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Für den Revierförster Oliver Schuppert stand schon als Kind fest, was er später einmal machen möchte.
© Privat

Förster in Berlin-Spandau: "Als Bockwürste aus dem Fenster flogen, kamen die Wildschweine"

Oliver Schuppert ist Revierförster im Westen Berlins. Mit seinem Hund lebt er im Wald. Zu seinem Arbeitsalltag gehören Wildschweine, Biber - und Bockwürste.

Manchmal weckt ihn der Eisvogel. Oder der Frosch. Und dann geht’s ganz schnell und Oliver Schuppert steht mitten im Wald. Da wohnt er schließlich.

Oliver Schuppert, 44, ist Revierförster tief im Westen Berlins, zwischen Havel und Havelland, im Spandauer Forst. Immer mit dabei: sein siebenjähriger Hannoverscher Schweißhund namens „Grille“. Neben Wildschweinen, Kaltblutpferden und Bibern gehören auch Bockwürste zum Arbeitsalltag, dazu gleich mehr.

Ein Frühlingsnachmittag im Forst, Schönwalder Allee, das Johannesstift liegt gleich gegenüber. Hier arbeitet Schuppert, hier wohnt er auch. „Einer der Vorteile meines Berufs ist die freie Zeiteinteilung. Dafür ist man aber auch fast rund um die Uhr erreichbar. Da kann dann auch mal abends um halb zwölf das Telefon klingeln, wenn ein Wildschwein angefahren wurde“, erzählt Schuppert.

1200 Hektar Spandauer Forst – das ist das Revier von Schuppert, Grille und den acht Kollegen. Der Beruf des Revierförsters war für den 44-Jährigen schon ein Kindheitstraum. Im Alter von 14 Jahren absolvierte er ein Praktikum in der Schule, studierte Forstwirtschaft und bekam schließlich vor fünf Jahren das Angebot von seinem damaligen Praktikumsbetreuer, die Waldfläche als Revierförster zu übernehmen.

„Jetzt, zu Frühlingsbeginn, sind wir gerade in den letzten Zügen des Holzeinschlags“, erzählt Schuppert. Das Holzrücken, also das Ziehen der gefällten Bäume auf dem sensiblen Waldboden, wird hier oben in Spandau noch von Kaltblutpferden übernommen. „Eine nur noch seltene Methode in Berlin“, sagt der Revierförster.

Der Wald ist für den Förster ein Generationenauftrag

Und was ist nun mit den Wildschweinen und den Bockwürsten? Ach, darüber ärgert er sich immer noch. „Vor Kurzem war ich in einem Wohngebiet im Einsatz, in dem Bockwürste aus dem Fenster geworfen wurden“, erzählt er. Dass dadurch begeistertes Wild in städtische Gebiete gelockt werden – logisch. Und dann klingelt beim Förster prompt das Telefon, wenn die Wildschweine mal wieder den Kiez umpflügen.

Neben der Arbeit am Wald selbst stehen gerade Renovierungsarbeiten am großen Spielplatz und den Wegen an – sowie die Herbstbepflanzung. „Der Nadelbaumbestand soll reduziert und dafür zunehmend Laubbäume angesiedelt werden. Die dafür vorgesehenen Flächen müssen jetzt schon vom Wild abgeschirmt werden“, erklärt Schuppert.

„Für mich ist der Wald ein Generationenauftrag. Der Forstberuf erfordert das Denken in langfristigen Dimensionen. Wir nutzen aktuell den Anbau unserer Vorfahren, genauso wie spätere Generationen von heute gesetzten Bäumen profitieren werden – da kann man nicht nur ein Jahr im Voraus planen“, erzählt Schuppert. Im Vergleich zu Grunewald ist Spandau bisher nicht so stark von Joggern und Radfahrern frequentiert. Neben dem Wildgehege ist deshalb ein Spaziergang entlang des Flusslaufs Kuhlake sein Geheimtipp.

Ausflugstipp für die Osterferien: Morgens mit dem BVG-Bus M 45 bis Johannesstift (11 Minuten ab Rathaus Spandau). Dort befindet sich das Wildgehege – Kinder staunen dort immer. Und die Kuhlake ist auch nebenan.

Julia Sergon

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