Anschlag vom Berliner Breitscheidplatz: Angehörige von Amri-Opfern beklagen Schikane bei Renten
Eineinhalb Jahre nach dem Terroranschlag am Breitscheidplatz sind die Hinterbliebenen enttäuscht: Renten fallen gering aus – oder werden gleich abgelehnt.
Anderthalb Jahre nach dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz haben Hinterbliebene der Opfer erste Bescheide zur Entschädigungsrente bekommen – und sind enttäuscht, wie die Sprecherin der Gruppe, Astrid Passin, am Dienstag dem RBB sagte. Viele empfänden das als „lächerlich und peinlich.“ Dem seit dem Tod ihres Vaters an einer „psychoreaktiven Störung“ leidenden Passin wurde eine Monatsrente in Höhe von 141 Euro bewilligt.
In anderen Fällen sei trotz diagnostizierter psychischer Störung der Rentenantrag abgelehnt worden, weil der nötige Grad der Schädigung nicht erreicht sei. Das Verfahren – statt eines automatischen Rentenanspruchs eine psychische Schädigung nachweisen zu müssen – sei entwürdigend. Zuständig für die Opferrenten ist das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso).
Bislang hatten Angehörige eine Direkthilfe von 10.000 und einen Schadensausgleich von 25.000 Euro erhalten. Dafür wurden bislang 1,8 Millionen Euro ausgezahlt. Nach Kritik an der Höhe soll die Entschädigung für Ehepartner, Kinder und Eltern von Opfern von Terror und Extremistengewalt rückwirkend auf 30.000 Euro verdreifacht werden, wie der Opferbeauftragte der Bundesregierung, Edgar Franke, am Dienstag sagte.
Davon sollen auch Opfer des NSU oder der Anschläge in Paris und Nizza profitieren. Die große Koalition habe zudem eine Neuregelung der Entschädigungsrente vereinbart. Aus Sicht der Opfer reicht die bislang kaum aus: Durch die Folgen des Anschlags seien die laufenden Kosten im Alltag viel höher. Der Tunesier Anis Amri hatte am 19. Dezember 2016 bei dem Anschlag zwölf Menschen getötet und ca. 70 weitere verletzt. AFP/Tsp