Erinnerung an DDR-Literatur: Als Widerstand zwischen den Zeilen passierte
Im Schloss Schönhausen erinnert eine Lesung an wichtige Werke der Ost-Literatur. Klar wird: Es schrieb sich anders in der Diktatur.
So sehr die Auseinandersetzung mit dem politischen System in der ehemaligen DDR in der Öffentlichkeit fehlte – in der Kunst brach sie sich immer wieder Bahn, insbesondere in der Literatur. „Der Raum, in dem man sprechen, denken und fühlen konnte, war stark eingeschränkt“, erinnerte Pankows Bezirksbürgermeister Sören Benn am Donnerstagabend im Schloss Schönhausen.
Es schreibe sich in einer Diktatur anders – vor allem zwischen den Zeilen. Deshalb sei DDR-Literatur etwas Besonderes. Leider seien viele Werke des literarischen Protests heute kaum mehr bekannt, sagte Benn. Er las aus Heinz Kahlaus Gedichtband „Lob des Sisyphos“ und Fritz Marquardts Erzählung „Dokument oder Widder im Dornbusch“.
Eine Revolution fällt nicht vom Himmel
Der Saal im Schloss war am Donnerstag bis auf den letzten Platz besetzt. Unter dem Motto „Literarische Vorboten der Friedlichen Revolution“ erinnerten neben Benn auch die Schriftsteller Winfried Völlger und Franziska Hauser sowie Robert Ide, geschäftsführender Redakteur beim Tagesspiegel, an den Widerstand mit Worten. Alle Vorleser sind selbst Kinder der ehemaligen DDR.
Schließlich gab es für die Anwesenden etwas Neues zu hören: Völlger, der neben dem Schreiben auch musiziert, erfüllte den Saal mit Klängen aus seinem Saxofon und Gesang. Auch das hatte, ganz im Sinne der Veranstaltung, etwas Unangepasstes.
Mit der gleichen Haltung konnte die Kunst in der DDR provozieren und bewegen. „Die Revolution ist ja schließlich nicht vom Himmel gefallen“, merkte Autorin Daniele Dahn an, die durch den Abend führte.
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