Berliner CDU-Politiker über seinen Vater: "Alfred Dregger hätte die AfD angegriffen"
Die AfD versucht, als politische Erbin des CDU-Konservativen Alfred Dregger dazustehen. Dieser hätte sich dagegen verwahrt, schreibt sein Sohn, der CDU-Politiker in Berlin ist.
Vater Alfred war von 1982 bis 1991 Chef der CDU/CSU- Bundestagsfraktion und gehörte zu den Konservativen in der Partei. Unter seinem Vorsitz ab 1967 stieg die hessische CDU zur stärksten Kraft im Landtag auf. Von ihm stammt auch der CDU-Wahlkampfslogan aus den 1970ern "Freiheit statt Sozialismus". Hier schreibt sein Sohn, warum sein Vater mit der AfD nichts gemein gehabt hätte.
Alfred Dregger war ein leidenschaftlicher demokratischer „Streiter für Deutschland“. Gerne zitierte er Perikles, den Bürgermeister Athens in den Hochzeiten der antiken Demokratie. Der sagte: „Wisset, dass das Geheimnis des Glücks die Freiheit, der Freiheit Geheimnis aber der Mut ist.“ Zu keinem Zeitpunkt hat Alfred Dregger politische Überzeugungen dem Opportunismus geopfert – er hat immer danach gefragt, was im Interesse Deutschlands ist. Die Positionen der AfD sind es nicht.
Der überzeugte Europäer
Alfred Dregger war überzeugter Europäer. Er sah das sich einigende Europa in der Tradition des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, das von 800 bis 1806 einen Interessensausgleich unter den europäischen Völkern nach innen und Schutz nach außen zu gewährleisten versuchte. Er betonte die europäische Identität der Völker Europas und forderte eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik, um das politische Gewicht Europas auch im Interesse Deutschlands zur Geltung bringen zu können. Dem Bestreben der AfD, die Europäische Einigung zurückzudrehen und die gemeinsame europäische Außen- und Sicherheitspolitik aufzugeben, würde er als Schwächung Deutschlands eine klare Absage erteilen.
Der überzeugte Atlantiker
Alfred Dregger war ein überzeugter Atlantiker. Er betrachtete das Bündnis der demokratischen Staaten, insbesondere mit den USA, als Garant für die Freiheit Deutschlands. Das würde er heute in den Zeiten des internationalen Terrorismus mit gleicher Klarheit vertreten. Der Forderung der AfD nach Abzug der alliierten Truppen aus Deutschland würde er als Schwächung der Nato und der Sicherheit Deutschlands entgegentreten.
Alfred Dregger suchte den Ausgleich mit Russland, aber nie zulasten des westlichen Bündnisses. Er hätte sich mit aller Deutlichkeit gegen die Unterstützung der Annexionspolitik Russlands durch die AfD gewandt. Ebenso wie die Linke macht sich die AfD zum Vasallen Russlands, fördert die Instabilität in Osteuropa und untergräbt die bisher erfolgreichen Anstrengungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Stabilisierung der Lage. Das wäre mit Alfred Dregger nicht zu machen.
Für das Bündnis mit den USA
Alfred Dregger verband Geschichtsbewusstsein und Weltoffenheit. Er hatte höchste Achtung vor den Weltkulturen, insbesondere vor der arabischen Kultur des Mittelalters. Häufig erzählte er von Kaiser Friedrich II., der mit der arabischen Kultur aufgewachsen war und den Interessenausgleich mit muslimischen Arabern, die friedliche Übergabe Jerusalems und den freien Weg für christliche Pilger in die Heilige Stadt erreicht hatte. Alfred Dregger war kulturgeschichtlich gebildet. Pauschale Herabwürdigungen anderer Kulturen – wie sie von Frontleuten der AfD zu hören sind – lagen ihm fern.
Trotz allen demokratischen Streits waren Alfred Dregger die Einheit und der Zusammenhalt Deutschlands oberstes Anliegen. Er hätte heute den Begriff der Nation in die Welt der Globalisierung übertragen. Er hätte als vorbildlichen Deutschen akzeptiert, wer sich für unser Land einsetzt, wer die Werte des Grundgesetzes vertritt, wer die deutsche Kultur und Sprache sein eigen nennt und wer sich für das Wohlergehen unseres Landes einsetzt. Er hätte die AfD dafür angegriffen, dass sie einen Teil des deutschen Volkes pauschal aufgrund von Hautfarbe, Herkunft oder Religion auszugrenzen versucht. Er hätte deutlich gemacht, dass undifferenzierte Pauschalkritik gerade vorbildlich integrierte Deutsche trifft, sie unserem Land entfremdet und in andere Identitäten treibt. Das ist nicht in deutschem Interesse.
Er hätte das Abkommen mit der Türkei begrüßt
Und Alfred Dregger liebte sein Vaterland. Keine Feindseligkeit des linken Zeitgeistes konnte ihn davon abhalten, die Wiedervereinigung in Freiheit als übergeordnetes Ziel zu erhalten. Dabei war er in der Lage, den Menschen mit verständlichen Worten zu erklären, warum die Politik der CDU im deutschen Interesse ist. Das würde er auch heute können. Er würde erklären, dass der wirksamste Schutz Deutschlands vor illegaler Masseneinwanderung an Europas Außengrenzen zu erfolgen hat. Er würde es begrüßen, dass das in Rekordzeit verhandelte EU- Türkei-Abkommen das gefahrvolle Übersetzen von Zehntausenden von Menschen durch Schlepperbanden in der Ägäis und den Migrationsstrom über die Türkei nach Europa gestoppt hat. Er würde die Türkei dafür loben, dass sie nicht nur ihre eigenen Staatsbürger zurücknimmt, sondern auch alle Drittstaatenangehörige, die über die Türkei nach Europa zu gelangen versuchen. Alfred Dregger hätte den erfolgreichen Kurs unserer Kanzlerin unterstützt. Und er hätte sich gegen diejenigen gewandt, die wie die AfD sowohl den übergroßen Zustrom von Migranten im letzten Jahr kritisieren als auch das wirksamste Mittel hiergegen, ohne einen Alternativvorschlag unterbreiten zu können.
Patriot wider den Zeitgeist
Alfred Dregger war ein Patriot wider den Zeitgeist. Denn in seiner Zeit wurde Vaterlandsliebe aus dem linken Spektrum bekämpft. Die AfD hingegen ist rechtspopulistisch mit dem Zeitgeist. Der Zeitgeist aber dreht sich. Ein wahrer Patriot steht. Oder um es in den Worten des großen deutschen Nationaldichters Goethe auszudrücken, die Alfred Dregger wiederholt zitiert hat: „Wer in schwankenden Zeiten auch schwankend gesinnt ist, der mehret das Übel und breitet es weiter und weiter. Doch wer fest auf dem Sinne beharrt, der bildet die Welt sich.“
Burkard Dregger ist Mitglied des Abgeordnetenhauses und des Berliner CDU-Präsidiums. Sein Vater Alfred war von 1982 bis 1991 Chef der CDU/CSU- Bundestagsfraktion.
Burkard Dregger