Unterkunft für Flüchtlinge in Berlin-Altglienicke: Anwohner scheitern mit Klage gegen Containerdorf
Die neuen Containerdörfer sind nur eingeschossig. Ende Juli sollen die ersten fertig sein. Anwohner in Altglienicke scheitern mit Klage.
Der Blick ins Grüne geht über sie hinweg. Die neuen Containerdörfer der zweiten Generation sind eingeschossig und hellgrau. Bisher wurde dreigeschossig und kunterbunt gebaut, aber offenbar gab es Probleme mit dem Brandschutz. Für die eingeschossige Bauweise habe man sich entschieden, „da damit der Fluchtweg für alle Bewohner frei ist und die Brandschutzauflagen andere sind als im mehrgeschossigen Bau“, erklärte ein Sprecher der Berliner Immobilienmanagement (BIM).
6100 Wohncontainer hat die BIM bei insgesamt fünf Anbietern bestellt, die ersten wurden inzwischen aufgestellt, an der Venusstraße/Bahnweg in Altglienicke. Das dortige Tempohome gilt neben dem Projekt Zossener Straße in Hellersdorf als „Pilotstandort“. Als Folgeprojekte stehen auf der Liste: Wollenberger Straße in Lichtenberg, Siverstorpstraße in Pankow und Am Oberhafen in Spandau. Jeweils 500 Flüchtlinge in rund 200 Containern sollen an den einzelnen Standorten wohnen. Genehmigt sind die temporären Bauten für drei Jahre.
Auch die Auswahl der Betreiber verzögert sich
Insgesamt 15 000 Flüchtlinge sollen in 30 geplanten Containerdörfern unterkommen. Die Idee von Flüchtlingsstaatssektetär Dieter Glietsch war, die Menschen aus den Turnhallen direkt in die neu eingerichteten Containerdörfer umzusiedeln, aber die neuen Unterkünfte werden nicht schnell genug fertig. Für die Pilotstandorte Altglienicke und Hellersdorf rechnet die BIM mit der Fertigstellung Ende Juli. Ob sie anschließend bezogen werden können, ist noch offen, denn Verzögerungen gibt es auch bei der Auswahl der Betreiber.
„Laut Vergabekammer des Landes Berlin haben zwei Bieter Nachprüfungsanträge gestellt“, erklärt ein Sprecher der Sozialverwaltung. Man versuche jetzt eine Interimslösung zu finden, damit die Tempohomes noch „fristgerecht“ in Betrieb gehen könnten. Mit Fertigstellung der beiden ersten Containerdörfer sollen jeweils drei Turnhallen in den betroffenen Bezirken freigezogen werden. Einen genauen Fahrplan für die Freimachung der Turnhallen nannte die Sozialverwaltung nicht. In der kommenden Woche könne die Halle des Oberstufenzentrums Bautechnik an der Nonnendammallee in Spandau leergezogen werden. Rund 200 Männer leben dort, die meisten von ihnen sollen ein Haus in der Schmidt-Knobelsdorf-Kaserne beziehen.
Aufs Tempelhofer Feld kommen Container erst im November
Auf dem Tempelhofer Feld sind zwei bis vier Containerdörfer geplant, also Platz für maximal 2000 Menschen. Die Bewohner der jüngst leergezogenen Jahnsporthalle am Columbiadamm sollten eigentlich dorthin umziehen, doch die Aufstellung der Container verzögert sich wahrscheinlich bis November. „Bisherige Planungsansätze waren nicht realisierbar“, erklärte die BIM.
Streit in Altglienicke
Anwohner haben vergeblich versucht, das Pilotvorhaben in Altglienicke zu stoppen. Proteste und eine Klage vor dem Verwaltungsgericht haben zwar viel Aufmerksamkeit gebracht, aber das Containerdorf wird trotzdem gebaut. Rund 60 graue Container stehen schon, 240 sollen es insgesamt werden. Bei einer Besichtigung vor Ort zeigte Verwaltungsrichter Matthias Schubert zwar Verständnis für die Sorgen der Anwohner, sah aber keine Verletzung des Gebots der Rücksichtnahme. Da das Baugelände nicht zum Wohngebiet gehöre, könne kein Gebietserhaltungsanspruch abgeleitet werden. Das Gericht empfahl der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung lediglich, bei der Planung mehr für Sicht- und Lärmschutz der Anwohner zu unternehmen.