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Stephan Landrock und seine Kollegen sorgen für die Sicherheit entlang der Gleise.
© Klaus Kurpjuweit

Berlin und Brandenburg: Bäum fällt! Ein Treffen mit dem Oberförster der Deutschen Bahn

Pendler müssen umsteigen, weil Bäume gefällt werden. Förster des Konzerns kümmern sich um die Sicherheit an den Gleisen. Pro Jahr gibt durchschnittlich rund 1500 Fällungen.

Zehntausende Pendler müssen dieser Tage umsteigen, auch heute wieder. Weil die Bahn viele Bäume stutzt und fällt (und 2018 dafür sogar Hubschrauber einsetzt), sind viele Linien von 8.30 bis 20.30 Uhr unterbrochen, Züge enden an anderen Bahnhöfen. Bis 10. Dezember wird der Bahnhof Jungfernheide (Umsteigepunkt zur U7 und zum Flughafen Tegel) nicht angefahren; betroffen sind wegen der Baum-Arbeiten die Linien RE4, RE6, RB10 und RB13.

Die Bahn hat sogar einen Oberförster. Sie gehen zwar nicht auf die Jagd, aber wie die Kollegen im Wald kümmern sie sich um Bäume, nur eben entlang der Gleise. Schließlich soll kein umstürzender Baum irgendwo die Gleise blockieren. Deshalb werden pro Jahr 1500 Bäume fachmännisch gefällt.

Auch Stephan Landrock ist Forstingenieur. Er leitet den Servicebereich Potsdam der DB Fahrwegdienste GmbH. 42 Mitarbeiter gibt es dort – und drei Forstingenieure. Man darf sie auch Oberförster nennen, erlaubt Landrock. Der 35-Jährige war zwölf Jahre als Offizier bei der Bundeswehr. Danach wollte der Ostfriese in den Wald, obwohl er diesen aus seiner Heimat um Aurich überhaupt nicht kannte.

Wer am Gleis arbeitet, braucht eine Spezialausbildung

Nach dem Forstingenieursstudium kümmerte er sich zunächst um einen gräflichen Privatwald, seit 2014 ist er bei der Bahn. Und musste erst wieder dazulernen: Wer am Gleis arbeitet, braucht eine Spezialausbildung in Sachen Sicherheit – bis zu Signalkenntnissen. Und fürs Baumklettern mit Seilen hat er sich auch ausbilden lassen; in München. Schließlich wolle er selbst beherrschen, was seine Mitarbeiter täglich können müssen.

Wie am Mittwoch. Am Bahnkreuz Wuhlheide turnt einer der Mitarbeiter auf einer Eiche herum, vielleicht rund 20 Meter hoch, fest angeseilt. Am Boden sichert ihn ein Kollege. Es besteht das Risiko, dass Äste auf eine Stromleitung der Bahn fallen, die durch den Wald führt. Nun sägt der Mann im Baum die Äste ab. Die Gefahr ist gebannt.

Pappeln und Robinien seien besonders bruchgefährdet

Wenige Meter weiter fällen Kollegen zwei Pappeln, die auf die Gleise stürzen könnten. Pappeln und Robinien seien besonders bruchgefährdet, sagt Landrock. Sie sollen deshalb im Sechs-Meter-Schutzstreifen neben den Gleisen nach und nach gefällt werden. Das kann dauern. Denn wenn ein Baum einen Umfang von mehr als 20 Zentimetern hat, muss die Naturschutzbehörde zustimmen. Immerhin müssen sich die Bahnoberförster um rund tausend Kilometer Gleise in Berlin und Brandenburg kümmern.

Jedes Jahr begutachten die Experten die Bäume entlang der Strecken. Abwechselnd mit und ohne Laub. Schäden an Stamm und Ästen könne man meist erkennen, sagt Landrock. Ist aber die Wurzel beschädigt, seien die Förster machtlos. Dann fällt auch schon mal ein Baum aufs Gleis.

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