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Schlangen vor den Air-Berlin-Schaltern am ersten Tag des wilden Streiks.
© Roland Weihrauch/AFP
Update

Insolvente Airline: Am Donnerstag weniger Air-Berlin-Flüge gestrichen

Am Donnerstag fallen vier Tegel-Verbindungen aus. Die Krankmeldungen der Piloten gehen zurück. Air Berlin hofft am Donnerstag auf einen "normalen Tag".

Nach zahlreichen Flugausfällen in den vergangenen Tagen normalisiert sich der Flugbetrieb von Air Berlin wieder. Man habe die begründete Hoffnung, dass der Donnerstag ein normaler Tag werde, sagte eine Sprecherin der Fluggesellschaft am Donnerstagmorgen. Nach Angaben des Unternehmens wurden in Berlin-Tegel vier Verbindungen gestrichen, in Düsseldorf zwei und in Frankfurt eine. In Stuttgart musste die Airline zwei Flüge annullieren. Dabei spielen laut Air Berlin auch die Auswirkungen des Hurrikans Irma eine Rolle.

Die Zahl der Krankmeldungen gehe ebenfalls weiter zurück, so die Sprecherin: „Immer mehr Piloten melden sich fit zum Dienst.“ Weil etliche Piloten sich krankgemeldet hatten, waren am Dienstag und Mittwoch rund 200 Flüge ausgefallen. Air Berlin hatte im August Insolvenz angemeldet. Die angeschlagene Fluglinie verhandelt mit der Lufthansa und weiteren Airlines über einen Verkauf von Unternehmensteilen. An diesem Freitag endet die Bieterfrist.

12.000 Passagiere waren betroffen

Am Mittwoch hatten sich rund 150 Piloten krank gemeldet und dutzende Flüge mussten gestrichen werden, wie das insolvente Unternehmen mitteilte. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) forderte die Piloten auf, an die Arbeit zurückzukehren.

Bis zum Mittwochvormittag mussten bereits mehr als 30 Flüge gestrichen werden, darunter mehrere Verbindungen in Düsseldorf und Berlin, wie eine Air-Berlin-Sprecherin mitteilte. Es müsse weiterhin mit "Verspätungen und Flugausfällen gerechnet werden". Am Dienstag waren wegen der spontanen Krankmeldungen über hundert Flüge annulliert worden, rund 12.000 Passagiere waren betroffen.

Werden die Investoren abgeschreckt?

Air Berlin bat die Kunden der Fluggesellschaft nun erneut, vor der Fahrt an den Flughafen ihren Flugstatus zu überprüfen. Von Flugstreichungen betroffenen Passagieren empfahl die Airline, "nicht zum Flughafen zu kommen". Air Berlin hatte die vielen Krankmeldungen der Piloten am Dienstag als "existenzbedrohend" kritisiert und auf die derzeit laufenden "finalen Gespräche mit möglichen Investoren" verwiesen.

Grund für das Fernbleiben vieler Piloten sollen geplatzte Verhandlungen zwischen Arbeitnehmervertretern und der Unternehmensführung über eine geordnete Übernahme der Mitarbeiter durch potenzielle neue Eigentümer sein. Der "Bild"-Zeitung zufolge fürchtet Air Berlin, dass durch einen Sozialplan "mögliche Investoren abgeschreckt" werden könnten.

Dobrindt rügt Piloten

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sagte in Berlin, die Insolvenz von Air Berlin sei "eine große Belastung für alle Mitarbeiter", vor allem in Bezug auf die Entwicklung der Arbeitsplätze. Gerade deswegen sei es aber "wichtig, den Flugbetrieb jetzt bestmöglich aufrecht zu erhalten", damit die Passagiere nicht in Mitleidenschaft gezogen würden.

Was einige Piloten derzeit täten, sei ein "riskantes Manöver", sagte Dobrindt. Er appellierte an die "Vernunft" der Mitarbeiter - alles andere würde ein Weiterbestehen der Airline unter neuer Eigentümerschaft gefährden. Auch die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) und die Gewerkschaft Verdi riefen die Mitarbeiter der insolventen Fluggesellschaft bereits am Dienstag auf, den Betrieb der Airline sicherzustellen.

Bieterfrist endet diesen Freitag

Air-Berlin-Betriebsrat Wolfgang Fleischer wollte sich am Mittwoch nicht dazu äußern, ob es sich um eine koordinierte Aktion der Piloten handelte. Zugleich sagte er, es sei die Unternehmensführung gewesen, die Air Berlin in die aktuelle Lage gebracht habe, "nicht die Piloten".

Air Berlin hatte vor einem Monat Insolvenz angemeldet, noch bis Freitag läuft die Bieterfrist für Interessenten. Zu ihnen gesellte sich der "Bild"-Zeitung zufolge nun die chinesische Betreibergesellschaft des Flughafens Parchim in Mecklenburg-Vorpommern, LinkGlobal. LinkGlobal plant demnach eine Verlegung der Airline nach Parchim und spricht von einer "Win-Win-Situation für Air Berlin und den Flughafen Parchim".

Zu den Interessenten gehört auch der Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl, der die Fluggesellschaft als Ganzes erhalten und bis zu 500 Millionen Euro bieten will. Dem Magazin "Stern" sagte Wöhrl, er fürchte, keine faire Chance zu haben, weil es "bereits interne Zusagen gibt". Wöhrl zeigte sich überzeugt, dass es bereits im Vorfeld der Insolvenz Gespräche zwischen der Politik und der Kaufinteressentin Lufthansa gab. Der Bund stützt die insolvente Airline mit einem zugesagten Überbrückungskredit in Millionenhöhe. (AFP)

Was können Kunden von Air Berlin jetzt tun? Lesen Sie hier unser Service-Stück zum Thema.

Den ersten Tag des wilden Streiks können Sie hier im Newsblog nachlesen.

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