Nach dem Parteitag in Berlin: AfD wählt Spitzenkandidaten fürs Abgeordnetenhaus
Die AfD kann damit rechnen, im Herbst ins Berliner Parlament einzuziehen. Zu einer Redepassage gibt es unterschiedliche Auffassungen - hier ein Audiomitschnitt.
Die Berliner Alternative für Deutschland (AfD) stellt auf einem zweitägigen Parteitag ihre Landesliste auf. Zum Spitzenkandidaten gewählt wurde am Sonnabend mit 160 Stimmen der Landesvorsitzende Georg Pazderski. Der 1951 geborene Betriebswirt und Berufsoffizier im Ruhestand stand auf Vorschlag seiner Co-Vorsitzenden Beatrix von Storch zur Wahl. Zwei waren spontan gegen ihn angetreten: Vorstandsmitglied Hugh Bronson, der aber nur 44 Stimmen für sich gewinnen konnte, und eine Ex-Piratin aus Bremen, Beate Prömm, die nur 36 Stimmen bekam. Auf den folgenden Listenplätzen gewählt wurden Karsten Woldeit, der zehn Jahre bei der CDU war, Ronald Gläser, Pressesprecher der AfD, Frank-Christian Hansel und Hans-Joachim Berg, beide Vorstandsmitglieder des Landesverbandes.226 stimmberechtigte Mitglieder waren ins Maritim Hotel in Tiergarten gekommen, um ihre Landesliste aufzustellen.
Die Liste sollte 60 Kandidaten für die Abgeordnetenhauswahl im September 2016 umfassen. Ursprünglich hatte die AfD Berlin mit 25 Listenplätzen gerechnet. Nachdem die AfD bei den Landtagswahlen im März in drei Landtage mit zweistelligen Ergebnissen eingezogen war, wurde man auch für die Hauptstadt optimistischer. Die aktuellen Umfragewerte von Infratest Dimap sehen die AfD in Berlin bei 13 Prozent. Allerdings zog sich die Wahl hin, stand am Sonnabend nach fünf Stunden Debatte um 15 Uhr erst nur der Spitzenkandidat fest. Die restlichen Listenplätze wurden in einer Neunergruppe und fünf Zehnergruppen gewählt. Für die erste Neunergruppe stellten sich aber schon 24 Kandidaten zur Wahl. Jedes davon hatte vier Minuten Redezeit, um sich vorzustellen.
Zu seinem Antritt sagte Pazderski, dass die AfD schon längst die politische Agenda in Deutschland bestimmen würde. „Unsere Themen werden Land auf, Land ab heiß diskutiert“, rief er den Mitgliedern zu. Das sei so, weil ihre Themen die Themen der Bevölkerung seien. „Am liebsten beschäftigen sich die etablierten Parteien damit, wer mit wem ins Bett muss, um Plätze an den Fleischtöpfen zu gewinnen“, sagte Pazderski und nannte die Koalitionsbildung in Rheinland-Pfalz als Beispiel. Man werde sich an den „Koalitionsspielchen“ nicht beteiligen und sich nicht verbiegen lassen, wie die anderen. Berlin sei zu wichtig, um es den „Müllers, Henkelmännern oder einem ergrauten Wolf zu überlassen“, sagte Pazderski. Ob er Harald oder Udo Wolf (beide auf der Landesliste der Linken) meinte, ließ er offen. Warum er den Spitzenkandidat der Linken, Klaus Lederer, nicht nannte, auch. Bei den Grünen fiel ihm angeblich gar kein Name der Spitzenkandidaten ein. Er bot demjenigen im Saal 20 Euro, der die Viererspitze der Grünen benennen könnte „ohne nachzuschauen“. Er betonte, dass Berlin eine echte Opposition wolle. Das ist auch erklärtes Ziel der AfD: Sie wollen nicht regieren, sie wollen in die Opposition. Die AfD gab auch ihren Werbespruch für die Wahl bekannt: „Unbequem, echt, mutig“.
Hinweis der Redaktion: In der ersten Version des Textes stand, dass Georg Pazderski in seiner Ansprache versicherte, "die AfD bleibt rechts". Auch bei mehrmaligem Nachhören des Audiomitschnitts ist dies so zu verstehen. Der Pressesprecher der Berliner AfD, Ronald Gläser, wies jedoch darauf hin, dass es "die AfD bleibt echt" geheißen habe und zeigte das entsprechende Redemanuskript vor. Zum Nachhören fügen wir hier die strittige Sequenz als Mitschnitt ein.