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Verregneter Sommer: Alle Wetter: Extrem war das noch lange nicht

Im Großen und Ganzen liegt der Sommer in der Norm. Nur Regen gab’s zu viel. Während Spree und Landwehrkanal Massen von Schmutzwasser aufnehmen müssen, tut die Nässe dem Grün der Berliner Stadtparks gut.

Der Regen war schon mal wärmer. So lautet die Zwischenbilanz nach knapp vier Wochen Sommerferien. Wie im vergangenen Jahr stellte sich die Wetterlage nach einem knochentrockenen Frühjahr kurz vor Ferienbeginn um und machte den Weg frei für feuchte Luft und Wolken vom Atlantik. Auch die laufende Woche kann wettertechnisch bereits abgehakt werden: frischer Wind, viele Schauer und nur am Donnerstag mal mehr als 20 Grad. Doch Jörg Riemann vom Wetterdienst Meteogroup meldet einen kleinen Hoffnungsschimmer und einen großen: Zunächst solle es zu Beginn kommender Woche zumindest kurzzeitig schöner werden. Und für August seien die Aussichten richtig gut.

„Länger als acht, neun Wochen hält sich fast keine Wetterlage“, erklärt Riemann. Irgendwann werde also der stetige Nachschub der Regentiefs vom Atlantik abreißen. Außerdem habe sich die Luft rund ums Mittelmeer nach wochenlangem Sonnenschein enorm aufgeheizt, „weil sie kein Ventil hatte“, also das Wettergeschehen erstarrt war.

Wo die Grenze der Luftmassen verlief, gab es jeweils heftige Gewitter: Mit bisher 66 Litern Regen pro Quadratmeter hat der Juli sein statistisches Niederschlagssoll schon zur Halbzeit übertroffen. 30 Liter fielen am Referenzort Dahlem allein am 5. Juli. Im südlichen Brandenburg schüttete es sogar doppelt so viel: 113 Liter etwa in Lübben seit Monatsbeginn, 67 davon am 5. Juli. Auch der Juni war schon nasser als im langjährigen Mittel. Außerdem ein Grad kühler, was auch dem – nach schwülwarmem Start bisher noch relativ warmen – Juli noch passieren könnte. Normal wären jetzt Tageshöchsttemperaturen um 24 Grad, sagt Riemann.

Extrem war der Sommer bisher keineswegs, aber die Unwetter der vergangenen Wochen haben ihre Spuren in der Natur hinterlassen: kurzzeitiges Hochwasser an der Lausitzer Spree und reichlich Dreck in den Berliner Flüssen. Letzteres liegt vor allem an den „Mischwasserüberläufen“ aus den Kanälen der Berliner Wasserbetriebe (BWB): Bei starken Regengüssen ergießt sich die Mischung aus Straßenabwässern und Kanalisation in Spree und Landwehrkanal. Rund 1,5 Millionen Kubikmeter Schmutzwasser sind nach Auskunft einer BWB-Sprecherin seit Jahresbeginn in die Gewässer geflossen – rund 90 Prozent davon im Juli. Seit Jahren bauen die Wasserbetriebe Staustufen in ihre Kanäle, um die Brühe zu speichern, bis die Klärwerke wieder freie Kapazitäten haben. 223 000 Kubikmeter Speichervolumen seien bereits vorhanden, 300 000 sollen es bis 2020 werden.

Der Wasserqualität an den Badestellen hat das Wetter laut Landesamt für Soziales und Gesundheitsschutz (Lageso) bisher kaum geschadet. Allerdings sind einige Messungen rund zehn Tage alt und durch eine pauschale Warnung vor hineingespültem Dreck ergänzt worden.

Das städtische Grün sprießt dank der Nässe aus jeder Ritze – und Sträucher wuchern derart, dass sie Wege verengen und die Sicht auf manche Kreuzung behindern. Jürgen Götte vom Grünflächenamt Mitte berichtet, dass zehn Kollegen, die sonst Tiergarten und Straßenbäume wässern, jetzt Rasen mähen und Stauden schneiden. Dabei haben Straßenränder Vorrang vor Parks, in denen „jeder auf sich selbst aufpassen muss“. Die Nässe tue auch den früheren Grillplätzen im Tiergarten gut: Die Narben auf den Wiesen seien überwiegend schon verheilt.

Stefan Jacobs

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