Berliner Abgeordnetenhaus: Andrej Holm wird Berater der Linksfraktion
Während die Opposition sich entsetzt gibt, kommentieren SPD und Grüne den Vorgang nicht.
Der ehemalige Staatssekretär Andrej Holm, der wegen seiner Stasi-Vergangenheit entlassen wurde, erhält von der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus einen Beratervertrag. Er werde ab sofort „im Bereich Mieten- und Wohnungspolitik“ tätig sein, teilten die Fraktionschefs der Linken, Carola Bluhm und Udo Wolf am Mittwoch mit. „Wir freuen uns sehr, dass Andrej Holm weiterhin dazu bereit ist, seine wissenschaftliche Expertise als renommierter Stadtsoziologe in unsere politische Arbeit einzubringen und mit uns gemeinsam den Wechsel zu einer sozialen Wohnungspolitik zu gestalten“, heißt es in der Erklärung.
CDU findet Linke "dreist"
Der Ex-Staatssekretär soll für die Linksfraktion einen „Expertenpool“ aufbauen. Eine Anwesenheitspflicht in der Abgeordnetenhausfraktion hat er nach Auskunft des Fraktionsgeschäftsführers Steffen Zillich nicht. Und er gab zu verstehen, dass sich die Linke für Holm verantwortlich fühlt, nachdem er sein Amt in der Stadtentwicklungsverwaltung aufgeben musste. Die Humboldt-Universität (HU) hatte ihrem Dozenten Holm wegen Falschangaben zu seiner Stasi-Vergangenheit am 18. Januar gekündigt, diese Kündigung aber am vergangenen Freitag überraschend zurückgenommen und durch eine Abmahnung ersetzt.
Der Wissenschaftler ist bei der HU noch beurlaubt. Arbeitsrechtler hatten ihm gute Chancen eingeräumt, gegen die Kündigung zu klagen. Das ist jetzt nicht mehr nötig – und Holm verfügt nun zusätzlich über einen Beratervertrag. Die Linksfraktion habe damit „jeglichen Grad des Anstands übertreten“, kritisierte der CDU-Fraktionsgeschäftsführer Heiko Melzer. Die Anstellung als Berater sei ein Vorgang, der an Dreistigkeit nicht zu überbieten sei. Dies sei „geschmacklos, instinktlos und gewissenlos“. Die CDU erinnerte daran, dass Holms Beratervertrag aus öffentlichen Geldern finanziert werde.
AfD sieht Grenzen der demokratischen Gesellschaft übertreten
Auch der AfD-Fraktionschef Georg Pazderski äußerte sich entsetzt. „Die Seilschaften der alten SED scheinen in der Berliner Linken unverändert weiterzuleben.“ Die Koalitionspartner SPD und Grüne müssten der Linken klarmachen, „wo in einer demokratischen Gesellschaft die rote Linie verläuft“.
Sozialdemokraten und Grüne nahmen die Anstellung Holms als Berater der Linksfraktion am Mittwoch kommentarlos zur Kenntnis. Dessen Umgang mit der eigenen Vergangenheit hatte Rot-Rot- Grün über Wochen in eine schwere Krise gestürzt.