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Eines der jüngsten Projekte des Architekten Frank Gehry ist das geplante Wohnhaus am Alexanderplatz. Schon im nächsten Jahr soll mit dem Bau des 150 Meter hohen Gebäudes begonnen werden. Auf den...
© dpa

Senat will Masterplan überprüfen: Alex soll "Hochhausstandort" bleiben

Die Koalitionsfraktionen SPD und CDU korrigieren die Pläne des Senats und schützen den Baubestand. Trotzdem soll Berlins größter Verkehrsknotenpunkt ein Standort für Hochhäuser bleiben.

Jetzt will das Parlament neuen Schwung in die Pläne für den Alexanderplatz bringen, der trotz viel Laufpublikum und breiter Debatten bis heute eine städtebauliche Einöde geblieben ist. Die Koalitionsfraktionen SPD und CDU sind jedenfalls der Meinung, dass allein der 150 Meter hohe Wohnturm des US-Investors Gerald Hines den Platz nicht retten wird. Deshalb wird der Senat in einem gemeinsamen Antrag aufgefordert, den 20 Jahre alten Masterplan für den Alex zu überprüfen – mit dem Ziel, „Investitionsblockaden und Stagnation“ durch eine „bestandsorientierte Weiterentwicklung“ zu beseitigen.

Trotzdem soll der Alex ein „Hochhausstandort“ bleiben, legten Sozial- und Christdemokraten den planerischen Rahmen fest. Außerdem fordern sie eine „Durchwegung nördlich der Alexanderstraße“, um dieses Quartier enger mit dem Platz zu verzahnen. Und einige markante Bauten aus DDR-Zeiten, in die mittlerweile viel Geld für neue Nutzungen investiert wurde, werden als „integraler Bestandteil der Identität des Alexanderplatzes“ anerkannt. Das seien insbesondere das Park Inn (das ehemalige Hotel Stadt Berlin), das Haus des Reisens und das Haus der Elektroindustrie.

Günstige Zeit für Veränderungen am Alexanderplatz

„Mit dem Koalitionsantrag wollen wir der Debatte um den Alex neue Impulse geben“, sagte der SPD-Stadtentwicklungsexperte Daniel Buchholz am Dienstag dem Tagesspiegel. Schließlich handele es sich um Berlins größten Verkehrsknotenpunkt und einen zentralen Teil der Innenstadt, der unbedingt aufgewertet werden müsse. Außerdem ist die Zeit günstig, um bauliche Veränderungen zu forcieren. Denn die gesetzliche Siebenjahresfrist zur Umsetzung bestehender Bebauungspläne ist abgelaufen. Deshalb kann das Land Berlin „im Rahmen seiner Planungshoheit und der ausgeübten Nutzungsrechte das Planungsrecht entschädigungsfrei ändern und anpassen“. So wird der SPD/CDU-Antrag begründet, der am Donnerstag im Abgeordnetenhaus eingebracht und anschließend in den Fachausschüssen beraten wird.

In Planung: der spektakuläre Wohnturm nach einem Entwurf des Star-Architekten Frank Gehry

Städtebauliche Orientierung für den Alexanderplatz ist immer noch der Masterplan des Architektenteams Kollhoff/Timmermann, der 1993 aus einem internationalen Wettbewerb als Sieger hervorging. Dazu gehören zehn Hochhäuser in zwei Reihen, von denen bis heute keines gebaut wurde. In Planung ist nur der spektakuläre Wohnturm nach einem Entwurf des Star-Architekten Frank Gehry. Vor zwei Jahrzehnten galt es noch als selbstverständlich, dass ein großer Teil der Bauten auf dem Alex zugunsten der Hochhäuser abgeräumt wird. Jetzt geht die rot-schwarze Koalition davon aus, dass die Kollhoff’schen Wolkenkratzer „mittelfristig keine Aussicht auf Umsetzung haben, da sie in weiten Teilen den sanierten und genutzten Bestand überplanen“.

Linksfraktion fordert neuen städtebaulichen Wettbewerb.

Reise in die Vergangenheit. Das Haus des Reisens soll als Symbol der DDR-Architektur erhalten bleiben.
Reise in die Vergangenheit. Das Haus des Reisens soll als Symbol der DDR-Architektur erhalten bleiben.
© Kai-Uwe Heinrich

Einzelne Vorhaben nehmen SPD- und CDU-Fraktion besonders aufs Korn: Das geplante Hochhaus neben dem Einkaufszentrum Alexa soll überprüft werden, weil es die Sichtachse vom Frankfurter Tor und der Karl-Marx-Allee zum Fernsehturm beeinträchtigen könnte. Auch das Park Inn und dessen Sockel dürfen durch die Hochhauspläne in ihrem Bestand nicht gefährdet werden. Das Haus der Statistik und dessen Umfeld sollen besser an die Karl-Marx-Allee angeschlossen werden. Ob weitere Planungen und Wettbewerbe im Bereich des Alex nötig sind, soll mit den Grundstückseigentümern, Nutzern und dem „Masterplaner“ Kollhoff eng abgestimmt werden.

Linksfraktion fordert neuen städtebaulichen Wettbewerb

Die Linksfraktion ist mit den Absichten der Koalition nicht einverstanden. Deren Stadtentwicklungsexpertin Katrin Lompscher forderte stattdessen, den alten Masterplan durch einen neuen städtebaulichen Wettbewerb zu ersetzen. Das Abgeordnetenhaus dürfe sich nicht durch Einzelvorhaben, die nach und nach realisiert würden, vor vollendete Tatsachen stellen lassen. Auch müssten die betroffenen Anwohner an den Planungen besser beteiligt werden. „Immer noch sollen dominante Einzelbauwerke entstehen, die mit dem Fernsehturm als Stadtkrone aufs Peinlichste konkurrieren“, sagte Lompscher. Die Stadtkrone ist nicht nur am Alexanderplatz ein Thema. Demnächst wollen sich die Koalitionsfraktionen mit dem Senat über Hochhauspläne an diversen Stellen der Stadt auseinandersetzen.

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