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Rainer Perske, 52, kennt sich aus: Er betreibt momentan den Flohmarkt am Maybachufer. Den muss er allerdings an einen Konkurrenten abgeben. 
© David von Becker

Neuer Betreiber für Flohmarkt in Prenzlauer Berg: Am Mauerpark wird weiter getrödelt

Lange wurde um den Flohmarkt am Mauerpark gestritten, nun gibt es einen neuen Betreiber. Die Fans müssen kaum Veränderungen fürchten: Der Mann ist ein Profi in der Szene.

Eigentlich wollte Rainer Perske endlich ein paar Tage Urlaub machen, in Neuruppin. Doch seit Dienstag ist der 52-jährige Friedrichshainer ein gefragter Mann. Seit bekannt wurde, dass er mit seiner „Marktverwaltung Rainer Perske“ neuer Betreiber des Flohmarkts im Mauerpark ist, der jeden Sonntag zehntausende Besucher anlockt. Im Juli hatte die CA Immo aus Frankfurt am Main, der das Gelände gehört, den Betrieb des Flohmarkts neu ausgeschrieben. Die Entscheidung über den neuen Betreiber mit Sitz in Kreuzberg traf ein Gremium, zu dem die CA Immo, Mitarbeiter der Bezirksämter Mitte und Pankow sowie der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und der Bürgerwerkstatt Mauerpark Fertigstellen gehörten. Am vergangenen Freitag hat Rainer Perske den Mietvertrag unterzeichnet.

Die bisherigen Betreiber der Flohmarkt am Mauerpark GmbH müssen noch im September nach knapp zehn Jahren das rund 7000 Quadratmeter große Areal abgeben. Lars Herting, einer der drei Betreiber, sagt dazu, in den vergangenen Monaten sei bei ihm der Eindruck entstanden, es habe Akteure gegeben, die ihn und seine Kollegen aus dem Mietvertrag drängen wollten. „Dass nun Herr Perske als langjähriger Marktbetreiber den Zuschlag bekommen hat, ist für uns unter Berücksichtigung der Konflikte der vergangenen Monate eine zufriedenstellende Lösung.“

Die Atmosphäre soll bleiben

Am ersten Sonntag im Oktober startet der Flohmarkt dann mit neuem Betreiber – wobei die Gäste davon bis dahin wohl erst einmal nicht viel mitbekommen werden. Die Atmosphäre des populären Markts mit seinen Essensständen und Angeboten vom individuell bedruckten T-Shirt bis zum Retro-Möbelstück soll beibehalten werden. Wesentlich sei bei der Ausschreibung gewesen, dass Sicherheit, Hygiene und Müllvermeidung verbessert würden, sagt Markus Diekow von der CA Immo. „Das war inzwischen nicht mehr ausreichend, was auch daran liegt, dass der Flohmarkt immer weiter gewachsen war.“ Vor der Aufbauleistung der bisherigen Betreiber habe er großen Respekt. Die hatten gegen die Kündigung eine Online-Petition gestartet und damit mehr als 12 000 Unterstützer gewonnen – vergeblich. Wie alle anderen der insgesamt zwölf Bewerber hätten sie die Chance gehabt, ihr Konzept vorzustellen, sagt Diekow. Er wisse selbst, wie das sei, eine Ausschreibung zu verlieren, sagt Rainer Perske am Telefon im Drei-Tages-Urlaub in Neuruppin.

Nachdem er zweimal für jeweils fünf Jahre den Markt am Maybachufer für sein Unternehmen gewinnen konnte, muss er den beliebten Wochenmarkt im kommenden Jahr abgeben – an Nikolaus Fink, einen der Mitbewerber um den Mauerpark. Dass er dafür den Flohmarkt übernehmen könne, passe ihm wunderbar ins Konzept, sagt Perske. „Das ist schon ’ne große Nummer.“ Deswegen habe er auch nicht lange überlegt, ob er sich bewerben wolle. Rainer Perske lacht sein ansteckendes Lachen durch den Telefonhörer. „Nö“, sagt er, „weil’s verdammt viel Spaß machen wird.“ Zudem stünden an seinem Markt am Maybachufer „Neukölln Stoff“, der jeden Sonnabend stattfindet, viele kreative Händler, die auch im Mauerpark verkauften. „Die haben mich freundlich aufgefordert, mich auch zu bewerben.“

"Der Mauerpark spiegelt das neue Berlin wider"

So hat Rainer Perske seinen Sommerurlaub verschoben, um das Konzept auszuarbeiten. „Mit so hoher Besucherzahl von bis zu 40 000 Menschen ist das ja eine Großveranstaltung“, sagt Perske. Er möchte an der Atmosphäre nicht viel ändern, sie aber ein bisschen auflockern: die Gänge etwas breiter machen und außerdem feste Toilettencontainer sowie eine Sanitätsstation einrichten, das Müllaufkommen verringern und generell darauf achten, dass der sonstige Betrieb im Mauerpark vom Flohmarkt nicht allzu sehr beeinträchtigt wird. 30 Einheiten sind für die Cateringstände geplant, 130 Plätze für den privaten Flohmarktverkauf, 100 für den rein gewerblichen und 140 für den kreativen. Die kreativen Stände möchte Rainer Perske mit weißen Dächern besser kenntlich machen. Bewerbungen sollen ab kommender Woche auf der Webseite seiner Marktverwaltung möglich sein.

Die Vielfalt des Angebots steht für den gebürtigen Berliner an erster Stelle. „Der Mauerpark spiegelt das extrem wider, dieses neue Berlin“, sagt er. Lebendig, voller Ideen und „verrückter Sichtweisen“. Typisch Großstadt sei das, nur eben nicht rein anonym, sondern als Begegnungsstätte. Erfahrung hat Rainer Perske mit seinem 2003 gegründeten Unternehmen unter anderem auch auf dem Markt am Arkonaplatz in Mitte und dem Neuköllner Schillermarkt gesammelt.

Laut Senat soll der Vertrag für den Mauerpark-Flohmarkt zunächst für ein Jahr gültig sein. Voraussichtlich im kommenden Jahr wird das südliche Gelände des Mauerparks, zu dem auch der Flohmarkt gehört, ans Land übergehen. Dann werden Pachtverträge abgeschlossen. Rainer Perskes Ziel ist es natürlich, sich den Betrieb des Mauerpark-Flohmarkts langfristig zu sichern. Auch der bisherige Betreiber, die Flohmarkt am Mauerpark GmbH, möchte sich laut Angaben von Geschäftsführer Herting dann wieder bewerben. Perske sagt, gemeinsam an Lösungen arbeiten, das ist sein Ding.

Der Flohmarkt im Mauerpark ist jeden Sonntag von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Mehr Infos unter: www.mauerparkmarkt.de

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