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Künstliche Intelligenz wird auch die Filmwelt radikal verändern.
© Getty Images/iStockphoto

Künstliche Intelligenz und Filmwirtschaft: "Algorithmen treffen bessere Entscheidungen als Menschen"

Im Rahmen der Berlinale-Diskussion über Künstliche Intelligenz bei Hollywoods Anwälten Morrison Foerster wurde über Ethik und Rechtsprechung diskutiert.

Wer macht sich wen untertan? Das war eine der Ausgangsfragen zum Thema „Künstliche Intelligenz“ für die Berlinale-Diskussion bei Hollywoods Anwälten Morrison Foerster am Potsdamer Platz. Partnerin Christiane Stützle hatte ein hochkarätiges Podium zusammen gebracht. Das eindrucksvollste Beispiel hatte Volucap-Chef Sven Bliedung im Gepäck. Auf der seitlichen Übertragungswand, die das Podium zur besseren Sichtbarkeit zeigte, stand mitten zwischen den Teilnehmern plötzlich ein dicker Mann mit roten Hosenträgern. Verblüfft versuchten die echten Teilnehmer den Mann zu fassen zu kriegen - und griffen ins Leere. Er war ja nur virtuell da, herbeigezaubert mit dem Smart Phone des Gründers der „Virtual Reality Association Berlin Brandenburg“.

Bei solchen Möglichkeiten sah Christiane Stützle jede Menge neuer Einsatzfelder für Medien- und Filmanwälte. US-Kulturattaché David Mees gab eingangs zu bedenken, dass neue technische Möglichkeiten schon immer Gegenstand von Filmen gewesen seien und nannte Fritz Langs „Metropolis“ als Beispiel. Derek Wax hatte unheimliche Szenen aus der Serie „Humans“ dabei. Was wenn künstliche Menschen ein Bewusstsein bekommen und trotzdem von Menschen wie Sklaven gehalten werden? Auch da tut sich ein weites Feld auf in Sachen Ethik und Rechtsprechung.

Ein Presseausweis von "Robert Roboter"

Algorithmen treffen bessere Entscheidungen als Menschen, konstatierte provokativ die Geschäftsführerin der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Christiane von Wahlert. „Mit dieser Demütigung müssen Menschen erstmal fertig werden."

Künstliche Intelligenz ist dem Menschen beim Autofahren überlegen, ist zum Beispiel besser, wenn es um die Unfallvermeidung geht, war sich BMW-Repräsentantin Nicola Brüning sicher.

Wie weit die Künstliche Intelligenz schon gediehen ist, fasste der Medienwissenschaftler Klaus Goldhammer zusammen. Er begann seinen Vortrag, indem er ein Bild zeigte, das kürzlich auf einer Auktion für 432.000 Dollar unter den Hammer kam - erstellt von Algorithmen. Schon jetzt ist er sich sicher, dass 90 Prozent der Nachrichten im Jahr 2026 von Computern geschrieben werden und verwies in dem Zusammenhang auf die etwa 70.000 Fußballberichte, die bereits jetzt von Künstlicher Intelligenz verfasst werden.

Das Bauchgefühl ist demnach im Sinkflug begriffen. Wo man früher ein Manuskript emotional beurteilte, übernimmt die Künstliche Intelligenz mit erheblich besseren Prognosequoten. Auch beim Komponieren sind die Computer auf dem Vormarsch.

Und ähnlich wie bei den Flugpreisen wissen Computer am besten, wann welches Kinoticket wieviel kosten muss. Als Beispiel hatte er einen Ausschnitt aus einer chinesischen Nachrichtensendung mitgebracht mit einem durchaus gut aussehenden künstlichen Menschen am Mikro. Und einen Presseausweis für „Robert Roboter“.

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