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Der Berliner AfD-Chef Georg Pazderski und der Linken-Politiker Gregor Gysi.
© dpa

Bundestagswahlkreis Treptow-Köpenick: Pazderski könnte gegen Gysi antreten

Der Berliner AfD-Fraktionsvorsitzende Georg Pazderski erwägt bei der Bundestagswahl eine Kandidatur gegen Gregor Gysi in dessen Wahlkreis Treptow-Köpenick. Gysi gibt sich unbeeindruckt.

Bei der AfD in Treptow-Köpenick haben sie schon die passenden Vergleiche parat: Ein Kampf wie „David gegen Goliath“ oder „Union gegen Bayern“ wäre es, wenn Georg Pazderski, der Berliner AfD-Chef und Fraktionsvorsitzende, bei der Bundestagswahl als Direktkandidat anträte. Denn sein Gegner wäre dann Gregor Gysi, der Linken-Politiker, der in Treptow-Köpenick seit 2005 jedes Mal direkt in den Bundestag gewählt wurde. Doch im Bezirk sind die AfD-Anhänger überzeugt: „Georg Pazderski könnte die entscheidenden zusätzlichen Wählerstimmen erhalten, um Treptow-Köpenick vom dunkelroten Mantel zu befreien“. So steht es auf der Facebook-Seite der „AfD Freunde Köpenick“.

Pazderski erklärte nun im Gespräch mit dem Tagesspiegel, dass er sich vorstellen könne, sich in Treptow-Köpenick aufstellen zu lassen, „wenn die Mitglieder das wollen“ . Es ist ein Zusatz, den er schon im Abgeordnetenhauswahlkampf immer wieder verwendete, wenn er gefragt wurde, ob er 2017 in den Bundestag weiterziehen wolle. Die Formel war und ist sein Hintertürchen. Dass nun die „AfD-Freunde Köpenick“ eine Aufstellung Pazderskis fordern und der AfD-Chef darauf Bezug nimmt, deutet offenbar auf eines hin: Er ist versucht, dieses Hintertürchen zu nutzen.

Keine Pro-forma-Kandidatur

„Eine reizvolle Kombination“, nennt Pazderski den Kampf gegen Gysi – schließlich gebe es bei den Wählergruppen, um die sich AfD und Linke bemühen, durchaus Schnittmengen. Bei der Abgeordnetenhauswahl holte die Linke 22,6 Prozent der Zweitstimmen und die AfD 20,5. Bei der Bundestagswahl 2013 lag Gysi im Wahlkreis allerdings mit 42,2 Prozent der Erststimmen weit vorn.

Ein solches Duell, so das Kalkül, könnte nun ähnlich viel Aufmerksamkeit bringen wie in Mecklenburg-Vorpommern, wo Landeschef Leif-Erik Holm mit Bundeskanzlerin Angela Merkel um das Direktmandat konkurrieren will.

Falls sich Pazderski für denn Schritt entscheidet – im Februar wird in Treptow-Köpenick der Direktkandidat aufgestellt – so wäre es wohl keine Pro-forma-Kandidatur. Es ist zu erwarten, dass Pazderski in dem Fall ebenfalls für die Landesliste der AfD in Berlin zur Verfügung stünde – und nur ein Jahr nach der Abgeordnetenhauswahl in den Bundestag ginge. Dort würde sich der Oberst a.D. nach seiner Aussage am liebsten um Verteidigungspolitik kümmern.

In der AfD-Fraktion ist man irritiert

Neben Pazderski würde aller Voraussicht nach die AfD-Landeschefin Beatrix von Storch in den Bundestag einziehen. Sie gilt für den Listenplatz eins gesetzt. Insgesamt könnte die Berliner AfD wohl drei bis fünf Bundestagsmandate erhalten. Gibt es ein Direktmandat für die AfD - in Marzahn-Hellersdorf könnte das passieren - wären aber nur die ersten beiden Listenplätze sicher. Pazderski müsste also Listenplatz zwei anstreben - und würde ihn wohl auch bekommen, glauben Parteikollegen. Neben Pazderski gilt auch das Berliner AfD-Mitglied Götz Frömming als aussichtsreicher Anwärter auf einen Listenplatz.

In der Fraktion ist man äußerst irritiert von den neuen Tönen, die Pazderski anschlägt. Frisch ist die Erinnerung an die konstituierende Sitzung kurz nach der Abgeordnetenhauswahl. Damals habe Pazderski, gefragt nach seinen Ambitionen, „glaubhaft“ versichert, dass er seine Zukunft im Abgeordnetenhaus sehe. Daraufhin zog der Abgeordnete Karsten Woldeit seine Kandidatur um den Fraktionsvorsitz zurück. Am Donnerstag sagte Woldeit, er würde sich „personelle Konstanz“ im Fraktionsvorstand wünschen. Aus Berliner Parteikreisen heißt es: „Wir haben uns darauf verlassen, dass Pazderski bleibt.“

Gysi gibt sich derweil unbeeindruckt von seinem möglichen Kontrahenten. Dem Tagesspiegel sagte er: „Ehrlich gesagt, ist es mir egal, wer von der AfD antritt.“

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