zum Hauptinhalt
Da freut er sich: Müller lachend beim Abflug in Tegel, kurz vor seiner Australienreise
© Ingrid Müller

Dienstreise nach Australien: Als Michael Müller in den Wolken festhing

Wie die Australienreise von Berlins Regierendem beinahe schon in Kasachstan zu Ende war. Ein Report aus dem Flugzeug.

Eine tolle Sache: Gut drei Stunden nach Abflug bittet der Pilot Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller ins Cockpit. Der freut sich auf die Tage als Bundesratspräsident in Australien – und da vorne hat man schließlich den besten Überblick. Doch rasch weicht das Lächeln aus Michael Müllers Gesicht, wie seine Mitarbeiter beobachten. Mit gutem Grund, denn Flugkapitän Oberstleutnant Lux erklärt ihm gerade, was er nicht sehen kann: die Mauer am Himmel. Seine Reise könnte schon enden, bevor sie richtig angefangen hat. Die kasachische Kontrollbehörde verweigert der Maschine den Überflug.

„So schnell ist man mittendrin in der internationalen Politik“

Hektische Geschäftigkeit beginnt, schließlich reicht der Sprit nicht ewig. „So schnell ist man mittendrin in der internationalen Politik“, sagt Müller später schmal grinsend – aber erst einmal muss er was tun. Für ihn machen sie eine Datenleitung frei und schon ist eine What’s App an Außenminister Heiko Maas unterwegs, Hilferuf an den SPD-Parteifreund mit den Verbindungen in die Welt. Auch das Verteidigungsministerium wird eingeschaltet, die Botschaften. „Alle waren an der Strippe“, erzählt Müller Doch die Zeit läuft.

Nach einer Stunde Kreisens glaubt Müller wohl selbst nicht mehr, dass es noch was wird, auch wenn der Pilot sagt, dass sei Kanzlerin Angela Merkel kürzlich auch passiert. Für sie kam kurz vor knapp doch noch die Freigabe. Müller macht eine Runde in der Kabine, um die Mitreisenden darauf vorzubereiten, dass es vielleicht nicht nach Brisbane, sondern direkt wieder nach Berlin geht.

Der Sprit wird knapp

„Als Autofahrer würde man sagen, dann über Dubai...“, sagt einer. Doch ganz so einfach ist auch das nicht, erfährt die 33 Mitreisende zählende Delegation. Auf dem Umweg lägen Iran, Irak – alles nicht so einfach. Für eine weitere Stunde gibt es wohl noch Sprit, aber dann... Ausgerechnet auch noch Autofahrer - die gute Laune, mit der Müller trotz Dieselurteils mittags in den Flieger gestiegen war, ist eh erst einmal dahin.

An das Diesel-Debakel will er wohl ohnehin gerade nicht so gern denken. „Das ist alles vorbesprochen.“ Nächste Woche werde man sich das im Senat genauer angucken, kommentiert er das zunächst nur kurz. Senatorin Regine Günther werde dazu Vorschläge machen. „Das muss ja nicht heute oder morgen entschieden werden.“ Natürlich müsse es für Wirtschaft und Polizei etc. Ausnahmegenehmigungen geben.

Hat Deutschland irgendwas nicht bezahlt?

Jetzt müssen erst einmal die Kasachen umgestimmt werden. Hat Deutschland irgendwelche Gelder nicht bezahlt? Gibt es Streit, von dem noch niemand was gehört hat? Gibt es Probleme, weil der Airbus von der Luftwaffe ist – also eine Militärmaschine? Auch Müller kann sich die Zurückweisung nicht erklären, der Flug war schließlich angemeldet. Eine Begründung habe es jedenfalls nicht gegeben. Der Pilot hat zwar gesagt, dann starte man eben tags drauf nochmal, doch das findet Müller auch nicht gerade attraktiv. Wie in jedem Flieger in unangenehmen Situationen verteilt die Crew rasch ein paar Snacks.

... dann gibt es ein Pils

Dann endlich - Entwarnung. Die Drähte des Auswärtigen Amtes haben funktioniert. Die kasachischen Behörden erteilen die Freigabe, sprechen von einem technischen Versehen. Entschuldigen sich. Erleichterung. Müller kann durchstarten. Darauf genehmigt er sich erst einmal ein Pils.

+++

Sie wollen mehr aus Berlin lesen? Dann empfehlen wir unsere Bezirksnewsletter Leute - kostenlos bestellen, Bezirk für Bezirk unter www.tagesspiegel.de/leute

Zur Startseite