Deutsches Technikmuseum: Alter Lastensegler besucht Berlin
Am Mittwoch besucht ein seetüchtiger Nachbau des antiken Kaffenkahns "Concordia" Berlin und kann für Ausfahrten gebucht werden.
Vor etwas mehr als 30 Jahren hatten es die Spandauer Fischer satt. An einer Stelle in der Havel zerrissen immer wieder ihre Netze. Sie beauftragten eine Gruppe Hobbytaucher, den Dingen auf den Grund zu gehen. Die Taucher fanden ein Schiffswrack aus dem Jahr 1840, den Kaffenkahn „Concordia“. Der war zu seiner Zeit zwar ein Allerweltsschiff, ist heute aber das einzige erhaltene seiner Art.
Kaffenkähne waren zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert beliebte Transportmittel für Waren und Baumaterialien. Das Besondere: Boden und Bordplanken werden vorne und hinten zu Spitzen hochgebunden. Der Bug nennt sich „Kaffenspitze“ und dient dem Bootsführer als Kimme zur Navigation. Er ist auch über einer hohen Ladung Sand oder Ziegelsteine noch zu sehen.
Nach dem Zufallsfund der Concordia bargen Wissenschaftler zunächst die Ladung des Seglers, tausende Biberschwänze. Von seiner Last befreit, schwemmte das Schiff von selbst auf, das Holz hatte sich im Süßwasser gut gehalten. Mitarbeiter des Deutschen Technikmuseums konservierten dann das Wrack mit Zuckerwasser: Das Wasser verdampft, der Zucker kristallisiert – fertig ist die Schutzschicht. Heute liegt die Concordia trocken, als eines der Herzstücke der Schifffahrtsausstellung im Technikmuseum.
Es gibt aber einen seetüchtigen Nachbau, der am Mittwoch Berlin besuchte und in Fürstenberg/Havel für Ausfahrten gebucht werden kann. Rolf Schmachtenberg ist einer der Betreiber und gibt zu, dass die Handwerker beim Nachbau geschummelt haben: „Der Lastenkahn ist ein bisschen wie das Berliner Schloss: innen Beton und draußen was drangeklebt.“ Aber der Segelmast, der sei echt.
Alle Infos: www.sdtb.de und www.fuerstenberger-kaffenkahn.de
Jakob Pontius