großen Stern versetzt.
© Simulation: Bernd Albers

Band des Bundes: Architekten fordern: Belebt das Regierungsviertel!

15 Jahre nach dem Bau des „Bandes des Bundes“ ist das Regierungsviertel in der Mitte Berlins wüstes Land, nicht pulsierende Stadt. Die Klagen darüber werden lauter - und ein Planer hat Ideen, wie man das Viertel umbauen sollte.

Rauf aufs Rad oder die Wanderschuhe an und raus! Durch die Stadt streunen, die Zeitung unterm Arm, an die Sonne, unters Volk – nach Mitte mittenmang. Aber: „Nur Wiese und ’n bisschen Beton“, das ist zu wenig im Zentrum Berlins, findet Annegret Gerke. Sie ist aus der Nähe von Koblenz und mit ihrem Mann ein paar Tage in der Stadt: „Ein Biergarten und Pavillons, das wär’s“, findet ein Flaneur namens Klaus und blickt über das blasse Grün hinter Paul-Löbe-Haus und Kanzleramt. Merkels Vorgarten ist – ähnlich wie der Platz der Republik vorm Reichstag – eine trostlose Wiese, von den Trampelpfaden der Rollkoffer-Schlepper zerfurcht, die vom Hauptbahnhof aus vorbeieilen. Berlins Regierungsviertel hat ein Problem.

Als „Stückwerk aus Distanzgrün zwischen Trampelpfaden“ und „Sammelsurium von Straßenfragmenten“ beschreibt der Bund Deutscher Architekten den städtebaulichen Notstand rund um das Band des Bundes. Den Brandbrief haben die Architekten jetzt an Bundestagspräsident Norbert Lammert, Kanzleramtsminister Peter Altmaier, Berlins Regierenden Michael Müller (SPD) und den Ältestenrat des Bundestages geschickt. Sie fordern, eine „ganzheitliche Planung“ für das Gebiet wieder aufzunehmen – bis dahin müsse sogar die Planung des Besucherzentrums am Reichstag ruhen.

Der Aufruf kommt zur rechten Zeit, denn im Bezirk besteht schon länger Unmut über die Wüste am Parlaments- und Regierungssitz. „Mit Flickschusterei und Dauerprovisorien muss Schluss sein“, fordert Bezirksstadtrat Carsten Spallek (CDU). Er ist zuständig für die öffentlichen Grünanlagen in Mitte und deshalb auch für die im Bermudadreieck von Schweizer Botschaft, Paul-Löbe-Haus und Spreebogen, hat aber kein Geld, um sie ordentlich zu pflegen. „Wir könnten die Trampelpfade mit Flatterband abgrenzen und wieder Gras säen, aber das würde in kürzester Zeit wieder niedergetrampelt werden“, sagt er. Solange die Wege nicht vorgezeichnet sind, ist der kürzeste der beste, auch wenn es kleinere Hindernisse zu überwinden gibt. Einige der dort im Boden eingelassenen Stahlbänder waren schon freigetrampelt und zu Stolperfallen geworden – immerhin diese Verletzungsgefahr ist nun behoben.

Dass auch 15 Jahre nach dem Bau des „Bandes des Bundes“ das Regierungsviertel wüstes Land und nicht pulsierende Stadt ist, liegt auch daran, dass gleich drei Verwaltungen für dieses Gebiet zuständig sind: Bundestag, Senat und Bezirk. Der lähmende Stillstand und die vielen Beschwerden über den Zustand haben Spallek zur Einsicht geführt, dass nur eine „Neuordnung der Eigentümerschaft“ Abhilfe schaffen könnte. Einfach ausgedrückt: Bloß weg mit den Grünflächen, deren Anlage und Pflege im Kompetenzengestrüpp stecken bleiben und die dazu noch viel Geld verschlingen. Noch sträubt sich aber der umworbene Bund, das Geschenk anzunehmen.

Zur „radikalen Verstädterung und Durchmischung“ des Spreebogens ruft Architekt Bernd Albers auf und hat nicht minder provokant am Computer Häuserblöcke in den Spreebogen gezaubert, um hier wieder „bürgerliche Stadtkultur zu ermöglichen“. Wer sich an dem ungewohnten Anblick stört, ist eben ein Kind dieser unserer Zeit – und hat die charmanten gründerzeitlichen Blöcke nicht mehr vor Augen, die den gigantomanischen Plänen von Albert Speer für Germanias „Ruhmeshalle“ geopfert wurden.

Vielleicht kommt der städtebauliche Nullpunkt, an dem das Umfeld von Regierung und Parlament angelangt ist, den Sicherheitsdiensten aber auch entgegen. Brachen sind leichter zu übersehen als pulsierende Quartiere. Solchen Erwägungen soll es geschuldet sein, dass es in vielen Ministerien und Behördenbauten keine Cafés, Restaurants und Läden gibt. Volk ist eben nicht immer folgsam.

„Dass es darüber keine Debatte in der Stadt gibt, ist ein Armutszeugnis“, sagt Albers. Jeder bastle an seiner kleinen Baustelle herum: Senatsbaudirektorin Regula Lüscher füllt im Dienste des Investors CA-Immo die Bauflächen rund um den Hauptbahnhof. Der Bund eröffnete in den vergangenen Monaten gleich zwei neue Häuser in der Nachbarschaft: das Bildungsministerium auf der anderen Seite des Spreebogens und das Innenministerium, westlich vom Hauptbahnhof – aber den Blick fürs Ganze hat niemand.

Vor allem auf der Rückseite von Schweizer Botschaft und Paul-Löbe- Haus ist die Ödnis zu besichtigen: Zwei Stahlwände trennen die Grünfläche, die leicht ansteigend bis nahe ans Spreeufer reichen. Von dort gibt es einen schönen Blick auf die Großbauten des Regierungsviertels und den jenseits der Spree liegenden Hauptbahnhof. Doch weil hier nichts ist zum Verweilen, kommt auch kaum jemand her.

„Monolithische Bundesbauten und Trampelpfade anstelle lebendiger Stadt, dabei kann es nicht bleiben“, sagt Stefan Evers, stellvertretender Fraktionschef der Berliner CDU. Er möchte sich des Themas annehmen. Dass Cafés und kulturelle Einrichtungen hier ein Erfolg sein könnten, steht für ihn außer Frage: „Die Strandbar am südlichen Ufer ist im Sommer ja auch proppenvoll.“ Dass hier mal Stadt war und wieder werden könnte, daran erinnert auch die Schweizer Botschaft, jedenfalls der historische Teil dieses trotzigen Solitärs, dem die Architekten Diener und Diener einen kompakten Betonkubus zur Seite gestellt haben. Aber täte dem nicht auch ein städtebaulicher Rahmen gut?

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