Tierpark-Träume: Andreas Knieriem hat globale Pläne für den Tierpark
Zoo-Chef Andreas Knieriem hat neue Pläne für den Tierpark - sie sind bahnbrechend, es könnte schön werden. Besucher sollen künftig eine Weltreise an einem Tag erleben. Doch das kostet eine Menge Geld: 92 Millionen Euro.
Vor einem Jahr und zwei Monaten hat Andreas Knieriem seinen neuen Job als Zoodirektor in Berlin angetreten. Und das heißt: Als Chef dreier ganz verschiedener Zoos – des kleinen, profitablen Zoos und des Besuchermagneten Aquarium im Westen und des riesigen, insolventen und maroden Tierparks im Osten. Sein Amtsvorgänger Bernhard Blaszkiewitz hat ihm dort eine Menge Probleme hinterlassen, zum Beispiel 100 000 Tonnen Bauschutt von der Hauptbahnhof-Baustelle. Nach vielen Vorarbeiten präsentierte Knieriem am Dienstag nun seine Pläne für den Tierpark. Sie sind bahnbrechend; es könnte schön werden. Nun fordert Knieriem von der Politik ein Bekenntnis zum Tierpark und hofft auf das nötige Geld. Was hat er vor?
Die Tiere werden neu sortiert
Im Tierpark leben 7800 Tiere aus 897 Arten in Gehegen von 26 Hektar Größe. Zudem gibt es 75 Hektar freie Grünfläche. Der Park ist also riesig. Nun ist die Frage, wie die Tiere am besten anzuordnen sind. Und die beantwortet Knieriem so: Nicht einfach Tiger zu Tigern, Affen zu Affen. Sondern den Amur-Tiger in die Mandschurei, den Sumatra-Tiger in den Dschungel. Den Berberaffen nach Nordafrika, den roten Brüllaffen nach Amazonien. Das bedeutet, alle Tiere müssen neu sortiert werden. Das ganze Riesengelände wird eine kleine Welt, die man in einem Tag bereisen kann.
Park soll nach Kontinenten aufgeteilt werden
Der Park soll in Zukunft nach Kontinenten aufgeteilt werden (s. Grafik). Alleine Asien ist in diesem Plan so groß wie der ganze Kölner Zoo, Afrika entspricht dem Zoo Hannover, und die Bauernhöfe „Farmen der Welt“ sind ähnlich groß wie der Zoo Frankfurt. In „Asien“ wird zugleich eine problematische Erbschaft elegant verarbeitet: Der riesige, illegal abgeladene Bauschuttberg wird in einem „Himalaya“ verbaut, auf dessen 92 Meter hohen Gipfel Besucher künftig mit einer Seilbahn fahren können. Auch durch Afrika lässt sich bequem gondeln. Eine Erlebnisbahn fährt Besucher dann an Elefanten, Giraffen und Löwen vorbei. Vögel können in einer zwei Hektar großen Voliere angeschaut werden – natürlich der größten Europas. Die Menschen stehen nicht außerhalb des Vogelkäfigs, sondern laufen darin herum.
Zäune und eingesperrte Tiere soll es nicht mehr geben; die Besucher werden durch Gräben oder andere Gehegeabsperrungen von den Tieren getrennt. Es stehen derzeit rund 8500 Bäume auf dem Gelände, die allerdings nicht gut genug gepflegt worden sind. Dennoch ist der Baumbestand wertvoll – ein Haus kann man schnell bauen, aber bis man solche Bäume hat, dauert es. Sie werden in die neuen Landschaften integriert. Der Besucher soll regelrecht eintauchen ins Geschehen und sich mittendrin fühlen.
Neue Fortbewegungsmöglichkeiten
So schön und riesig der Park ist, so unübersichtlich ist er. Die Wege sind zu Fuß kaum zu schaffen; sie belegen rund 18,5 Hektar. Es gibt weder eine intelligente Besucherführung noch eine vernünftige Beschilderung. Auch hier will Knieriem alles anders haben. Eine elektrische Bimmelbahn hat er bereits beschafft, die derzeit kostenlos die Gäste herumfährt. Nächste Woche werden Segways ausprobiert. Neben den erwähnten Erlebnisbahnen soll es auch noch funktionale Angebote geben, um einfach herumzukommen. Knieriem träumt von vier Bahnhöfen und einer echten Eisenbahn auf Schienen. Außerdem soll das ganze Wegesystem einfacher werden. Es gibt dann einen kurzen Rundweg und einen langen, der Fußgänger an den wesentlichen Attraktionen vorbeiführt.
Afrika-Lodge und Schlosscafé
Erlebnisse machen müde und hungrig, und die derzeitige Gastronomie ist unattraktiv und meist geschlossen – kein Wunder, denn sie macht weniger Umsatz, als allein schon das Personal kostet. Auch hier soll Grundlegendes passieren: In das hübsche Schloss Friedrichsfelde kommt ein Schlosscafé – kaum vorstellbar, dass noch keiner darauf gekommen ist. In dieses Café soll man auch können, ohne eine Eintrittskarte für den Tierpark zu kaufen. Die zweite große Neuerung wird eine neu zu bauende Afrika-Lodge, mit Aussicht auf die Tiere. Die drei bestehenden Imbisse und die Cafeteria sollen erhalten bleiben, allerdings mit attraktiverem Angebot.
Mehr Angebote für Kinder
Familien mit Kindern sind weiterhin die größte Kundengruppe; sie stellen die Hälfte der Besucher. Während beim Zoo über 60 Prozent der Besucher von außerhalb kommen und 24 Prozent sogar aus dem Ausland, gehen in den Tierpark fast nur Berliner und Brandenburger. Zoobesucher sind nach zwei bis vier Stunden wieder weg; der Tierpark will Ziel für einen Ganztagesausflug sein. Am Schloss gibt es eine Picknickwiese, es werden weitere Spielplätze gebaut, die Plansche ist zurück, und wenn dann noch das Essen schmeckt, können auch Familien mit Kindern locker den Tag im Tierpark überstehen.
Nach einem schnellen Umbau des Direktorenhauses, in dem Knieriems Vorgänger Blaszkiewitz jahrzehntelang wohnte, ist dort vorerst die Zooschule eingezogen. Für Knieriem noch nicht das Ende: Es soll eine Kita hinein – auch für die Kinder der Mitarbeiter.
Safaris, Lodges, Winterzoo
Im Tierpark in einem Baumhaus oder einer Lodge übernachten, mit dem Jeep auf Safari gehen? Bisher beschränkt sich das Erlebnisspektrum auf Tiere, Schloss und Landschaft. Künftig soll es viel mehr zu erleben und zu lernen geben.
Wer zahlt?
Der „Ziel- und Entwicklungsplan“, rechnet mit Gesamtkosten von 92,4 Millionen Euro in den nächsten 15 Jahren, die das Land Berlin tragen soll. Für die nächsten sieben Jahre sollen 49 Millionen reichen. Beschließen muss es das Parlament.
Fatina Keilani
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