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Der LKW, mit dem Anis Amri in den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz fuhr, am Tag nach dem Anschlag.
© dpa/Michael Kappeler
Update

Attentäter vom Breitscheidplatz: Anis Amri hatte womöglich noch andere Anschlagsziele im Visier

Neben dem Weihnachtsmarkt soll Anis Amri auch den Alexanderplatz und den Lustgarten am Berliner Dom ausgekundschaftet haben. Einen Anschlag plante er wohl bereits bei der Einreise.

Der Attentäter vom Berliner Weihnachtsmarkt, Anis Amri, hatte einem Medienbericht zufolge möglicherweise noch andere Anschlagsziele in Berlin im Visier. Amri habe neben dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz auch den Alexanderplatz und den Lustgarten am Berliner Dom ausgekundschaftet, berichtete das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Freitag) unter Berufung auf Akten der ermittelnden Bundesanwaltschaft und des Bundeskriminalamts (BKA).

Demnach hat Amri vier Mal den Weihnachtsmarkt auf dem Alexanderplatz inspiziert - das letzte Mal nur wenige Stunden vor dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche. Auf Amris Handy fanden die Ermittler außerdem Selfies vom Attentäter im Lustgarten vor dem Berliner Dom.

Ähnliches Profil wie der Breitscheidplatz

Der RND schreibt unter Berufung auf die Akten weiter, dass die Ermittler zu dem Schluss kämen, dass der stark frequentierte Bereich vor der Kirche als mögliches Anschlagsziel ein ähnliches Profil wie der Breitscheidplatz und der Alexanderplatz aufweist. Nach Recherchen der "Berliner Zeitung" vom Freitag plante Amri seine Tat bereits bei seiner Einreise nach Deutschland. Demnach soll Amri seine Tat im Auftrag der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) schon geplant haben, als er nach Deutschland kam. Er habe dieses Vorhaben "mit dem Wissen der Behörden" bis zuletzt verfolgt und schließlich in die Tat umgesetzt. Ein von den Behörden dem IS zugerechneter Islamist habe Amri bei seiner Einreise begleitet.

Amri habe von Anfang an in direktem Kontakt mit IS-Extremisten in Libyen gestanden und direkte Instruktionen erhalten, berichtete die Zeitung. Bereits im Dezember 2015 habe sich Amri im Internet darüber informiert, wie er Menschen töten könnte.

Ströbele: Amris Kontakte nach Libyen hatten einen hohen Wert

Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele sagte der "Berliner Zeitung", die Behörden hätten schon im Februar 2016 Kenntnis über konkrete Anschlagspläne Amris gehabt, über die er sich in abgehörten Chats mit libyschen IS-Kämpfern ausgetauscht habe. "Das Bundeskriminalamt kannte diese Protokolle", sagte Ströbele dem Blatt. "Aufgrund dieser Verdachtstatsache hätte der Generalbundesanwalt einen Haftbefehl wegen Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung erwirken können." Amri sei jedoch aus nicht nachvollziehbaren Gründen nicht einmal lückenlos observiert worden.

Er halte es "für sehr wahrscheinlich, dass Amris Kontakte nach Libyen einen besonders hohen Wert für ausländische Nachrichtendienste hatten", fügte Ströbele hinzu. Damals hätten die USA einen Angriff gegen IS-Kämpfer in Libyen geplant. Amris Kontakte in das Gebiet hätten Standortdaten seiner Kontaktleute geliefert. Bereits zuvor waren mehrere Pannen beim Umgang der deutschen Behörden mit dem als islamistischem Gefährder eingestuften Amri bekannt geworden.

Am 19. Dezember 2016 war Amri war mit einem gestohlenen Laster in den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche gerast. Bei dem bislang schwersten islamistischen Anschlag in Deutschland waren zwölf Menschen getötet und annähernd 100 Menschen verletzt worden. Amri wurde einige Tage später auf der Flucht von italienischen Polizisten erschossen. (dpa)

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