Berlin: Probleme bei der S-Bahn: Alte Züge müssen länger fahren - und umgebaut werden
Eigentlich sollte bis Ende 2014 klar sein, wer künftig den Betrieb der S-Bahn auf dem Ring übernimmt. Doch daraus wird wohl nichts. Eine Verspätung mit Folgen: Die alten Züge müssen länger durchhalten.
Wer nach 2017 den Betrieb der S-Bahn auf dem Ring und den Zulaufstrecken im Südosten übernehmen wird, soll sich nach Tagesspiegel-Informationen erst nächstes Frühjahr entscheiden. Bisher war als Termin Ende 2014 vorgesehen. Die Bewerber brauchen mehr Zeit für die Abgabe eines Angebots, heißt es. Groß auswirken wird sich die erneute Verspätung nicht: Neue Züge, die der künftige Betreiber anschaffen muss, wird es ohnehin erst noch viel später geben.
Deshalb müssen die alten Bahnen der S-Bahn, die 2017/18 aus dem Verkehr gezogen werden müssten, weiterfahren. Hier zeichne sich eine Lösung ab, heißt es in der Senatsverkehrsverwaltung. Für etwa fünf Jahre soll die S-Bahn die 300 Wagen der Altbaureihen 480 und 481 nochmals fit machen. Was der Umbau kosten wird, steht nach Angaben von Staatssekretär Christian Gaebler aus der Senatsverkehrsverwaltung nicht fest. Mit den Arbeiten solle schnell begonnen werden, damit die Züge nicht auf einen Schlag in die Werkstätten müssten und dem Betrieb fehlten, fordert Gaebler.
Der Vorteil dieser Lösung: Ein neuer Betreiber könnte die neuen Züge, von denen der erste frühestens Ende 2018/Anfang 2019 auf die Schiene kann, nach und nach in Betrieb nehmen. Anschaffen soll er für den Betrieb auf dem Ring knapp 400 Wagen. Mit einer solchen Flotte auf einen Schlag an den Start zu gehen, wäre eine riesige Herausforderung gewesen. Sollte die Deutsche Bahn den Zuschlag nicht erhalten, was als unwahrscheinlich gilt, würde es zunächst einen Mischbetrieb zwischen ihr und dem neuen Betreiber auch auf dem Ring geben.
Der Verkehrsvertrag für den Ringverkehr soll aber weiter von Dezember 2017 an gelten und 15 Jahre laufen. Weil die neuen Fahrzeuge erst weit nach dem Jahr 2020 komplett vorhanden sein werden, bleibt dann weniger Zeit, die Züge buchhalterisch abzuschreiben. Damit erhöhen sich die Finanzierungskosten und damit wahrscheinlich auch der Zuschussbedarf durch das Land.
Die neuen Bahnen sollen mindestens 30 Jahre durchhalten. Deshalb habe man hohe Anforderungen an die Technik gestellt, sagt Gaebler. Kritik von Bewerbern, die Ausschreibung sei dadurch zu komplex geworden, wies der Staatssekretär zurück. Die Vorgaben habe man gemeinsam mit den Interessenten diskutiert, und man sei auch bereit, die Anforderungen, falls diese zweckmäßig seien, zu ändern.
Gaebler bestätigte, dass unter anderem auch noch nicht entschieden sei, ob die neuen Züge eine Klimaanlage erhalten werden. Das ist heute im Regionalverkehr Standard. Der Einbau ist bei der S-Bahn jedoch besonders schwierig, weil für die üblicherweise auf dem Dach angebrachten Aggregate im Nord-Süd-Tunnel der Platz fehlt. Und die neuen Züge sollen im gesamten Netz fahren können.
Interessiert an dem Betrieb auf dem Ring sind nach Tagesspiegel-Informationen nur noch die Deutsche Bahn, der britische Konzern National Express und der Fahrzeughersteller Bombardier, der sich dann einen Partner suchen müsste. Für den Bau der Züge hat sich Bombardier ebenfalls beworben. Mit dabei sind zudem Stadler/Siemens, der polnische Hersteller Pesa und Hitachi aus Japan.
Und so will die S-Bahn den Vandalismus in den Griff kriegen
Die S-Bahn startet jetzt für eine Million Euro ein Reinigungsprogramm im Innenbereich ihrer Züge. 1300 Wagen werden nach Angaben des Unternehmens nun in den fünf Werkstätten parallel zur planmäßigen Instandhaltung auf Vordermann gebracht. Schmierereien werden entfernt, zerkratzte Fensterfolien ausgetauscht, beschädigte Sitze erneuert. Denn in den vergangenen Monaten häuften sich Schmierereien im Innenbereich der Züge. Häufig konnten sie chemisch nicht entfernt werden, weil die Farben mit aggressiven Zusatzstoffen gemischt seien, teilte die S-Bahn mit. Jetzt werden die Graffiti überstrichen. Folien auf den Scheiben haften extrem stark und erfordern beim Austausch viel Kraft. Die S-Bahn gibt nach eigenen Angaben jährlich rund sechs Millionen Euro für das Beseitigen von Vandalismusschäden aus. Eine neue Scheibe kostet bis zu 600 Euro; eine Schutzfolie rund 50 Euro. Für einen neuen Sitzbezug muss man rund 150 Euro aufbringen. 600 Euro zahlt die S-Bahn, wenn nach einem Hinweis ein Täter ergriffen wird.