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Andreas Geisel hat der Feuerwehr am Freitag zehn neue Lösch- und Hilfsfahrzeuge vor dem Schloss Charlottenburg übergeben.
© dpa

Neue Fahrzeuge für die Feuerwehr: Alarmstufe rot

Für die Berliner Feuerwehr gibt es neue Fahrzeuge. Beim Katastrophenschutz fehlt es dagegen an allen Enden.

Freude bei den einen, Klagen bei den anderen. Die Berliner Feuerwehr konnte am Freitag zehn neue Lösch- und Hilfsfahrzeuge im Wert von mehr als fünf Millionen Euro entgegennehmen. Der Kauf von 144 weiteren Fahrzeugen für verschiedene Einsätze ist geplant, wie Innensenator Andreas Geisel (SPD) ankündigte. Außerdem bekommt die Feuerwehr zusätzlich zu bisher schon 350 neuen Personalstellen weitere rund 400 Stellen. Das Rote Kreuz (DRK) und andere Berliner Hilfsorganisationen beklagten hingegen gleichzeitig ihre völlig überalterten Fahrzeuge und baufälligen Gebäude und forderten dringend mehr Geld vom Senat für den Katastrophenschutz.

Die neuen acht Meter langen und 14 Tonnen schweren Löschfahrzeuge wurden von Geisel vor dem Schloss Charlottenburg übergeben. Sie können 1200 Liter Wasser transportieren und wurden nach den Wünschen der Berliner Feuerwehr gebaut. Sie ersetzen einen Teil der inzwischen sehr alten Löschfahrzeuge im Bestand. In Berlin klagte die Feuerwehr schon länger über veraltete Ausrüstung und hohe Arbeitsbelastung.

Die Fahrzeuge gehörten zu einem Modernisierungspaket. Geisel sagte, seit 2018 habe die Feuerwehr damit 74 neue Fahrzeuge erhalten: Löschfahrzeuge, Rettungswagen, Notarztwagen und Einsatzleitwagen. 2018 und 2019 waren dafür rund 18 Millionen Euro bereitgestellt worden. Außerdem gab es Geld für die Sanierung von Feuerwachen und höhere Gehälter. Weitere 144 neue Fahrzeuge für die Feuerwehr sollen dazukommen. Nach Angaben von Feuerwehrchef Karsten Homrighausen gehören dazu allein 70 der am Freitag vorgestellten Lösch- und Hilfsfahrzeuge, dem „Arbeitstier“ und „Rückgrat“ der Feuerwehr. Bis 2021 sollen sie gekauft werden.

Hilfsorganisationen beklagen Mängel

Von diesen Zahlen können die Hilfsorganisationen Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Arbeiter Samariter Bund (ASB), Malteser Hilfsdienst, Johanniter Unfallhilfe und DLRG nur träumen. Um auf ihre finanzielle Situation und Mängel der Ausrüstung aufmerksam zu machen, luden sie in den DRK-Standort Neukölln ein. Beklagt wurden verrostete Fahrzeuge, die 20 Jahre und älter sind, Räume mit maroden Decken, hoher Luftfeuchtigkeit und fehlenden Heizungen. Selbst eine Feldküche von 1968 sei noch im Gebrauch. Bei den anderen Hilfsorganisationen hat man mit gleichen Problemen zu kämpfen. „Katastrophenschutz ist Landessache, und das Land muss seiner Verantwortung gerecht werden“, sagte Gudrun Sturm, Vorstandsvorsitzende des DRK-Landesverbandes.

Die Hilfsorganisationen fordern Mittel in Höhe von drei Millionen Euro, je eine Million für die laufenden Kosten, den Fuhrpark und die Gebäude. Im Entwurf des Doppelhaushalts 2020/21 fänden sich „trotz guter Gespräche“ die Wünsche der Hilfsorganisationen nicht wieder. So sei dort nur ein Gerätewagen Betreuung vorgesehen, sieben wären bis 2021 notwendig, wie Hardy Häusler, DRK-Kreisgeschäftsführer, vorrechnet. „Bis 2021 wird sich der bestehende Fuhrpark halbieren, die Fahrzeuge sind dann nicht mehr einsatzfähig“, warnte Häusler.

Gemeinsam bekommen die Organisationen 155.000 Euro im Jahr. das DRK 80.000 Euro, die DLRG 11.000 Euro. „Etwa 20 Prozent unserer Mittel sind vom Land, die anderen 80 Prozent kommen aus Spenden und von Fördermitgliedern,“ sagte Häusler. „Ohne die Spenden wäre das System schon vor fünf oder zehn Jahren zusammengebrochen.“ Auch sinke die Zahl der Ehrenamtlichen, es gebe ein Nachwuchsproblem. „Wir werden immer unattraktiver.“ (mit dpa)

Tim Spark

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